Bei Fiber haben wir es mit der ersten EP der Newcomerband Ikaria zu tun. Obwohl Hendrik, Christian, Michael und Jean-Jacques schon seit 2006 zusammen Musik machen, kommt erst jetzt, 2008, eine erste EP auf den Markt. Ganz simpel in weiß/grüner Pappe. Doch die lässt sich wirklich sehen (und hören).
Die Musik bewegt sich zwischen Post-Rock und Pop, mit stellenweise elektronischen Elementen. Woher die Einflüsse dafür kommen, ist glasklar: Ikaria arbeite für die Studioaufnahmen mit Thom Kastning zusammen, der auch schon Kate Mosh produzierte. Außerdem waren Ikaria mit Bands wie Me Succeeds, Audrey oder Geoff Farina auf Tour, ein ähnlicher Musikstil lässt sich mit Sicherheit auch nicht abstreiten. Doch Ikaria scheinen ihren Weg wirklich gefunden zu haben. Keine Spur von Unsicherheit. Mag auch daran liegen, dass die einzelnen Mitglieder schon lange vor der Band Musik machten, aber in Ikaria im Jahre 2006 gemeinsam einen Neustart sahen. So haben wir es hier also definitiv nicht mit Laienmusikern zu tun, die Musik klingt professionell. Und es wird etwas gewagt, etwas ausprobiert.
Schon das erste Lied, Unswerving eröffnet die 4-Track-EP etwas unüblich: Mit 45 Sekunden Stille. Dass ich in diesen 45 Sekunden verzweifelt versuchte, meine Lautsprecher „zum Laufen“ zu kriegen und seit Sekunde 46 ein Fiepen auf dem rechten Ohr habe, sei nur nebenbei erwähnt. Ein interessantes Stilmittel, allerdings! Allgemein: Das hat man sehr selten, dass bereits der Opening-Track eine Länge von stolzen 7 Minuten aufweist – Sowas benutzen andere Bands üblicherweise als Outro. Bei Sekunde 47 setzt dann zum ersten mal der Gesang an. Schöne Stimme. Und sehr melodisch, passt sich dem fließenden Sound an.
Der zweite Track, Apollo Alliance, ist mein persönlicher Liebling von den Vieren. Der Gitarrenriff geht direkt ins Ohr, die Musik nimmt Abschied von Strukturen, lässt sich treiben und dazu wird gesungen:
„Hold the knife and cut yourself out of this.
How we can get out of this.“
Somit sind die Texte sind alles Andere als thematisch neu. Aber das stört nicht, der Gesang ist generell sehr verworren und dient als Stilmittel, als weiteres Instrument. Eine Aushname findet sich beim letzten Lied Assassin, da ist der Gesang mehr hervorgehoben. Das einzige, was man nach dem Hören des letzten Tracks feststellt, was man somit bemäkeln könnte: Nicht sehr viel Abwechslung im Stil. Aber bei vier Tracks mag man da nochmal drüber hinwegsehen.
Insgesamt eine sehr schöne erste EP. Entspannende Musik, über welcher man sich nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen muss. Bei allem musikalischen Schwermut dieser Tage wirklich mal eine gelungene Alternative.
VÖ: „Fiber“ erschien am 28.02. auf Cobretti Records.