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Gonzales – Soft Power

CoverIm Jahre 1979 wurden Musikgrößen wie die Bee Gees, Billy Joel, Barry Manilow oder aber auch die Muppet Show mit einem Grammy ausgezeichnet. Ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, denn ich war zum Zeitpunkt der Verleihung noch kurz vorm Ausschlüpfen, ab der Herr Gonzales hat die Gewinner alle im Booklet aufgelistet. (Zwar dabei die Jahresangabe um ein Jahr zu niedrig angegeben, aber egal.) Und am Ende der Liste steht: Best Producers of the Year – Gonzales, Renaud Letang. Welche natürlich für das vorliegende Werk Soft Power verantwortlich sind.

Das zeigt auch, womit man es bei diesem Album zu tun hat. Das Cover ist so grausam hässlich, wie die Plattencover der damaligen Zeit eben waren. Auch die Musik würde bestens ins Jahr 1978 (oder eben 79) passen. Das ist zum größten Teil der Soft Rock, den man so gehasst hat, weil die Eltern diesen gehört haben. Hier trifft Kitsch auf das übergroße Ego eines Künstlers. Aber wer jetzt auf einen Verriss hofft, der wird enttäuscht.

Denn der Herr Chili Gonzales, eigentlich Jason Beck und Kanadier, ist ein Teufelskerl. Vor 10 Jahren kam er nach Berlin, mischte mit seinem Eletrosound die Szene ordentlich auf und wurde „President of the Berlin Underground“. Und auch „The Worst MC“, natürlich hat er sich beide Titel selbst verliehen. Weiter ging es für ihn nach Paris, er remixte Tracks von Künstlern wie Daft Punk, Björk und Placebo, produzierte das Debütalbum von Feist und spielte sogar für Iggy Pop Schlagzeug. Um 2004 mit Solo Piano ein reines Klavieralbum auf die Beine zu stellen. Ein Album was von Musikkritikern sehr gelobt wurde. Und dieser Tausendsassa hat sich also jetzt die Musik der 70er und frühen 80er vorgeknöpft.

Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Von den Powerpop-Stücken „Working Together“ und „Let’s Ride“, letzteres großartig aufgewertet durch die feine Stimme von Leslie Feist, über Instrumentalnummern wie das luftige „Modalisa“, schmalzigem Poprock wie in „Slow Down“, bis hin zur Selbstfindungs-Ballade „Apology“ ist alles für eine ereignisreiche Reise in die Vergangenheit vorhanden. Und dabei bleibt kein Auge trocken, vor Lachen. Denn Herr Gonzales kann dies alles so herrlich überspitzt darstellen, die Texte strotzen nur so vor Satire und Pointen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Auf der einen Seite eine ernsthafte Hommage an diese Zeit, auf der anderen eine gelungene Parodie. So einen Spagat zu schaffen ist sehr heikel, aber wem sonst sollte sowas gelingen, als diesem Teufelskerl.

Völlig durchgeknallt, aber auf höchstem Niveau.


Soft Power ist seit dem 4.4. im Handel erhältlich.

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