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Im Gespräch mit Jens Friebe

Es ist einige Zeit vergangen, seit man 2007 das letzte Mal so richtig etwas von Jens Friebe gehört hat. Doch dass diese Zeit des Schweigens keine Zeit des Stillstands war, beweist die Tatsache, dass in wenigen Wochen sein neues Album „Abändern“ erscheinen wird. Wir nutzten die Chancen, den Berliner Musiker bei seinem Besuch in Hamburg für ein Interview festzunageln. Ein Gespräch über Musik, Journalismus und allem drum herum.

Du bist gerade für einige Tage in Hamburg unterwegs, obwohl du kein Konzert hast. Eine Art Promo-Besuch, oder was hat dich her verschlagen?

Jens: Ja, genau. Ich hab einige Interviews gegeben in den letzten Tagen. Vieles davon hätte man sicherlich auch online machen können. Aber gerade hatte ich den Termin beim Radiosender ByteFM und dann nutzt man eben die Chance, wenn man schon hier ist. Bei Städten wie Hamburg oder Köln versuch ich immer, vieles zu kombinieren. Aber ich komme gern nach Hamburg.

Auch als Berliner kannst du Hamburg was abgewinnen?

Jens: Ich könnte mir nicht vorstellen, in Hamburg zu wohnen, aber ich bin stets gern einige Tage hier.

Wie es der Zufall so will, hab ich grad erst dein Buch „52 Wochenenden“ gelesen. Das war ja sehr schön. Könntest du dir vorstellen, sowas noch einmal zu machen, oder sind deine Wochenenden nicht mehr so wild?

Jens: Eigentlich spielen sich meine Wochenenden immer noch ähnlich ab. Leider war das Jahr, aus dem ich da berichtet hab, wirklich nicht mein Spannendstes. Es hätte da so einige Zeitpunkte gegeben, die sich vom Stoff her mehr gelohnt hätten. Eigentlich wollte ich nicht genau dasselbe nochmal machen, überlege aber recht verzweifelt, welches Format es noch gibt, das genau so einfach ist, genau so streng auf einer formalen Ebene und genau so offen auf einer inhaltlichen Ebene. Und da will mir nicht recht etwas einfallen. Vielleicht muss ich doch einfach ein weiteres Buch schreiben.

Wie lief das bei „52 Wochenenden“ eigentlich ab, waren das zuerst Blogeinträge, die dann später als Buch veröffentlicht wurden?

Jens: Ich habe eigentlich von Anfang an versucht, das so zu gestalten, dass es sich als Buch eignet. Und ab dem 6. Kapitel ca. war es dann auch schon klar, dass KiWi das veröffentlichten wird. Somit war es auf der einen Seite zwar ein Blog, aber auf der anderen Seite bereits ein ‚Buch in progress‘.

Du hast ja früher, bevor du Musik gemacht hast, für die Intro geschrieben…

Jens: Das tu ich immer noch.

Achso, dann erübrigt sich die Frage.

Jens: …Warum ich nicht mehr schreibe?

Genau. Aber es ist vermutlich nicht mehr so viel wie früher?

Jens: Das auf jeden Fall. Aber über deutsche Bands schreibe ich überhaupt nicht mehr gern. Ich komme ja aus dem gleichen Bereich und da ist man dann befangen. Man kann kein Urteil mehr fällen, ohne dass das irgendwie interpretiert wird. Wenn eine Band bekannter ist als man selbst, wird das als Neid aufgefasst, wenn man das schlecht bewertet. Oder wenn ich eine unbekannte Band fertig mache, wird das auch direkt mies aufgefasst. Und wenn man etwas Lob verteilt, dann heißt es gleich, dass man das nur macht, weil man die Leute persönlich kennt, etc.

Dein neues Album heißt „Abändern“. Gab es einen Arbeitstitel, oder stand das schon immer so fest?

Jens: Ich hatte diese Idee schon von Anfang an. Aber zwischendurch wurde noch nach Alternativtiteln gesucht, weil Alfred Hilsberg „Abändern“ total scheiße fand. Dann gab es den Gegenvorschlag „Für Die Vögel“, da Vögel in zwei Liedern des Albums – wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen – Thema sind. Somit passte es einerseits zu den Vögeln und andererseits auch zu der Strategie des Aufnehmens der Platte, da der Prozess viel freier war als noch beim Album davor. Dann wurden schon eifrig Cover gesucht für den Albumtitel und ich bin zeitgleich auf das Motiv mit dem Staudamm gestoßen, der super zu „Abändern“ passen würde und der es ja jetzt auch als Cover geschafft hat. Und das passte meiner Meinung nach so super zusammen, dass ich das einfach genommen hab. Das muss Alfred jetzt schlucken!

Und wie kamst du auf den Titel „Abändern“, bzw. was willst du abändern?

