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Fleet Foxes – dto.

Ist man beim Musik-Stadt-Land-Fluss-Spiel beim Buchstaben S angelangt, braucht es schon einige Sekunden, um in der Eile etwas anderes als bei Stadt Seattle und bei Label Sub Pop hinzukritzeln. Fern vom damit assozierten legendären Grunge-Krach und nicht ganz so fern von Holzfällerhemden wurde genau dort nun das fabelhafte selbstbetitelte Debut der Fleet Foxes veröffentlicht. Unbedingt für die F-Runde merken und verzaubern lassen!

Das Quintett, das seine Musik selbst als „baroque harmonic pop jams“ bezeichnet, besteht aus den Jugendfreunden Robin Pecknold und Skyler „Skye“ Skjelset, sowie den Seattler Musikern Casey Westcott, Joshua Tillman und Chris Wargo, alle in ihren frühen Zwanzigern. Unzählige Vergleiche wurden bereits bemüht, um sich dem anzunähern, was die Fleet Foxes da auf welcher Art von Tonträger auch immer gebannt haben. Im Grunde ist es ganz schlichte, warme und zeitlos klingende Folk-Musik mit einem guten Gespür für Melodien – das alles nur von einer Schönheit, der man mit der Zeit einfach erliegen muss.

Die Fleet Foxes sind keine Hippies, auch wenn sie mit ihren für Folk-Kapelle schon fast unverzichtbaren Bärten und langen Haare zumindest einiger Bandmitglieder so aussehen und nicht selten danach klingen. Man hört den jungen Herren ihre Einflüsse aus dem elterlichen Plattenschrank an. Die musikalische Sozialisation mit 60er Jahre Folk-Heroen wie Bob Dylan, Joni Mitchell, Paul Simon & Art Garfunkel, Fairport Convention, den Beach Boys, Crosby, Stills & Nash oder den Byrds lässt sich nicht leugnen, wenn man den elf Titeln dieses großartigen Debuts lauscht, von denen jeder einzelne eine kleine Zeitreise in sich birgt ohne sich dabei aber in der Verganganheit zu verlieren. Wem diese Namen bedauernswerterweise nichts mehr sagen, seien noch aktuellere Referenzen wie Band of Horses, The Shins, Midlake, Animal Collective, My Morning Jacket oder Yeasayer um die Ohren geknallt. Mit den ersten beiden hat man auch den Produzenten Phil Ek gemein.

Während Sänger Pecknold bei „Sun It Rises“ noch sanft ins Mikrofon haucht, dominieren auf den übrigen Stücken harmonischer Chorgesänge und chorale Harmonien, die mitunter für interessante Dynamiken sorgen („Ragged Wood“), aber auch schnell Gefahr laufen, ins Sakrale abzurutschen. Die warmen Orgelklänge und paukenden Drums sind geladen mit einer Nostalgie und Sehnsucht nach idyllischer Weite, wie sie auch schon Jan Bruegels Gemälde „Die Niederländischen Sprichwörter“ auf dem Plattencover verspricht. Als die Welt noch in Ordnung war oder so ähnlich. Danach klingt auch diese Scheibe: verträumt und melancholisch, mal durchsetzt mit E-Gitarre, mal mit Banjo oder scheppernd mit Tamburin oder ganz akustische wie der „Tiger Mountain Peasant Song“ oder „Oliver James“.

So heile ist die Welt dann auf den zweiten Blick aber doch nicht mehr. Gerade „White Winter Hymnal“, das hypnotisch stampfend und mantrisch um eine eigentlich poppige Melodie kreist, offenbart die düstere Ader der fuchsischen Texte:

„I was following the pack. All swallowed in their coats. With scarves of red tied ‘round their throats. To keep their little heads from fallin’ in the snow“

Definitiv eins der interessantsten Alben 2008 bisher.

VÖ: 08. August 2008

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