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Im Gespräch mit Miike Snow

Miike Snow sind die neuen Helden aus Schweden. Es ist nicht einmal einen Monat her, dass ihr Debütalbum released wurde und schon schwärmt jeder von dieser Musik und die Konzerte sind vorbildlich besucht. Für ein paar Auftritte schauten die Newcomer nun auch bei uns im Land vorbei und wir nutzten die Chance, die Band vor ihrem Konzert am 18.11.2009 im Uebel&Gefährlich in Hamburg zu einem Interview zu treffen. Ein Gespräch über den plötzlichen Lebenswandel, die Musik und die Zukunft von Miike Snow.

Ihr habt diesen Sommer beim MELT!-Festival gespielt, aber abgesehen davon ist es eure erste Tour hier in Deutschland. Wie läuft es, kommt die Musik live gut an?

Andrew: Es läuft super. Die Leute sind wirklich vernarrt in unsere Musik und bei den Konzerten voll dabei. Besonders gestern Abend in Berlin war das umwerfend. Wir können wirklich nicht klagen.

Eine Frage zu dem Video eures Songs „Burial“ – Das wurde am Ganges gedreht in Indien. Warum habt ihr euch dazu entschlossen, dort ein Musikvideo zu drehen?

Andrew: Das haben gar nicht wir entschieden, sondern ein Freund von uns, ein schwedischer Regisseur. Er hatte uns nur gesagt, dass er für 500 Dollar ein erstklassiges Video drehen wird. Und da das verdammt günstig ist, haben wir natürlich sofort zugesagt, ohne zu wissen, was da letztendlich bei rauskommen wird. Und als wir dann das Ergebnis gesehen haben, waren wir überwältigt, wie gut das Video aussieht für so einen kleinen Preis.

Der Ort ist auch bekannt dafür, dass dort Leichen verbrannt werden, um direkt den Weg ins Nirvana finden zu können. War das auch mit ausschlaggebend?

Andrew: Allein der Titel des Songs (zu deutsch: ‚Beerdigung‘) bezieht sich auf den Tod. Und wenn man dann in die ‚Stadt des Todes‘ geht, um dort ein Video zu drehen, macht das natürlich Sinn. Auch wenn es für die Inder selbst mehr eine Stadt ist, die für Leben und Tod steht. Aber ich werde demnächst mal dorthin fliegen. Diesen Dezember werde ich dort Urlaub mit meiner Freundin machen und ich bin schon gespannt darauf. Mal ‚hinter die Kulissen‘ zu schauen und mir ein Bild davon zu machen, wie es dort wirklich aussieht.

[Andrew entdeckt, dass wir eine Tragetasche von ‚Mighty Boosh‘ mithaben]

Andrew: ‚Mighty Boosh‚! Das ist cool. Noel Fielding kam letztens zu einem unserer Konzerte und hat uns gesagt, dass er unsere Musik sehr mag. Das war ein riesiges Kompliment für uns, weil wir echt Fans von der Serie sind. Im Tourbus schauen wir den lieben langen Tag ‚Mighty Boosh‚ DVDs!

Vielleicht kannst du eine Frage im Namen deiner beiden Bandkollegen beantworten. Christian und Pontus waren ja schon als Produzenten tätig, bevor ihr zusammenkamt. Britney Spears und Madonna sind da nur einige der Künstler, die die beiden betreut haben. Und nun ist auch euer Projekt Miike Snow ziemlich erfolgreich. Was denkst du, werden die beide das Produzieren noch weiter fortführen?

Andrew: Ich denke wir haben alle alles aufgegeben, was wir vor Miike Snow begonnen haben. Ich kann natürlich nicht für die beiden sprechen, aber mir scheint es, als ob es uns allen so geht, dass die Band derzeit das Interessanteste in unserem Leben ist. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass das Produzieren für die beiden jetzt erst einmal hinten ansteht. Selbst, wenn beides interessant ist, die Band hat derzeit Vorrang. Es ist eben auch nicht die Zeit da, um beides mit Leidenschaft zu betreiben.

