Mit „Shadow Assassins“ feiert der vierte Ableger der Tenchu-Reihe exklusiv sein Debüt auf der Wii. Das scheint zunächst ein kluger Schachzug zu sein, denn im Bereich Ninja- bzw. Schleichgames ist Nintendo’s Konsole bisher noch sehr unterrepräsentiert. Außerdem ließen sich mit der intuitiven Steuerung ja sicherlich einige Aspekte des Spiels interessant umsetzen. Die Theorie funktioniert also wunderbar – Im Folgenden wird der Praxis auf den Zahn gefühlt.
Zu Beginn ein Trailer, der die Storyline spannend zusammenfasst:
Es geht also darum, dass eine junge Prinzessin entführt wurde, die gerettet werden muss. Nebenbei wird auch noch ein drohender Krieg verhindert, wenn man dem Streit ein Ende setzt. Etwas Stereotypischeres ist den Entwicklern auch nicht in den Sinn gekommen, oder? Ganz dicken Minuspunkt dafür, gääähn. Wie in den Vorgängern der Serie steuert ihr auch hier die Charaktere Rikimaru und Ayame, jedoch zeitlich versetzt. Zu Beginn des Spiels lenkt ihr den Ninja Rikimaru, erst später kommt auch die Dame zum Einsatz. Das Spielprinzip von beiden ist sich ziemlich ähnlich, wo wir beim nächsten Minuspunkt angelangt wären – Wozu zwei Charaktere, wenn diese sich gerade mal äußerlich unterscheiden?
Aber kommen wir doch mal zu den guten Seiten des Spiels. Die Grafik ist überzeugend und die Umgebung des alten Japan ist so gestaltet, dass man sich so manches Mal gruselt. Denn wie es sich für Ninja gehört, seid ihr ausschließlich bei Nacht unterwegs. Das Spiel ist in verschiedene lineare Level unterteilt, die durch schön designte Zwischensequenzen unterbrochen werden. Nach Abschluss eines jeden Levels könnt ihr eure Statistiken bewundern und bei Bedarf jedes Level nochmal durchspielen. Wenn ihr perfekt sein sollt, müsst ihr manche Level sogar zu späterem Zeitpunkt erneut spielen, da zum Erledigen mancher Gegner Items benötigt werden, die erst später zur Verfügung stehen. Im Verlauf des Spiels werdet ihr nämliche unterschiedlichste Gegenstände finden. Seien es nun Shuriken oder das Schwert, die jedem bekannt sind, oder ungewöhnliche Hilfsmittel wie eine jammernde Katze, die die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zieht und von euch ablenkt. Zusätzlich zum normalen Modus habt ihr die Möglichkeit, jedes Level im Schatten-Modus freizuschalten. In diesem Modus seid ihr mit gefährlicheren Gegnern konfrontiert, könnt aber auch mehr Entdeckungen machen.
Und dies passiert in jedem Level: Rikimaru muss versuchen, sich durch die atmosphärische Umgebung zu schleichen, ohne dabei von feindlichen Soldaten entdeckt zu werden. Ein kleiner Mond unten links im Bildschirm zeigt euch an, ob ihr euch grad verdeckt haltet, also euch im Schatten bewegt, oder ob ihr für jeden sichtbar seid. Eure Umgebung könnt ihr auch beeinflussen, indem ihr Kerzen auspustet oder Lampen mit Shuriken zerschießt. Dabei müsst ihr aber aufpassen, dass ihr nicht aus Versehen Aufmerksamkeit erregt. Durch einen Knopfdruck auf Z aktiviert ihr das innere Auge. In diesem Modus könnt ihr sehen, welche Bereiche Schatten, sprich Schutz, bieten und in welche Richtung die Gegner schauen. Bei geschickter Kombination kann man also von Schattenbereich zu Schattenbereich jagen, ohne dabei auch nur von einem Gegner entdeckt zu werden. Dieses schnelle Hin-und Herspringen von Bereich zu Bereich ist durch simples Zucken mit der Wiimote möglich! Gewöhnlicherweise bewegt ihr euch aber über den Controlstick. Steht ihr verdeckt in der Nähe eines Gegners, könnt ihr ihn mit einem Überraschungsangriff zur Strecke bringen. Verschiedene Kombination an Bewegungen müssen dafür ausgeführt werden, die eingeblendet werden. Genickbruch oder Kehle durchschneiden sind nur zwei von diesen Mechanismen, die durch die bewegungsintensive Steuerung realitätsnah umgesetzt werden konnten. Um volle Punktzahl in den Statistiken zu erreichen, müsst ihr jeden Gegner töten, dürft nicht einmal entdeckt werden und müsst dabei auch noch einen vorgegebenen Zeitrahmen einhalten. Wer diesem Druck gewachsen ist, darf sich gerne daran versuchen! Spannung ist auf jeden Fall gegeben.
Was man an dem Spiel kritisieren muss: Das Kampfsystem ist unglaublich schlecht gestaltet. Ist es nämlich so, dass ihr einmal mit euren Schleichkünsten nicht überzeugen konntet und einem Gegner in die Sichtbahn lauft, kommt es zum direktem Kampf. Das stellt sich so dar, dass ihr zunächst gar keine Chance habt, zu reagieren und euch, bevor der Kampf überhaupt richtig angefangen hat, in der Verteidigungsposition wiederfindet. Lange aufregen kann man sich darüber aber nicht, denn dieses Verteidigen (entgegengesetzte Haltung zu roter Linie auf dem Bildschirm einnehmen) funktioniert nahezu gar nicht – Der Kampf ist nach 5 Sekunden beendet und ihr werdet wieder an den letzten Checkpoint zurückgesetzt und müsst in euren Statistiken mit einem „Entdeckt“ leben. Als ich im Internet ein wenig nachforschte, durfte ich feststellen, dass es nicht an mir liegt und es vielen anderen Spielern auch so geht. Das Spiel macht also nur so lang Spaß, wie alles geschmiert läuft und ihr euren Gegnern aus dem Hinterhalt den Garaus machen könnt. Was man auch noch kritisieren kann: Die künstliche Intelligenz die Gegner ist sehr unrealistisch. Ein Beispiel: Es besteht die Möglichkeit, dass ihr jeden der getöteten Gegner vom Kampffeld schleppen und verstecken könnt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist aber nahezu nie nötig. Denn selbst wenn andere Gegner über die Leichen ihrer Kollegen latschen, verzieht selten einer eine Miene der Verwunderung. Als letzter Kritikpunkt lässt sich die Tatsache heranziehen, dass es keinen Multiplayer und auch keinen Online-Modus gibt. Man kann also nur verschiedene Solo-Modi abarbeiten.
Alles in allem geht die Tenchu-Reihe mit „Shadow Assassins“ solide erste Schritte auf der Wii, wagt es aber leider nicht, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen und übernimmt Fehler des Vorgängers. Hinzu kommen eine ganze Menge technischer Fehler, die das Spielvergnügen schmälern. Nichts desto trotz: Wer auf Spannung, Action und Ninja-Games steht – oder Fan der vorherigen Teile der Serie ist -, der wird auch an „Shadow Assasins“ seine Freude haben. Und seien wir doch ehrlich: Eigentlich hat jeder etwas dafür übrig, in die Rolle eines verdeckten Ninja zu schlüpfen, oder nicht?
VÖ: „Shadow Assasins“ erschien am 12.03.2009 bei Ubisoft.