Wer hat sich als Kind nicht gewünscht, Fliegen zu können? Sei es einfach nur des Fliegens willen oder um aus brenzlichen Situationen zu entkommen? Dazu gehörte bestimmt auch der 20-jährige Sam Duckworth, der seit Anfang 2005 unter dem Namen Get Cape.Wear cape. Fly auftritt und nun sein erstes Album bei einem Majorlabel veröffentlicht. Umhang holen. Umhang umziehen. Abfliegen. Mit zwölf Songs und der wirklich schönen CD „the chronicles of a bohemian teenager“ im Gepäck.
„I want to be something that’s of worth, you see?“ singt der junge Englänger im Song „The Chronicles of a bohemian teenager (part two)“. Früher spielte er in verschiedenen Hardcorebands, wollte dabei aber gerne mehr zu sagen haben. Also entschied er sich, allein Musik zu machen. Er, seine Gitarre, ein Laptop, ein Rucksack und ein Bahnticket. Auf seinen Reisen von Gig zu Gig schrieb er die Songs, die nun auf seiner ersten CD veröffentlicht werden. Der Song „The chronicles of a bohemian teenager (part one)“ entstand in einem Zug Richtung Oxford und wurde innerhalb kürzester Zeit 50.000 Mal bei Myspace angehört. Part One und Part Two drehen sich um das Dasein als Singer-Songwriter. „Es geht dabei auch um Gefühlsdinge, wie zum Beispiel wenn man auf einer Reise Leute trifft, die zu deinen besten Freunden werden, weil man gemeinsam etwas durchmacht“, so Sam. Gemeinsam etwas durchmachen. Die dabei gehörte Musik wird ein Teil des Soundtracks deines Lebens. Das Stück nach Jahren wieder hören und sich an alle Details erinnern. So etwas kann eben nur Musik.
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You can call them chronicles,
You can call them songs,
It’s an aural rhetoric for the year that’s gone.
You favour progression over honesty,
Whilst you pick apart the misguided things that you thought about me.
If you took the time just to get a clue,
Than you’ll probably just realise I’m the same as you
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(„If I Had £1 For Every Stale Song Title I’d Be 30 Short Of Getting Out Of This Mess“, Part 4 der chronicles… Part 3 bekam übrigens den Namen „Call me Ishmael“)
Was diese CD eines weiteren Singer-Songwriters besonders macht, sind die Melodien, die nicht wehmütig und traurig daher kommen, sondern durch nette Beats überzeugen. Die Songs sind minimalistisch, aber durch die Elektrospielereien erschuf Get Cape damit etwas Eigenes. Folk mit Seele, Geschichten mit Beats. Für mich habe ich mit dieser CD schon die stylischste des Jahres gefunden: So ein schönes Booklet hatte ich lange nicht in der Hand. Es erinnert an ein in Leder gebundenes Notizbuch mit erinnerungswürdigen Einträgen von Sam während seiner Reisen. Die Songtexte des Albums sind in schönster Sonntagsschrift auf Post-It Zettel, Hotelbriefpapier, Postkarten und ähnlichem festgehalten. Fotos, Flugtickets und Eintrittskarten zieren das Drumherum. Genauso schön ist übrigens seine Webseite…
Schon beim ersten hören von „I Spy“ kam mir diese Zeile „I spy with my little I something that begins“ sehr bekannt vor. Nachgeschaut und Recht gehabt: das ist ein Stück aus Robbie Williams Rap-Teil in Supreme. Warum, keine Ahnung. Klingt so jedenfalls auch gut. So wie das ganze Album, kann man gut hören und macht Spaß. Und weil Sam Duckworth das so schön geschrieben hat und das so prima zum Schluss passt:
„You are not your job and you are not the clothes that you wear,
you are the words that leave your mouth,
so speak up, speak up loud“
(„call me ishmael“)
Weitere Infos zu Get Cape.Wear cape. Fly:
www.getcapewearcapefly.com
www.myspace.com/getcapewearcapefly
„chronicles of a bohemian teenager“ wird am 16. Februar bei Warner Music veröffentlicht.
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