Wir haben ja schon so einige Tourtagebücher online gehabt, aber ein Studiotagebuch ist auch für uns ganz neu! Umso schöner, dass wir unser ‚erstes Mal‘ mit einer Band haben können, die uns sehr am Herzen liegt. Die großartigen Berliner der Band Ikaria sind derzeit in Schweden, um ihr zweites Abum aufzunehmen. Hier der erste Eintrag, in dem sich die Jungs auf den Weg machen!
19.01.2010:
Wie jede gute Reise beginnt auch unser Schweden-Abenteuer mit einer mehr oder weniger unerwarteten Planänderung: Immerhin wird einen Tag VOR der Abreise festgestellt, dass unser Aufnahmeleiter Mathias noch in Stockholm weilt und erst einen Tag später als von uns erwartet im Studio sein kann. Nun ja, die Fähre ist gebucht und dadurch bleibt uns ein unverhoffter, freier Tag in Schweden, bevor die Arbeit tatsächlich losgeht. Der Reisetag selbst beginnt früh. Bevor wir die Fähre befahren, bleibt sogar noch Zeit für eine kleine Schneeballschlacht, die allerdings nach bösen Blicken eines Hafenarbeiters abrupt für beendet erklärt wird. Er wird daraufhin still und heimlich mit einem kleinen Fluch belegt, der Spielverderber. Brujeria sei Dank: Ikaria sind doch sehr wehrhaft! Im Bauch des großen Schiffes reihen wir uns in der PKW-Spur zwischen zwei (!) weiteren Kleinwagen und gefühlten 100 (!) LKW ein… Nach einer ersten Visite auf dem menschenleeren Außendeck finden wir uns im Bordkino ein, wo eigens für uns „Der Herr der Ringe – Elvis is back“ eingelegt wird. Während der sechsstündigen Überfahrt bleibt Zeit für einige wichtige Erkenntnisse: Hendrik spricht nun auch fließend Hoch-Elbisch, Jean Jacques ist der einzige, der die Herausforderung des Autorennspiels im Bord-Casino meistert, Micha geht zum Truckerklatschen und Julius entdeckt das Außendeck für sich. Ob man wohl – wenn man an der Reling im eisigen Fahrtwind steht – angesichts der riesigen Luftmassen seinen eigenen Atemzug verschlucken kann…? Meer, schön.
Einen besonderen Anblick bietet die Einfahrt in den Hafen von Trelleborg: Auf dem Außendeck sehen wir die Lichter Trelleborgs vor uns, passieren auf dem Weg einen winzigen Leuchtturm mitten im Meer und werden außerdem Zeugen, wie unser Schiffskapitän ziemlich gekonnt rückwärts einparkt. In 3 Zügen, ohne Schulterblick. Hendrik gibt anschließend noch einen kleinen Einführungskurs in Schwedisch, sodass Micha ihm ohne Probleme und akzentfrei die schwedische Wegbeschreibung vorlesen kann. Dies und die Tatsache, dass weder in der schwedischen Version noch in irgendeinem anderen Routenplaner im gesamten Internet unser Zielort zu finden sind, vermitteln uns eine erste Ahnung von der Abgeschiedenheit, die uns in den nächsten zwei Wochen erwartet… Studiobesitzer Christoffer erklärt uns am Telefon dafür, wonach wir Ausschau halten müssen: ‚You will sleep in a white wooden house with a crappy red and blue shed next to it. Vallarum is a very small village, you won’t miss the house’… Er werde sich dann schonmal schlafen legen und wir sollten einfach anrufen, falls wir den Weg nicht fänden. Sehr entspannt…
Je näher wir unserem Ziel kommen, werden die Straßen und umliegenden Felder immer schwedischer und weißer, im Schein der Straßenlaternen und der vielfach nett beleuchteten, kleinen schwedischen Häuschen, tanzen jetzt mehr und mehr Schneeflocken ihren eigens für uns aufgeführten Willkommenswalzer. Hendrik vergeigt derweil seine Mossad-Aufnahmeprüfung, weil er selbst bei dieser Witterung keine Agentenwende hinbekommt. Nach einer Weile kommen wir tatsächlich vor dem (möglicherweise) richtigen Haus zum Stehen. Wir klopfen, die Holztür öffnet sich nach außen und wir werden freundlich von der schwedischen Band, die das Studio vor uns genutzt hat und in dieser Nacht auch noch mit im dazugehörigen Wohnhaus schlafen wird, begrüßt.
Recht schnell erfahren wir, dass gleich nebenan ein alter Schwede (der wahrhaftige Weihnachtsmann nämlich) im ‚Tomteland‘ wohnt…
Milde lächelnd belassen wir die drei in ihrem Glauben, haben aber natürlich schon durchschaut, dass im Nachbarhaus Thees Uhlmann & Co ihr neues Feriendomizil bezogen haben… Doch dazu bald mehr.