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Im Gespräch mit Pascal Finkenauer

pascal-finkenauerKurz vor Weihnachten war Pascal Finkenauer noch einmal unterwegs durch Deutschland, um auf einigen kleinen Bühnen neue und alte Songs akustisch zum Besten zu geben. Auftakt der kleinen Tour war am 17. Dezember im Kasseler Schlachthof. Wir trafen uns mit ihm vor seinem Auftritt zu einem Gespräch.

Du startest heute Abend Deine kleine Akustik Tour hier in Kassel, warum hast Du Dir dafür gerade Kassel ausgesucht? Weil eigentlich ist Kassel ja immer die Stadt, an der alle vorbei fahren…
Das hab ich mir nicht ausgesucht (lacht). Ich bin hier um das zu ändern! Es hat sich einfach ergeben. Wir haben für diesen Rahmen, in dem ich allein auf der Bühne stehe, kuschelige und angenehme Etablissements gesucht. Der Veranstalter hat sich auch einfach dafür interessiert. Die Idee hinter dem Ganzen ist tatsächlich das ich mich jetzt zum Ende des Jahres einfach im kleinen Rahmen noch mal mit meiner eigenen Musik auseinandersetzen wollte.

Am 06. Februar veröffentlichst Du ja Dein drittes Album Unter Grund und zwar auf Deinem eigenen Label. In letzter Zeit gründen immer mehr Künstler und Bands ihre eigenen Label, ist es so einfacher Musik zu veröffentlichen und damit dann auch noch Geld zu verdienen?
Ich persönlich konnte immer die Musik veröffentlichen, die ich wollte, aber ich glaube das ist einfach durch die Eigenständigkeit und die nicht vorhandene Auseinandersetzung mit Leuten, die Geld geben und dafür vielleicht auch ein bisschen was erwarten, dadurch kann man natürlich mehr Freiheit genießen beim Musik machen. Es ist dadurch aber nicht unbedingt leichter geworden Geld zu verdienen. Es ist glaube ich einfach ein Zeichen der Zeit das viele Künstler keine Lust haben die Dinge einzugehen die mittlerweile ein Stück weit gefordert werden um Plattenverträge abzuschließen. Ich hoffe darauf, dass durch diese Selbstständigkeit die grassiert, Musik auch spannender wird und die Leute sich mehr trauen.

Man kann also nicht sagen, dass die Arbeit dadurch am neuen Album einfacher war?Pascal Finkenauer
Nee, eigentlich nicht. Die Arbeit an den Alben ist eigentlich auch sonst wenn ich mit Plattenfirmen zusammen gearbeitet habe nie so eingeschränkt gewesen. Klar redet man mit Leuten mal über eine Songreihenfolge auf dem Album aber wie die Sachen geschrieben sind oder instrumentiert sind da gab es nie Schwierigkeiten. Dadurch, dass die Mittel jetzt vielleicht in der Form nicht da waren wie beim letzten Album hab ich das mehr oder weniger alles zu Hause produziert und dann mit DJ Pauli von den Broten in ein paar Nächten den Gesang dazu aufgenommen, und es ergab sich einfach durch Zufall, vielleicht hätte es auch noch eine andere Richtung eingeschlagen, aber ich hatte das schon vorbereitet und Leuten vorgespielt und die sagten, dass es so gut ist, wie es ist.

Gibt es da einen Unterschied zu den letzten zwei Alben?
Nicht wirklich. Das erste war glaub ich mehr auf synthetische Sounds angelegt das zweite war dann komplett mit Band eingespielt und jetzt das Album, da ist zum ersten Mal tatsächlich mehr elektrische Gitarre drin. Das letzte Album war ja komplett nur mit akustischer Gitarre gespielt und es ist einfach die Veränderung dabei. Es ist ein bisschen dunkler geworden als die letzten beiden Alben von den Themen aber das gibt der Titel „Unter Grund“ ja auch schon her.
Ich persönlich finde es nicht ganz so elektronisch und nicht ganz so schwierig wie die letzten beiden Alben, man bekommt einfacher einen Zugang…

Das ist gut!

