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Fredrik | 03.02.2010 | Stadtgarten, Erfurt

FredrikAm Öresund tut sich was: Kaum haben die formidablen Solander vergangenes Jahr ihre Heimat Malmö verlassen, um die Musikwelt zu bekehren, macht sich auch schon die nächste Gruppierung aus diesem Dunstkreis auf die Reise – obwohl, eigentlich sind es nur zwei: Fredrik. Was die allerdings an diesem Abend mit Hilfe von Loop-Geräten und musikalischer Virtuosität anstellen, lässt so manchem wohlgesonnenen Besucher die Kinnlade runterklappen.

Wo sonst wenigstens Vans oder sogar Busse herumstehen, reicht heute ein kleiner blauer Kombi. In diesem sind Fredrik angereist, mitsamt all ihrem Hab und Gut. Das präsentiert sich auf der Bühne recht ausgefallen: zwei durchsichtige Riesentrommeln und diverse Drumsticks in Farben und Formen dienen Schlagzeuger Linnefelt zur Klangerzeugung. Als Snare muss das rostige Gerüst einer alten Filmrolle herhalten. Klingt komisch, aber nein, klingt sehr speziell und wunderbar hallend. Gitarrist Fredrik braucht dagegen nur sein gleichnamiges Instrument. Unterschiedlicher könnten die beiden Schweden nicht aussehen: Gitarrist Fredrik der wohlerzogene und -gekleidete Musik-Connaisseur, Drummer Lindefelt der nerdige Waldschrat, immer eins im Rhythmus der Natur und dem seiner Trommeln. Eins aber vereint sie: Der exzessive Einsatz von Loopgeräten.

Linnefelt

Fredrik Fredrik sind

virtous, Still

Stand gibt

es nicht,und

wenn,dann

nur augen

scheinlich.

Es passiert

etwas…

Anfangs bemerkt man diese kleinen technischen Hilfsmittel kaum, doch mit jedem fortschreitenden Songfragment graben die sich wiederholenden Soundbruchstücke tiefer in die Gehirnwindungen. Diese Musik, eine Art sanft-elektronischer Folk mit androgynem Gesang, ist komplex, aber erst beim genaueren Hinhören. Wie eine Mischung aus Sigúr Rós‚ später Wärme und Noah and the Whale’s Trommelmacht. Textliche Mystifizierung und persönliche Kargheit inklusive. Dieses Duo wirkt wie eine abgeschlossene Einheit, die wenig von außen in ihr Universum tröpfeln lässt.

Die Kommunikation mit dem Publikum ist spärlich, aber höflich. Es ist Tourauftakt. Diese wird sie noch in die USA führen. Man hat das Gefühl, etwas Vielleicht-Größerem beigewohnt zu haben. Die Songs zu differenzieren fällt schwer, zu homogen wirkt diese Klangoper, zu neu und unerforscht ist das Album „Trilogi“. Nach einer Stunde ist die geheimnisvolle Fabel vorbei. Was bleibt, sind profane aber glücklich machende Erkenntnisse: Der Output schwedischer Märchenwälder ist immer noch beachtlich.

Für Kurzentschlossene:

05.02 – Leipzig – Paris Syndrom
06.02 – Dresden – Az Conni
07.02– Wien – Rhiz
09.02 – Berlin – NBI
10.02 – Hannover – Schauspielhaus
11.02 – Antwerpen – Kavka

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