Provinziell und pitoresque präsentieren sich Städtchen wie das niedersächsiche Scheeßel oder das in Baden-Württemberg gelegene Neuhausen ob Eck die überwiegende Anzahl der 365 Tage des Jahres. Für eine kurze Episode erwachsen diese Dörfer jedoch jährlich zur Musik-Metropole und locken mit dem Hurricane sowie dem Southside-Festival. Wir konzentrieren uns anbei auf das Festival nahe der Lüneburger Heide statt findende Hurricane.
Eigentlich als Rennstrecke für Motorräder konzipiert, fungiert der Eichenring in Scheeßel seit nunmehr über 10 Jahren als Austragungsort des Hurricane Festival- diesjährig vom 19. bis zum 21. Juni. Bereits im letzten Jahr überzeugten die Organisatoren die Festival-Besucher mit einem zugleich hochklassigen sowie abwechslungsreichen Line-Up. Die Foo Fighters gaben sich die Ehre, The Kooks lockten vor allem weibliche Zuschauer und lokale Vertretungen wie Deichkind und Madsen verzückten die Massen mit ihren Auftritten. Radiohead präsentierten sich ungewohnt gesprächig, The Chemical Brothers spielten in futuristischem Ambiente und Beatsteaks gaben eines ihrer letzten Gastspiele vor der kreativ Pause. Kurz um, das Hurricane ist eindeutige zur zweiten Kraft der deutschen Festival-Szene nach dem in der Eifel ansässigen Rock am Ring aufgestiegen.
Das diesjährige Line-Up erscheint als bunter Querschnitt aus Populär- sowie Rock-Musik und wenn die Stile noch fein säuberlich nach Bühnen geordnet werden, frohlockt der geneigte Besucher. So steht die grüne Haupt-Bühne am Freitag ganz im Zeichen der momentan allseits gefeierten Kings Of Leon sowie der schottischen Franz Ferdinand. Den Aufgalopp machen die mit neuem Album aufwartenden The Horrors. Auf der blauen Bühne singen Duffy und Katy Perry, während im Soundwave Tent mit Dendemann sowie Culcha Candela der Sprechgesang Einzug hält. Und wenn die Nacht über das Feld herein bricht schlägt die Stunde der Düsseldorfer Elektroniker von Kraftwerk.
Der Samstag wirkt schon eher durcheinander gewürfelt. Recht früh präsentieren sich The Rakes auf der zweiten Bühne, anschließend Blood Red Shoes und kurz darauf The Wombats. Ein Trio, das sich wohl die wenigsten Indie-Lads entgehen lassen werden. Im weiteren Verlauf des Tages spielen The Mars Volta, The Pixies und schlussendlich Faith No More auf der großen Bühne. Das Zelt lockt mit dem kürzlich auf Deutschland-Tour gewesenen Joshua Radin, den amerikanischen Portugal. The Man und dem mannheimer Wunderkind Konstantin Gropper alias Get Well Soon.
Am letzten Festival Tag warten Fettes Brot und abschließend wieder einmal Die Ärzte auf ihr Publikum. Aber auch ansonsten kann sich der Sonntag durchaus sehen lassen. Gogol Bordello, Eagles Of Death Metal und The Whip sind nur drei von einigen sehenswerten Bands.
Laut Organisatoren läuft der Vorverkauf äußerst zufriedenstellend. Es gibt noch wenige Tickets für die üblichen 115 Euro. Darüber hinaus wird ein limitiertes Kontingent an Tageskarten zum Preis von 69 Euro erhältlich sein.
Das Aufgebot an Bands verspricht ein interessantes Wochenende. Bleibt nur zu hoffen, dass der Wettergott ebenfalls gnädig gesinnt an diesen Tagen die Sonne auf das Fleckchen zwischen Hamburg und Bremen scheinen lässt.