Ich blicke an Dir vorbei“ ist ja die erste Singleauskopplung, das Lied ist zuvor ja schon auf dem 1000 Robota Album erschienen, wie kam es eigentlich dazu?
Die Jungs waren Support von Fettes Brot und ich bekleide ja einen der schönsten Nebenjobs der Welt, nämlich in der Fettes Brot Band spielen zu können, und da haben wir uns kennen gelernt und die Jungs sind aus Interesse einfach mal auf meine Myspace-Seite gegangen und haben das gehört und im Proberaum dann damit angefangen zu spielen und haben ihre eigene Version daraus gebaut. Es war quasi schon aufgenommen, da riefen sie an und meinten „Wir haben da mal was mit Deinem Stück probiert“.

Ist es nicht komisch, dass dann jetzt das Original nach dem Cover erscheint?
Es wäre komisch für die normale Konsumwelt vielleicht, aber da das ja jetzt eh nicht alles in den Bahnen läuft in denen es nun mal läuft, ist es auch egal. Das sind so die kleinen Freiheiten die man sich da gönnt. Zum einen finde ich ist es ein großes Kompliment, wenn so ein Stück vogelfrei wird und sich von seinem Schreiber löst und vielleicht die Leute das auch gar nicht mehr mit einem selbst zusammen bringen. Es gibt genug von den 1000 Robota-Fans die das gar nicht wissen, dass das ein Stück von jemand anderem ist. Da haben wir alle schon drüber gelacht, dass es so ist.
Ihr habt dazu auch grad ein sehr schönes Video zu gedreht…

Ja das haben Dominic Bünning und Sven Sindt gedreht. Die beiden haben auch schon mehrere Videos für mich gemacht.

Du trittst ja im Februar auch beim Bundesvision Song Contest auf, da aber mit „Unter Grund“ – warum gibt es da einen anderen Song?
Weil eine der Auflagen beim Bundesvision Song Contest ist, dass der Song noch nicht veröffentlicht sein darf und weil ich mit dem Stück da auch antreten wollte.

Warum hast Du gerade dieses Stück ausgewählt?
Weil er nicht so kommerziell angelegt ist wie „Ich blicke an Dir vorbei“ und weil mir das in meiner Phantasie Freude bereitet hat, mit dem Stück und mit den Textzeilen dann da aufzutreten.
Theoretisch sollte man da aber doch das kommerziellere Stück auswählen oder?
Sollte man, das ist ein Grund es nicht zu tun.
Es machen ja in diesem Jahr auch noch Bands mit wie Deichkind, Polarkreis 18 oder Peter Fox, die ja wahrscheinlich den Sieg unter sich ausmachen werden…
das bezweifle ich (lacht)…
… hat man da als Außenseiter überhaupt reelle Chancen oder machst Du da nur mit um Dich zu präsentieren?
Ich mache nur mit um mich und meine Musik zu präsentieren. Nee, was für Chancen soll man sich da ausrechnen? Ich glaube dieser Wettbewerbscharakter dieser ganzen Veranstaltung doch eh nur eine Art Deckmantel. Ich denke, dass alle die da mitmachen sich gegenseitig respektieren und es ist einfach eine schöne Plattform um Musik zu entdecken, die eben noch nicht so bekannt ist. Die Chance ist dann natürlich unabhängig toll, dass man da mit dabei ist.
Wie kamst Du überhaupt dazu mitzumachen?
Ich war mit den Broten ja schon einige Male da und dann schickt man da seine Sachen hin und bewirbt sich quasi. Es wird dann da in der Redaktion ausgesucht, auf was die Lust haben und was die dabei haben wollen.

