Man hat es sicher schon bemerkt, der aktuelle Trend in der Musikindustrie heißt: singende Frauen. Und so vergeht kein Tag an dem nicht ein Newsletter im Postkasten landet, der das nächste große Talent verspricht. Aber ganz ehrlich, bei all den Kates, Amys, Duffys, Yaels oder auch Christinas war für mich persönlich nichts überzeugendes dabei. Bis ich, rein zufällig und ohne Newsletterunterstützung, auf die Musik der Heidi Happy gestoßen bin.
Heidi Happy heißt mit bürgerlichem Namen Priska Zemp und kommt, sicher nicht schwer zu erraten, aus der Schweiz, aus der Nähe der schönen Stadt Luzern. Familie Zemp ist eine echte Musikerfamilie: Mutter klassische Sopranistin, Vater Sänger in diversen Chören, Bruder singt in einer a capella-Formation und die Schwester besucht die Jazzschule. Und Priska Zemp betrat nach einigen Ausflügen mit diversen Bands fast zufällig, aber sicher folgerichtig, das Soloparkett. Wo dann vor dem Debüt sehr spontan der Name Heidi Happy entstand und den frau trotz Bedenken von außerhalb konsequent behält.
Dabei ist bei weitem nicht alles happy in der Welt von Heidi Happy. Ihre Lieder handeln von den Männern, den guten und den miesen, von Beziehungen und den Momenten in eben solchen, wo es mal wieder nicht so klappen will, wie es sollte. Von Zweifeln, aber auch vom Trost Spenden. Alles auf einer sehr tiefgehenden, persönlichen Ebene. Und so bekommt man einen Einblick in die Psyche einer Frau, die mal besonnen, mal ungezügelt ist, mal nachdenklich, mal allen Ärger raus lässt, aber dabei immer Souveränität und Stärke ausstrahlt.
Was, die Musik betreffend, auch an ihrer Stimme liegt. Überhaupt, diese Stimme, die so unglaublich herzerwärmend ist, die Seele umschmeichelt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Angenehm und behaglich wie eine feste, ernst gemeinte Umarmung. Dabei aber immer ihrer Sache gewachsen ist. Und so variantenreich, dass, wie beim kanonartigen „Gugu Matena“, einem musikalischen Ausflug nach Afrika, vollständig auf Instrumentierung verzichtet werden kann. Und das Ergebnis trotzdem unglaublich klangvoll und melodisch ist. Daraufhin geht mit „Hold Your Horses“, einer rassigen Country-Nummer, die Reise weiter nach Amerika.
Ansonsten ist die Musik mit einem ganz feinen Gespür für Stimmung und Atmosphäre gewählt, zurückhaltend und angenehm unaufgeregt, ohne langweilig zu wirken. Eben ganz nach Schweizer Art. Und dabei weit weg vom eingefahrenen Schema. So stehen auch mal die Flöten oder die Tuba im Vordergrund, statt nur Gitarre und Drums. Da ist jemand mit viel Sachverstand und Herz bei der Sache, das merkt man. Und dazu entstehen dann trotzdem solche Melodien wie beim Titelsong „Back Together“, die sich in bester Ohrwurmqualität ganz tief in die Gehörgänge graben und einem immer wieder durch den Kopf schwirren.
Vielleicht wird ja wirklich jemand auf dieses großartige Talent aufmerksam und bald verschickt man Newsletter, in dem die Heidi Happy als das nächste große Ding angekündigt wird. Und wenn nicht, dann geht die Welt, die eben doch selten gerecht ist, aber auch nicht unter. Denn wie singt sie so fein:
Soon there’ll be another season.
I’ll be back and we will see.
VÖ: 04.04.08
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