Wenn junge Singer-Songwriter heutzutage in die Welt hinausziehen, erinnert es zum größten Teil nur wenig an die alten Zeiten, in denen diese Zunft nur aus Barden bestand, die nicht an einem Ort verweilen wollten und dabei ihre Musik benutzten, um die Geschichten zu erzählen, die die Menschen ihrer Meinung nach hören sollten. Mit Poetry Of The Deed versucht Frank Turner diese Ideologie zurück zu bringen und lässt dabei noch viel mehr wieder aufleben.
the only people for me are the mad ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, deserious of everything at the same time, the ones who never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn burn, like faulous yellow roman candles exploding like spiders across the starts.
(jack kerouac)
Die Liste der Künstler ist lang, die Jack Kerouac dazu benutzen, um ihre innere Zerrissenheit mit der Beständigkeit und dem Leben zu betonen, doch keinem Menschen glaubt man es irgendwie so sehr wie Frank Turner. Der englische Singer-Songwriter, der die letzten drei Jahre ständig unterwegs war, Konzerte über Konzerte spielte, immer den Horizont bereiste, um seine Musik spielen zu können, besitzt diesen ganz besonderen Blick auf die Welt, wie man ihn sonst nur von den Helden des Folk gewöhnt ist. Dabei begann Frank Turners musikalische Karriere eigentlich als Sänger der hoch angesehenen Hardcore-Band Million Dead, doch nachdem sich die Band 2005 auflöste, entschloss sich Frank Turner dazu alleine weiterzumachen. Sein Debütalbum Sleep Is For The Week brachte er 2007 heraus und erarbeitete sich damit bereits einen gewissen Status. Sein stetiges Touren jedoch führte dazu, dass er mit der Veröffentlichung seines zweiten Albums Love Ire & Song im Jahr 2008 bereits einen unerwarteten Bekanntheitsgrad sowohl in England, als auch in Amerika erreichte. In Deutschland konnte man Frank Turner bisher nur durch seine Auftritte im Vorprogramm der Konzerte von The Gaslight Anthem Anfang dieses Jahres bewundern, doch mit seinem nun erscheinenden dritten Album Poetry Of The Deed kommt man nun auch endlich hier zu Lande in den Genuss dieser kongenialen Songwriter-Kunst.
Obwohl Frank Turner bereits mit Love Ire & Song gezeigt hat, dass er in England zu Recht zu einem gefeierter Künstler erklärt wurde, ist Poetry Of The Deed noch einmal ein weiterer Schritt nach vorne. So hat Turner bisher nur bei Livekonzerten auf eine Band zurückgegriffen, dieses Mal nahm er die Songs bereits von Beginn an im Kollektiv auf und das wird dann auch direkt beim Einsetzen des ersten Liedes „Live Fast Die Old“ offensichtlich: Statt einer einzelnen Gitarre gibt es Klavier und Schlagzeug und man fragt sich zu Recht, ob dies wirklich das neue Album von Frank Turner ist. Der Mann, der sonst in seiner Rolle als einsamer Singer-Songwriter aufging, übergibt die Macht der ersten Töne an seine Band, tritt einen Schritt zurück und macht damit alles richtig. you’d rather burn out than fade away? well why not both, i plan to stay („Live Fast Die Old“) Wer bereits im ersten Song ein Zitat von Kurt Cobain in Frage stellt, muss man Freund nennen. Hier wird direkt der Grundstein für eine Platte gelegt, die nur so vor Emotionalität, Kaltschnäuzigkeit und Aufrichtigkeit strotzt.
Frank Turner zeigt hier auf ganzer Länge, dass er ein Idealist ist. Ihm merkt man an, dass seine Textzeilen nicht einfach nur Gehabe sondern für ihn wirklich Leben bedeutet. Natürlich steckt dann in beinahe jeder Zeile noch die alte Punk-Rock und Hardcore Vergangenheit, doch weniger auf die Musik, als viel mehr auf die Ziele bezogen, die im Laufe der Jahre verloren gingen. because the only thing that punk rock should ever really mean is not sitting round and waiting for the lights to go green, and not thinking that you’re better because you’re stood up on a stage. („Try This At Home“) In gewisser Weise lebt Frank Turner hier eine Utopie vor, die man nur zu gerne glauben und in der man selber gerne leben möchte. Doch manchmal ist es einfach nur gut zu wissen, dass es dort draußen weiterhin Menschen gibt, für die Freiheit mehr bedeutet, als finanzielle Unabhängigkeit oder der eigene Traumberuf. so if ever a man should ask you for your business, or your name, tell him to go and fuck himself, tell his friends to do the same. because a man who’d trade his liberty for a safe and dreamless sleep, doesn’t deserve the both of them, and neither shall he keep. („Sons Of Liberty“)
Wer hier Konsens zu seinem eigenen Denken entdeckt, wird Frank Turner mit diesem Album lieben lernen. Der Rest sollte sich lieber ein paar Mal überlegen, ob man sich wirklich auf Poetry Of The Deed einlassen will, denn auch wenn hier musikalisch keine großen Experimente gewagt werden, braucht man schon einen Hang zum Idealismus, um das volle Ausmaß dieser Platte einschätzen zu können. Doch der hat sicherlich noch keinem geschadet. and so the world has changed, and i must change as well. the machines we’ve made will damn us into hell. and the time will come when all must save themselves. i will save my soul in the arms of isabel. („Isabel“)
„Poetry Of The Deed“ erschien am 11.09.09 auf Epitaph.
Ein Interview mit Frank Turner findet ihr hier.