Es ist jetzt fast genau zwei Jahre her, dass Gisbert zu Knyphausen sein Debütalbum veröffentlichte. Es war wie eine Erlösung für die festgefahrene deutsche Singer/Songwriter Szene. Der junge Mann stolperte in unser Leben und die Songs wollten aus den Köpfen der begeisterten Hörer einfach nicht verschwinden. Nun ist es endlich Zeit für den Nachfolger des Wahlhamburgers: „Hurra! Hurra! So nicht.“
Auf vergangenen Konzerten konnte man bereits einen Eindruck von den neuen Songs gewinnen. Der namensgebende Track „Hurra! Hurra! So nicht.“ und „Melancholie“ waren somit schon länger geläufig und machten nahezu ungeduldig auf das, was da kommen könnte. Und jetzt, wo man das neue Album in Händen hält, ist man glücklich, dass Gisbert zu Knyphausen den hohen Erwartungen gerecht wird. Es ist nach wie vor nur er und seine Band, die mit Gitarren, Gesang, Bass, Keyboard und Schlagzeug die Songs zusammenbasteln. Musikalisch ist das Album zwar an vielen Stellen düsterer und nachdenklicher als das Debüt, aber der gedankenverlorene Charme ist nach wie vor der Gleiche.
Gisbert schreibt den Soundtrack für einsame Nächte, die man schlaflos mit Wein und viel zu vielen Zigaretten am Schreibtisch verbringt. Wo man sich vorher hin-und hergewälzt hat und planungslos durch die Wohnung rannte, gibt es jetzt diese Songs, die einen wieder auf Boden zurückholen. Diese Hand, die sich auf die Schulter legt. Die das schöne Gefühl hervorruft, dass es da draußen noch jemanden gibt, der sich gerade in dieser Situation befindet. Der genau weiß, was man jetzt braucht. Und das sind die schönsten Momente auf dem Album. Songs wie „Ich bin Freund von Klischees und funkelnde Sternen“ schlagen zwar auch mal fröhlichere Töne an, aber die düsteren Songs bleiben doch am meisten in der Erinnerung zurück.
„Noch viel Spaß mit deiner Zukunft.
Ich will sehen, wie du an ihr zerbrichst.
Ein herzloses Gedankenspiel.
Ich weiß, ich weiß. So nicht.“
Alles in allem kann Gisbert zu Knyphausen also auch mit seinem zweiten Album noch begeistern und übertrumpft sich wieder einmal selbst. Er schafft es nach wie vor, dem Hörer direkt aus dem Herzen zu singen und lässt ihn verwirrt und beseelt zurück. Doch zwischen all dem Wehmut über die Welt und den kleinen Lichtblicken des Alltags bleibt eines besonders in den Köpfen hängen: Er bleibt hier – Genau wie wir. Auf dass das noch lange so bleibt.
VÖ: „Hurra! Hurra! So nicht.“ erschien am 23.04.2010 auf PIAS.
Rezension zum Debütalbum „Gisbert zu Knyphausen“.
Unser Interview mit Gisbert aus 2008.