Vor gut einer Woche kehrten I Heart Sharks in Leipziger in das Sweat! ein. Mit dem Motto „Let’s just pretend it’s Summer“ waren die Jungs auf Tour, doch in den vier heimelichen Wänden des Sweat!, zusammen mit den ortsansässigen Krahnstøver erledigte sich das von selbst, da war der Name Programm.
Für die erste Indoor-Hitzewelle sorgten Krahnstøver. Das Leipziger Trio heizte mit electroclashigen Sounds ein, und verhalf vor allem mit der einmaligen Stimme ihrer Sängerin Stephe, die etwas an die von Fever Ray erinnerte, dafür, dass sich leicht nachvollziehen ließ, warum die Fanbase des jungen Trios in Leipzig so langsam kaum mehr überschaubar ist.
Unter frenetischem Gejubel betraten dann I Heart Sharks, die sich vorher schon im Publikum tummelten, in einer Uniform aus Jeanshemden und (fast) weißen Tretern die Bühne, von der aus es sie noch einige Überraschungen aus dem Hut ziehen würden.
Allen voran die Live-Versionen ihrer Tracks, die Sänger Pierre zu den gewohnt schmetternden Gitarren- und Synthiebeats bluesig, fast chansonartigen zum Besten gab, so ganz ohne für die Hailiebhaber typischen Krächzgesang. Und während Pierre so sein Gesangstalent bewies, konnte man Simons Schauspieltalent bewundern. Lässig an eine Trennwand gelehnt und mit dem Kopf fast an die Kellerdecke des Sweat! stoßend, sang er nicht nur bei Tracks wie „Monogamy“ mit, sondern machte auch aus den Lyrics von „Suburbia“ oder „The World Is Yours“ Dialoge, wobei man ihm nicht nur gern zuhörte.
Überhaupt waren die beiden wie schon zuvor bei unserem Interview bestens aufgelegt. So stimmte Pierre „önd wir machen neuä Geschichtä“ an, spielte unter dem Protest des Publikums, das „Neuzeit“ erwartet hatte, aber mit der Ausrede „Was denn, der ist doch auch schön?“ einen ganz anderen Track. Umso mehr wurde „Neuzeit“ dann gefeiert, als er wahrhaftig aus den Boxen in den dichten Nebel des Clubs schallte.
Mutig mit nackten, schwitzenden, männlichen Oberkörpern tanzend, wagten sich Pierre und Simon sogar mehrere (!) Male ins Publikum, was dem Sound nicht schadete, die Stimmung nur noch mehr auflodern ließ und aus (auch so manch anderen) hellblauen Jeanshemden, dunkelblaue werden ließ.
Mit einer Zugabe der besonderen Art verabschiedeten sich die Jugs von der Bühne und spielten die glorreichste Coverversion von Florence and the Machine’s „You’ve Got The Love“, die letztlich zu einem I Heart Sharks- Medley mutierte und die letzten Schweißperlen auf die Stirn und von der Decke trieb. Wie Simon so schön sagte, wurde das Sweat! an diesem Abend seinem Namen mehr als gerecht.
Eine weiter Überraschung des Abends, zumindestens für das Publikum, war aber auch der anstehende Geburtstag Simons, den Pierre auf der Bühne bekanntgab, für den Luftballons aufgetrieben hatte und der nach dem Konzert in den sich langsam leerenden vier Wänden des Sweat! begossen wurde …
Es hieß ja eigentlich „motor.indiecation“, weswegen wohl auch über der Tanzfläche ein verdächtiges motor.de-Plakat prangte, doch die Suche nach dazugehörigen DJs, die den Eindruck einer Aftershowparty, das die Aufmachung des Sweat! ja erweckte, hätten komplettieren können, war erfolglos. Sowohl vor, als auch nach dem Konzert rotierte auf dem Plattenteller nur eine Compilation aus Herrenmagazin- und Caspertracks, und keine Minute nach den letzten Tönen der Haie ging die Festsaalbeleuchtung wieder an während man die die Kabel einrollte. Nach einem wirklich grandiosen Konzert ein Armutszeugnis für Leipzigs ehemaligen Szene-Club.
Deine letzten Sätze zum Sweat! gefallen mir. Man merkt leider immer mehr, wie wahr sie sind.