Einige Zeit ist schon ins Land gestrichen, seit auf dem Feel Festival 2015 die Zelte abgebaut wurden. Wir wollen dennoch einige Worte über diesen Festivalschatz verlieren, jetzt, nachdem wir uns wieder ein wenig gefangen haben.
Keine Frage, das Feel Festival ist eines der bezauberndsten Festivals, das auf deutschem Boden zu finden ist. Neuerdings versteckt am malerischen Bergheider See in der Nähe vom brandenburgischen Finsterwalde, lässt es mit seiner herzig-familiären Athmosphäre, liebevoller Dekoration und ausgefallenen Kunstinstallationen, seinen schönen, glitzernden Festivalbesuchern und nicht zuletzt einem durchdachtem Line-Up so manch anderes Festival alt aussehen.
Das erste Argwohnen, da das Feel Festival seine alte Heimat, den idyllischen Kiekebusch See zurücklassen musste, verflog schnell bei dem Anblick des neuen Schauplatzes am Bergheider See: ein riesiger See, bei dessen Anblick man gedanklich in kindliche Badeausflüge zurückgeworfen wird, der Blick auf das Stahlkolloss des Besucherbergwerks F60, das alle Kräne auf dem Ferropolis-Gelände wie Spielzeug-Bagger aussehen lässt und der in einem Wäldchen liegende, seeligste Campingplatz von allen.
Überhaupt war es auch auf dem Feel Festival 2015 wieder ein Ding der Unmöglichkeit lange in schlechter Laune zu schwelgen – wegen der bezaubernd gestalteten Umgebung, wegen all den gutaussehenden und gut gelaunten Menschen und nicht zuletzt wegen den zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen.
Ganz sicher Highlights waren Christoph Annen, Henning May und Severin Kantereit – AnnenMayKantereit. Was soll man noch zu diesen jungen Herren sagen, die Wort- und Ton verliebt, unprätentios und mit von den noch so banalsten Alltäglichkeiten des Lebens singen, als hätten sie bereits 60 Jahre Lebenserfahrung auf dem Buckel.
Genauso ein Highlight waren WANDA, die in Wiener Schmäh mit kreisenden Hüften, offenem Hemd und Schnaps-Atem politisch unkorrekt und subversiv über die Untiefen der Liebe singen und man nicht umhin kann, sich davon mitreißen zu lassen.
Gleiches gilt immer wieder für K-Paul, der schon zum Inventar des Feel Festivals gehört. Auch in diesem Jahr konnte sein Set, das er in einem beeindruckenden, selbstgebauten Baumhaus im Zauberwald zum Besten gab, was. Mit einreihen dürfen sich hier auch Lexer, Fjaak, Micronaut und – wie sollte es anders sein – die herrlich durchgedrehten Residents von Schluck den Druck. Einzig übertroffen von dem wunderwunderwunderbaren Konstantin Sibold, der wiederum zusammen mit Leif Müller in einem selbstgebauten Piratenschiff vor der herrlichen Seekulisse mit seiner Gute-Laune-Musik beinahe erfolgreich versuchte, den Regen zurück in die Wolken zu zwingen.
Zwischendrin seinen Highlights wanderte man umher, lies sich vom herrlich beleuchteten, aus Holzbrettern nachgebautem Prince Charles zur in den Wäldern versteckten Burg Schnabel, zurück in das altbekannte Iglu und von dort aus in das stets verlässliche Ex!T tragen, unerlässlich das Tanzbein schwingend oder die vielen kleinen, selbst gebauten Ruheoasen erkundschaftend.
Das Feel Festival schafft, was nur wenigen Festival ohne große Prätention gelingt, und entwickelt eine ganz eigene Festivalstimmung, die man, kaum angekommen, für sich aufnimmt und von der man sich über das Wochenende tragen lässt. Ohne sich von Timelines, vielleicht noch besser gelaunten Menschen oder ein paar Regentropfen beirren zu lassen. Für jedermann ist etwas dabei – Hip Hop, Techno, Electro, Pop, Lautes, Leises, Schnelles, Langsames, Oldies und Newcomer – ohne, dass sich Bühnen oder Menschen in die Quere kommen. Es ist wirklich nicht 68er zu sagen, dass sich auf dem Feel Festival alle lieb haben, weil alle das Feel Festival lieb haben – und vice versa.
Darum ist eines gewiss: wir haben auch noch nach drei Jahren das Feel Festival so lieb wie am ersten Tag, denn selbst wenn man sich nur vier Tage im Jahr sieht, lebt man die übrigen 316 Tage mit den allerschönsten Erinnerung. Drum möchten wir das Feel Festival mit seinem alle bezierzenden Charme, seinem immerfröhlichem Lächeln im gutaussehenden, glitzernden Gesicht, seinem Spaß am Leben und seinem guten Musikgeschmack auch fortan nicht in unserem Leben missen!
Wir sehen uns also im nächsten Jahr vom 07. – 11. Juli 2016, wenn unsere Beziehung in das vierte Jahr geht. Oder bereits an Nikolaus, wenn die erste Stufe der Frühbuchertickets wartet, von uns eingesackt zu werden.