Was hat der Song „A Horse Is Not A Home“ zu bedeuten?

Andrew: Es geht mehr um eine Beziehung als um einen direkten Ort. Viele Freundschaften schaffen es, dass man sich zuhause fühlt. Und der Song handelt davon, sich von jemanden zu entfremden. Ich hatte tatsächlich einen physischen Streit mit jemandem, der mal ein guter Freund war.

Ihr wurdet mit eurem Debütalbum ziemlich schnell bekannt. Hattet ihr überhaupt die Zeit, das alles zu realisieren, oder ist es manchmal noch gruselig, was um euch herum passiert?

Andrew: So wie uns das widerfahren ist, ist es glaube ich der bessere Weg. Viele Leute sagen mir, dass Miike Snow derzeit echt ein Riesending ist, aber wenn man selbst da drinsteckt, fehlt einem dafür das Gespür. Wir versuchen auch, möglichst wenig von dem zu lesen, was über uns geschrieben wird. Wir wollen uns nicht über das definieren lassen, was dort steht. Natürlich kann man an Kritik auch wachsen und einige essentielle Artikel lesen wir dann auch mal durch. Aber allgemein gehen wir einfach auf die Bühne und ziehen unser Ding durch. Es will auch keiner von uns ‚berühmt‘ werden und ich glaube, keine der großen Bands muss sich sonderlich Sorgen machen, dass wir irgendwen vom Thron schubsen. Es läuft derzeit einfach für unsere Verhältnisse sehr gut und das freut uns. Aber wo es hingeht, wird man dann noch sehen.

Wenn man ein wenig über euch liest, fällt einem schnell auf, dass viele eure Musik als etwas komplett Neues und Revolutionäres betrachten. Seht ihr das auch so, oder ist es für euch einfach Musik?

Andrew: Ich denke auch, dass das, was wir machen, etwas Neues ist. Es lässt sich nur schwer mit irgendwas vergleichen, was bisher gemacht wurde. Als wir das Album gemacht haben, klang vieles noch komisch für mich. Wir waren uns in einigen Punkten auch nicht einig, ob man es so lassen könnte, weil einige Stellen ziemlich gewagt sind. Aber wir vertrauen uns einfach alle gegenseitig und so kam jetzt diese ungewöhnliche Art von Musik heraus. Manche finden das gut, andere nicht.

Aber als ihr angefangen habt, dieses Album zu machen, war euch da bereits klar, dass ihr so etwas schaffen würdet, oder war das eine Entwicklung?

Andrew: Das ist es, was Musiker immer wollen. Keiner will Musik machen, die jeder schon tausendmal gehört hat. Und für mich persönlich ist es so, dass ich nicht in meiner eigenen und auch nicht in der musikalischen Vergangenheit leben will. Ich habe einen Dialog gestartet mit dem Nerv unserer Zeit. Mich mit allen aktuellen Begebenheiten auseinandergesetzt und interaktiv gearbeitet. Unsere Herangehensweise an das Ganze war sehr respektlos gegenüber Traditionen.

Die Band heißt Miike Snow, deine beiden Kollegen kommen aus Schweden und auch das ganze Artwork erinnert sehr an die kalte Jahreszeit. Wieso habt ihr dazu so eine Affinität?

Andrew: Um ehrlich zu sein: Nach dem zwanzigsten Fotoshooting in bitterster Kälte haben wir uns glaub ich alle gewünscht, dass die Band Miike ‚Sun‘ heißen würde. Und uns wurde grad bestätigt, dass das Video zu „Sylvia“, das wir in zwei Wochen drehen werden, ebenso in Schweden stattfinden wird. Und das im Dezember! Das wird wirklich anstrengend. Vielleicht sollten wir auf dem nächsten Album einfach sonnige Reggae-Musik andenken.

Vielen Dank für das Interview!

Andrew: Danke.


Bilder vom Konzert nach dem Interview findet ihr hier.

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