Bekommst Du durch die Zusammenarbeit mit Fettes Brot jetzt mehr Aufmerksamkeit für Deine eigene Musik?
Stellenweise schon, aber das darf man nicht überschätzen. Das ist auch ein Grund, jetzt diese Tournee zu machen, nach 80 Konzerten mit Fettes Brot ist man natürlich ein bisschen von der eigenen Realität entfernt, wenn da 10.000 Leute vor dir stehen, die kämen ja auch, wenn man selbst nicht bei Fettes Brot mit dabei wäre und das ist natürlich auch sehr verführerisch das vor sich zu sehen. Die Realität ist, das meine Musik schon ein bisschen vom Stil der Brote entfernt ist und sie für viele Leute die über die Brote zu mir kommen auch erstmal gewöhnungsbedürftig ist. Aber das ist völlig in Ordnung. Es ist aber definitiv so, dass Leute interessiert sind und forschen, was es da sonst noch so gibt. Wenn sich die Leute meine CD kaufen denken sie klar, dass es so ist wie „An Tagen wie diesen“ und mir wurde schon gesagt, dass sie etwas brauchten, aber dann ließ es sie nicht mehr los (lacht). Durch die Textlastigkeit und durch die Musik ist es eben eine Sache die wachsen muss oder die einem auch gar nicht gefällt.

Wie bist Du eigentlich dazu gekommen bei Fettes Brot mitzumachen?
Ich hatte einen Vertrag mit der damaligen Plattenfirma von Fettes Brot, die auch die Platte von meiner Punkband, The Black Cherries, raus gebracht hat und eben auch mein erstes Soloalbum und André, langjähriger Begleiter und Mentor von Fettes Brot, hatte mich auch schon die letzten Jahre unterstützt und er hatte ihnen dann vorgeschlagen, mich mal als Stimme für dieses Stück zu probieren. Und das hat sich dann entwickelt, dass sie fragten ob ich Lust hätte mit auf Tour zu kommen.
Warst Du da am Anfang nicht skeptisch, wegen Fettes Brot und Hip Hop?
Nee eigentlich gar nicht. Grade weil es nicht in dem Musikstil wildert in dem ich sonst unterwegs bin, das fand ich gerade interessant, weil es von der Erfahrungsseite natürlich so viel spannender ist. Auch in der Arbeit in der Band, Gitarrist in einer Band zu sein, ich kenne das eigentlich seit ich jünger bin nur vorne zu stehen und zu singen und die neue Perspektive ist sehr interessant. Für mich ist es ein Erfahrungswert da mit zu machen.
Wie lange willst Du das noch machen?
Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich in einer Pizzeria arbeiten müsste oder in der Videothek arbeiten müsste um das machen zu machen was ich will, dann entscheide ich mich im Zweifelsfall lieber dazu irgendwo Musik machen zu können. Das ist natürlich nicht uneingeschränkt. Das ist das große Glück, dass das ganz tolle Menschen sind mit denen man da unterwegs sein darf und die auch sehr professionell arbeiten wo man eine Menge lernen kann und das ist für mich eben auch eine Art Schnupperkurs in einem Metier, das ich sonst nicht bedienen kann.

Was hast Du in 2008 am liebsten gehört?
Das ist eine sehr gute Frage… Ich mochte die Platte von Bon Iver sehr gerne, das war so eine der Platte, die ich sehr gerne gehört habe. Und tatsächlich auch die neue von Kings of Leon, das waren die Platten, die mich auf Tour begleitet haben.

Wird es 2009 dann noch eine große Tour von Dir geben?
Ja, das ist jetzt tatsächlich eine Art Erdungsprozess durch den ich mich selbst quäle… Nein nicht quäle, aber das wollte ich jetzt unbedingt noch machen. Dann im nächsten Jahr ist auf jeden Fall eine Tour mit Band geplant, die Platte kommt ja dann am 06.02..

Vielen Dank für das Interview, wir wünschen Dir viel Erfolg für „Unter Grund“.
Danke!

Unter Grund“ von Pascal Finkenauer erscheint am 06. Februar 2009!

Fotos von Konzert in Kassel gibt es hier.

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