Jens: Auf die Idee kam ich, als wir das Venga Boys Cover eingesungen haben. Das war einfach so doof, dass dieses ‚Up and down‘, was dort die ganze Zeit gesungen wird, für mich wie ‚abändern‘ klang. Und dann schoss es mir durch den Kopf, dass das doch eigentlich ein guter Titel wäre. Es hat den Ansatz von Veränderung und von Zivilisationsverbesserung – Aber ohne den Pathos der Wörter, die man sonst dafür verwendet. Normalerweise, wenn man das Wort ‚abändern‘ benutzt, hat das eher einen kleinen Rahmen. Man ändern einen Text ab, wenn er einem nicht passt, oder Ähnliches. Und das dann für ein Album zu verwenden, was ja doch einen größeren Charakter hat, fand ich eine charmante Idee.

Zu dem Cover: Es ist dein erstes Albumcover komplett ohne Tiere.

Jens: Stimmt. Daher wollt ich vielleicht auch das mit den Vögeln instinktiv nicht machen!

Also war das gar nicht absichtlich ein roter Faden bei dir bisher?

Jens: Tiere haben ja schon immer was Lebendiges. Daher ist die Verlockung immer groß, Tiere irgendwo in Musik oder um Musik herum unterzubringen. Aber diesmal hab ich erfolgreich widerstanden und lieber einen Staudamm als Cover genommen!

Hast du das Foto selbst geschossen?

Jens: Ich hatte zwar die Idee mit dem Staudamm, aber die Designerin für das Cover hat das explizite Bild dann aus einer Datenbank mit freien Bildern ausgesucht. Ich weiß gar nicht, welcher Staudamm das eigentlich ist.

Was hat sich musikalisch seit deinem letzten Album „Das Mit Dem Auto Ist Egal, Hauptsache Dir Ist Nichts Passiert“ verändert? War die Herangehensweise eine andere?

Jens: Mein Dogma war: So wenig Gitarren wie möglich. Wir haben letztendlich nur zwei Gitarren verwendet. Ansonsten sind wir ausschließlich von Klavier und Schlagzeug ausgegangen, die Christian Imler und ich zusammen gespielt haben. Und ansonsten nur das Nötigste noch hinzugefügt. Somit dominiert das Klavier eindeutig die Soundästhetik. Man merkt auch, dass wir direkt zusammenspielen, da vieles spontan passiert auf dem Album. Es ist eine freiere Art gewesen, das Album einzuspielen.

Und hat sich am Schreiben der Texte etwas verändert?

Jens: Ja, ich arbeite jetzt mehr mit Zitaten und Verweisen. Das wollte ich schon immer gern machen, es hat aber nie so gepasst.

Den ersten Track deines neuen Albums, „Theater“, hattest du für unsere Online Sampler Conspiracy ja bereits als Demo- zur Verfügung gestellt. Vielen Dank nochmal. Das war ja exklusiv!

Jens: Sehr gern. Ich hab keine Scheu vor sowas. Ich schätze Internetradios und Blogs und weiß, dass das heutzutage als Informationsquelle sehr wichtig ist.

Und wie stehst du zu Facebook und Twitter?

Jens: Ich war früher großer Fan von Myspace und fand das die nahezu perfekte Austauschplattform für Musiker. Und dann kam auf einmal der Umschwung, dass Myspace total out wurde und das hat man auch gemerkt. Es war plötzlich gar nichts mehr los. Das fand ich schade, dass das so schnell vorüber ging und keinen Sinn mehr hatte. Und dann ging es ganz schnell, dass alle zu Facebook wechselten. Da bin ich inzwischen auch und schau ab und an rein, aber mir kommt das für einen Musiker weniger praktisch vor als Myspace. Es geht dort weniger um Musik, sondern eher um Kontaktaufbau. Es ist ein privates Quatschding. Andauernd zu schreiben, wo man gerade ist oder was man gerade macht, finde ich lästig.

Das Magazin TIP hat einmal geschrieben, dass deine Musik nach Berlin klingt, bzw. die Stadt Berlin verkörpert. Würdest du dem zustimmen?

Jens: Wenn TIP das sagt, dann ist es wahrscheinlich so! Es ist ja schon urbane Musik. Aber diesen speziellen Berlin-Sound würd ich jetzt eher mit kargerem 80er-Flair in Verbindung bringen, so wie die Band Herpes das derzeit versucht aufzugreifen. ‚Du bist very Berlin!‘

Was ist mit deinen anderen Projekten… Wird man jemals wieder etwas von Bum Khun Cha Youth hören?

Jens: Ja, Uli sitzt immer fleißig an einer neuen Platte und wirft dann die jeweils vorige Version weg. Ich hoffe, irgendwann mal wird das einfrieren und rauskommen. Aber ich bin ja Schlagzeuger gewesen bei Bum Khun Cha Youth und ziemlich raus aus der Geschichte, seit sie elektronische Musik machen. Aber nichts desto trotz bin ich als Berater noch tätig!

Du hast ja auch einiges mit der Band Britta zu tun. Bist du involviert in das Solo-Projekt von Christiane Rösinger?

Jens: Nein, das soll sich nämlich nicht mit Britta überschneiden. Sie arbeitet dort zusammen mit Tanja von den Jolly Goods, sowie Andreas und Stefan von Ja, Panik. Letzterer soll Schlagzeug spielen.

Alles klar. Vielen Dank für das Interview!

Jens: Dankeschön!

2 comments

  1. Frank Maetzler says:

Wir freuen uns über deinen Kommentar: