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Im Gespräch mit Oh, Napoleon

Am kommenden Wochenende starten wir endlich in die Open Air Festival-Saison! Das Musikschutzgebiet in Homberg auf dem Grünhof und sein Programm haben wir Euch in den vergangenen Wochen schon ausführlich vorgestellt, jetzt haben wir noch mal die Chance genutzt und mit einer der Bands gesprochen, auf die wir uns am meisten freuen: Oh, Napoleon!

Wie fühlt es sich an innerhalb von so kurzer Zeit zum Kritiker- und Forenliebling geworden zu sein?
Sind wir das?
Natürlich haben wir einige der Kritiken und Aussagen zur ersten EP verfolgt und sind ziemlich froh darüber fast nur positives gelesen zu haben. In den letzten fünf Jahren mussten wir allerdings auch schon andere Meinungen zu unserer Musik kennenlernen und das ist auch in Ordnung. Es ist wohl auch einfach noch zu früh um als Kritikerliebling durch zugehen. Wenn, dann würde es sich seltsam anfühlen, um noch kurz die Frage zu beantworten.

In der Presse und im Internet wurden schnell Vergleiche zu anderen Bands gezogen. Die Namen Juli, Silbermond und Wir sind Helden fielen schnell – zumeist in positiver Abgrenzung zu den genannten Bands. Aufgrund Eurer englischen Texte wird wiederholt ein Vergleich zu den Cardigans angestellt. Wie geht Ihr mit solchen Vergleichen um? Interessiert Euch das oder seid Ihr davon genervt?
Bisher hören oder lesen wir solche Vergleiche und stempeln sie dann entweder als „nett gemeint“ oder „wirklich dämlich“ ab. Die Vergleiche mit den genannten deutschen Bands haben uns anfangs irritiert, weil wir uns selbst ganz anders sehen. Dennoch ist es wohl einfach normal, dass Vergleiche genutzt werden um eine Band greifbarer zu machen.

Euer Musikstil wird ganz profan als Pop bezeichnet? Teilt ihr diese Einschätzung oder habt ihr eine andere Kategorisierung?
Der Begriff „Pop“ ist inzwischen auch unsere eigene Bezeichnung für das was wir tun. Früher haben wir uns damit schwer getan. Es ist aber nun mal auch so, dass Popmusik so unglaublich vieles sein kann. Pop kann gut sein, Pop kann schlecht sein und ist inzwischen für viele zu einem negativ belastetem Begriff geworden. Das Genre ist allerdings so vielseitig, dass es genügend Beispiele von guter Popmusik mit Tiefe gibt. Dadurch fällt es uns inzwischen leicht uns mit dem Wort „Pop“ zu identifizieren.

Woher nehmt Ihr die Inspiration für Eure Musik und was hört ihr privat gerne?
Inspirierend ist alles, was dich entweder für einen kurzen Moment sehr, sehr intensiv oder über einen langen Zeitraum hinweg beschäftigt. So etwas lässt doch selten richtig los, ohne dass es, bei uns eben in Form von Musik, verarbeitet wurde. Der Musikgeschmack der Band geht inzwischen in alle möglichen Richtungen. Jeder hat seine Favoriten, manches mag jeder und anderes wird von den einen vergöttert und vom Rest kaputt geredet. Zwischen vielen guten Platten gibt es, wenn wir über längeren Zeitraum unterwegs sind aber auch gerne mal eine kurze Zeit Musik aus dem Radio. Kann schließlich auch gut sein – und wenn nicht dann zumindest unterhaltsam…

Was können wir von Eurem zukünftigen Album erwarten? Gibt es Veränderungen am Sound?
Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit erstmal unser bisher bestes Album. Am Sound haben wir diesen Monat noch intensiv zusammen mit unserem Produzenten Oliver Zülch gearbeitet und langsam aber sicher macht sich Zufriedenheit breit. Gegenüber der EP wird es definitiv einen hörbaren Unterschied geben. Für uns fühlt es sich bereits jetzt einfach passender und echter an.

Wann wird man mit Eurem Debüt-Album rechnen dürfen?
Leider nicht mehr in diesem Jahr. Sämtliche Songs sind zwar fertig und der Großteil auch bereits aufgenommen aber es gibt trotzdem noch viel zu tun. Wir selbst allerdings sind wohl diejenigen, die es am Wenigsten mehr abwarten können die Platte endlich rauszubringen. Wenn es doch noch länger dauert brauchen wir wohl früher oder später ein Endorsement für Trombose Strümpfe oder Gehhilfen.

Was waren die Highlights auf den vergangenen Touren mit Starsailor?
James Walsh verlässt im Berliner Postbahnhof mit nur halb angezogener, nassen (wohl schlecht abgetrocknet!) Shorts die Dusche und pfeift dabei lautstark die Melodie vom letzten Black Eyed Peas Smash Hit! Spätestens in diesem Moment war ein wenig Erfurcht vor der großen UK Band verflogen… – „tonight’s gonna be a good night…


Gab es eine Stadt, die Euch am intensivsten gefeiert hat?
Im alten Magnet Club in Berlin als Vorband von den großartigen Hello, Saferide war die Stimmung nach unserem Konzert beeindruckend.

Wie sieht Euer Deal mit Universal aus? Musstet Ihr Kompromisse eingehen, was Eure künstlerische Freiheit betrifft?
Als wir in der Krefelder Bar „Zur Verlorenen Seele“ wieder einmal kaum noch ansprechbar an der Theke saßen, sprach uns ein lila Löwe an und reichte uns einen unglaublich großen Haufen Papier. Wir verstanden nicht alles, was der Löwe da aufgeschrieben hatte doch nachdem wir uns von drei lieben Kneipenbrüdern, die mehr Ahnung von Leuten wie dem lila Löwen hatten haben beraten lassen, unterschrieben wir jede einzelne Seite. Den Deal mit dem Löwen bereut bis heute keiner von uns. Er verbietet uns jedenfalls nichts und lässt uns arbeiten. Er schaut dennoch sehr genau hin. So sind die Löwen nun mal.

Inwiefern hat Euch dieser Deal Türen in der Musikwelt geöffnet?
Wir können mit Leuten wie unserem Produzenten zusammenarbeiten, der versteht wo wir hinwollen und was wir machen. Ein Plattenvertrag ist in vielen Hinsichten hilfreich. Genau bemerken werden wir die Wichtigkeit aber wohl auch erst mit der Veröffentlichung unseres ersten Albums. Für das Erkennen der richtigen Türen und das Öffnen ist man in erster Linie selbst zuständig. Wir haben dafür in Form unseres Managements Unterstützung für die wir sehr, sehr dankbar sind. Für manche Türen bedarf es trotzdem einer Menge Geduld und Erfahrung mit dem Dietrich.

Erstaunlicherweise spielt ihr diesen Sommer bislang auf nur zwei Festivals. Seid ihr zu stark mit Eurem Debüt-Album beschäftigt?
Das Album nimmt tatsächlich viel Zeit in Anspruch. Sich diese Zeit zu nehmen ist, so glauben wir auch sinnvoll. Mit der Platte in den Händen werden wir im kommenden Jahr alles spielen was uns möglich ist und auch in der zweiten Jahreshälfte 2010 wollen wir noch viele Bühnen betreten.

Was kann das Publikum auf dem Musikschutzgebiet 2010 von Euch erwarten?
Erwartet, dass wir sehr gut gelaunt sind, weil ihr unser erstes Festival in diesem Jahr seid und ihr, wie bereits festgestellt nicht nur eines von vielen darstellt. Dazu kommt noch das unsere Freunde von The Fog Joggers mit dabei sind. Wir sind die mit der Fahne!

Katrin, Max, Patrick, Danny und Johann – vielen Dank für Eure Zeit!

Oh Napoleon stehen am kommenden Samstag, 15. Mai ab 18 Uhr, auf der Bühne des Musikschutzgebiet Festivals in Homberg. Auf keinen Fall verpassen!

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