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Friska Viljor | 11.02.2013 | M.A.U. Club, Rostock

Ziemlich erwachsen! Dass mit Friska Viljor-Konzerten seit jeher zweierlei Flüssigkeiten einhergehen, nämlich Schweiß und Bier, galt als sicher. Zum Auftakt ihrer Tour verzichten die Schweden zumindest auf der Bühne jedoch auf den heißgeliebten Gerstensaft und halten sich an Gänsewein. Aus einem vermeintlichen Stimmungstöter wird ein Stimmungsgarant. Denn einer drohenden Dehydrierung gehen die Schweden geflissentlich aus dem Weg und halten, obgleich mittlerweile einige Jährchen älter, länger durch denn je. Anderthalb Stunden musiziert die Band auf ungewohnt hohem Niveau. Wo einst schelmische Scharmützel die fehlende musikalische Qualität auszugleichen vermochten, stehen heute fünf Musiker, die nicht mehr in jeder Situation bedingungslos nach vorne preschen. Auch leise Töne finden ihren Platz.

Fünf Alben haben Friska Viljor seit 2006 veröffentlicht, kürzlich ist „Remember Our Name“ erschienen. Beharrlich halten die zwei Freunde Joakim und Daniel ihre Quote, was das Herausbringen von Langspielern betrifft. Allerdings sei es nicht mehr so einfach wie früher, sich für die Arbeit im Studio zu motivieren, meinen beide einhellig. Viele Ideen hätten sie zwar, „aber davon setzen wir nur sehr wenige um“, sagt Joakim verschmitzt. Die beiden Stockholmer sind deutlich reifer geworden, haben Familien gegründet und ihre persönliche Mitte gefunden. Die einstige Intention der Musiker, im Rausch Lieder zu schreiben, um ihren Herzschmerz produktiv zu verarbeiten, scheint wie weggewischt. Und dennoch, die Skandinavier haben die Freude am Musikantenleben nicht verloren.

In Rostock schmettern sie ihre trotzigen Aufbruch-Hymnen noch genauso inbrünstig, wie vor einigen Jahren. Längst sind sie zu Evergreens geworden, die das Publikum zumindest in Auszügen aus voller Kehle mitgrölen kann. Zweifelsohne sind es die Songs der ersten zwei Alben „Bravo“ und „Tour de Hearts“, mit denen es die Band schafft, die knapp 300 Besucher anzuheizen. Nicht nur die Musiker sind älter geworden, ihre Fans sind es auch. Die ersten zwölf Lieder bedeuten eine Art Aufwärmphase, während der es sich Friska Viljor nicht nehmen lassen, überwiegend neues Liedgut zu präsentieren. Das Eis zwischen der Band und dem herzlichen, aber keinesfalls frenetischen Rostockern bricht indes, als auf „The Cure“ vom Album „Tour de Hearts“ zehn sehr intime Minuten folgen, in denen Joakim und Daniel nur zu zweit auf der Bühne stehen. Obwohl so mancher nicht versteht, warum nach all der animierenden Rhythmik jetzt eine akustische Ballade folgt, zeigt gerade „I’m not done“, dass sich die zwei Musiker weiterentwickelt haben. Joakim singt im Bass und Multi-Instrumentalist Daniel spielt Trompete, als die Band die „Streetlights“ anhimmelt. Die neuen Songs des Duos mögen sich nicht auf Anhieb so hartnäckig in den Gehörgängen festsetzen, das Repertoire der Schweden bereichern sie trotzdem.

Die Gestaltung des Programms der Band wirkt dabei wohl durchdacht: Zunächst gibt es das neue Material, anschließend, in insgesamt drei Zugabe-Teilen, die bekannten Gassenhauer. Bei „Old Man“, „Friskashuffle“ und „Arpeggio“ macht sich ein Gefühl breit, wie es Besucher von Ü40 Parties verspühren dürften – die alten Leute, die alte Musik. Wobei die Musiker auch hier den Hebel angesetzen. „On and on“ intoniert die Formation eingänglich als Stadionrock-Kracher, bei dem Joakim ungläubig dreinblickend seine Mandoline streichelt. An Selbstironie mangelt es Friska Viljor auch heute nicht. „On and on and on and on. The time for brandnew things has come.“ Bezeichnenderweise beschließt die Band ihr Konzert mit „Shotgun Sister“ und das nunmehr gänzlich aufgetaute Publikum verfällt in einen wundervollen Choral.

Friska Viljor sind zurück. Älter sind sie geworden, reifer und vielleicht auch vernünftiger. Aber grau oder gar müde sind sie noch lange nicht. Wenn man die Schweden als ein Getränk beschreiben müsste, wären sie wohl doch eher Wein als Bier.

Setlist: 1. Stalker 2. What You Gonna Do? 3. Larionov 4. Did You Ever? 5. Easy Is Hard 6. The Cure 7. I’m Not Done 8. Boom Boom 9. Streetlights 10. Passionseeker 11. Wohlwill Straße 12. Oh Oh // 13. If I Die Now 14. Bite Your Head Off 15. Old Man // 16. On And On 17. Friskashuffle 18. Puppet Cabaret 19. Arpeggio // 20. Shotgun Sister

Friska Viljor weiter auf Tour

12. Feb. 2013 – Nürnberg – Hirsch

13. Feb. 2013 – Graz – PPC

14. Feb.. 2013 – Innsbruck – Weekender

15. Feb. 2013 – St Gallen – Grabenhalle

16. Feb. 2013 – Bern – Bierhübeli

17. Feb. 2013 – Zürich – Mascotte

18. Feb. 2013 – Karlsruhe – Substage

20. Feb. 2013 – Frankfurt – Batschkapp

21. Feb. 2013 – München – Theaterfabrik

22. Feb. 2013 – Dresden – Beatpol

23. Feb. 2013 – Berlin – Huxleys

24. Feb. 2013 – Köln – Stollwerck

25. Feb. 2013 – Münster – Sputnik

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