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Faber, Foto: Tessa Schäfer

Im Gespräch mit FABER

Es ist Herbst, ein Sturm fegt über die Stadt. Immer, wenn ich Faber zum Interview treffe, legt ein Unwetter den Verkehr lahm. Langsam vermute ich dahinter System. Das Gespräch findet in den Büroräumen seiner Plattenfirma statt. Ich freue mich ihn zu sehen. Es ist seltsam, ihn in einer Nicht-Konzertumgebung zu treffen – als wären wir zwei Fremdkörper in einer anderen Galaxie. Faber gehört doch auf die Bühne.

Also unterhalten wir erst einmal über das, was Faber am liebsten macht: Konzerte zu spielen. Zum Release seines neuen Albums „I Fucking Love My Life“ tourt er durch sehr kleine Clubs – ein Traum für jeden Fan, der die Nähe sucht und die großen Hallen scheut. In Berlin spielt er im Badehaus. Dort war er schon 2016 mit Von Wegen Lisbeth und Fil Bo Riva.

Mainstage: Kannst du dich noch daran erinnern?

Faber: Ja klar. Gute Location.

Mainstage: Die Bühne ist winzig, es könnte eng werden.

Faber: Wir werden nur zu zweit auf der Bühne sein, der Till und ich. Also Bassdrum, Posaune und Gitarre. Es soll ein persönlicher, intimer Abend werden.

Mainstage: Also wie früher…

Faber: Ja, ein bisschen ein Revival davon.

Mainstage: Es ist viel passiert in den letzten Jahren, die Hallen werden im größer und sind sehr schnell ausverkauft. Hast du überhaupt Zeit, das zu geniessen oder ist das jetzt schon alles selbstverständlich?

Faber: Als selbstverständlich nehme ich das nicht. Es ist auf jeden Fall sehr schnell passiert, sodass man hier und da vielleicht etwas überrumpelt worden ist von einigen Sachen und sich für das Genießen etwas wenig Zeit genommen hat.

Mainstage: „Highlight“, das erste Lied des neuen Albums, beginnt mit den Zeilen „Ich hab alte Freunde gegen falsche eingetauscht“. Bist du mit zunehmender Bekanntheit vorsichtiger geworden, wem du vertraust?

Faber: Das stimmt nur so halb. Ich hab natürlich noch alte, gute Freunde, die ich nicht eingetauscht habe. Aber es stimmt schon, dass es nicht so leicht ist – also grundsätzlich nicht so leicht -, gute Freunde zu finden. Und so eine Arbeit, die ich habe, hilft nicht unbedingt.

Mainstage: Wem vertraust du?

Faber: Ich hab ein paar gute alte Freunde, denen ich blind vertraue. Und meiner Familie. Da habe ich schon ein sehr stabiles Umfeld. Wenn man selber in’s Wanken gerät, ist es wichtig, dass man das nicht verliert.

Mainstage: Das neue Album heißt „I Fucking Love My Life“. Das Lied gibt es ja wirklich. Es ist aber nicht auf der Platte drauf.

Faber: Stimmt. Das hat nicht so auf die Platte gepasst.

Mainstage: Schade. Ich mochte diese ersten Zeilen „Du lachst zu viel, um glücklich zu sein“. Es erklärt einiges. Ich fand das gut. Kommt das später nochmal raus?

Faber: Ja, ich fand’s auch gut. Aber wahrscheinlich kommt es nicht nochmal. Das kommt drauf an, in welcher Phase ich gerade bin. Der Song ist jetzt nicht komplett raus gestrichen, aber jetzt gerade auch nicht drin.

Mainstage: Einen Moment dachte ich, das wäre Absicht, weil der Titel deiner ersten EP „Alles Gute“, ja auch erst auf der nächsten EP „Abstinenz“ als Lied erscheint.

Faber: Bei „Alles Gute“ war das war anderes, da hatte ich den Song noch gar nicht, als die erste EP rauskam. Da steckt also kein System dahinter.

Mainstage: Aber es gibt ein Buch, das „I Fucking Love My Life“ heißt.

Faber: Ja, voll.

Mainstage: Nils Lucas hat euch 3 Jahre lang mit der Kamera begleitet und dann ein Fotobuch herausgebracht(hier könnt ihr mal ins Fotobuch reingucken). Es gibt neben kleinen Anekdoten von der Tour, auch einen ganz liebevollen Einführungstext von dir. Ich fand den echt schön und sehr berührend geschrieben. Ich mag deinen Schreibstil sehr. Hast du mal drüber nachgedacht ein Buch zu schreiben?

Faber: Nein, dafür braucht man ja viel Ruhe und die hab ich gerade nicht (überlegt) Ich würde das schon mal gerne machen. Aber ich kenne das ja noch von der Schule: Ich will mich nicht hinsetzen und einen Text schreiben, den irgendwer bewertet.

Mainstage: Genau genommen machst du das ja jetzt auch: Einen Text schreiben, den andere bewerten.

Faber: Das ist etwas anderes, glaube ich, weil man das dann nachher singt.

Faber, Pressefoto: Peter Kaaden

Mainstage: Als ich das neue Album (Hier geht es zur Albumkritik) das erste Mal gehört habe, war ich schon etwas verwirrt. Man muss genau hinhören und auch etwas Geduld haben. Mitunter dominiert das derbe Vokabular so, dass die eigentliche Aussage in den Hintergrund gerät. Manchmal denke ich: Du könntest es so viel einfacher haben. Aber vielleicht wärst das dann nicht du.

Faber: Ich weiß auch nicht, ob ich das weiterhin so machen würde. Aber in den Fällen jetzt hat es halt oft gepasst. Und dass man es den Leuten einfacher macht, das ist ja kein Argument. Ihr habt ja in Deutschland genug Musik, die einfach zugänglich ist. Dazu braucht es nicht mich. Ich kann mir aber schon gut vorstellen, dass ich in Zukunft auch mal Texte schreibe, die weniger grob sind. Das ist ja auch stimmungsabhängig.

Mainstage: Du hast ja mal gesagt, dass du privat mittlerweile nicht mehr so redest, in der Kunst hältst du es für legitim. Ist da der Wunsch nach Provokation?

Faber: Ich fand ganz lange, dass es das auch ein bisschen braucht, in den Texten. Das sind ja nicht von mir erfundene Sachen, das sind ja Themen und Ausdrucksweisen, die es so gibt. Und dann hab ich das Gefühl, dass die verschiedenen Bubbles so weit voneinander entfernt sind, dass es in Ordnung ist, wenn man eine kleine Brücke baut.

Mainstage: Musik wird ja immer auch Teil der Gesellschaft. Machst du dir darüber Gedanken beim Liederschreiben?

Faber: Doch, mittlerweile schon. Jeder der sagt: Du singst das so, aber die Leute können das ja auch anders verstehen-das stimmt schon. Aber damit entmündigt man ja auch die Leute mega und sagt: ihr seid alles dumme Kinder und checkt nichts. Ich denke, der Großteil der Leute, die auf meine Konzerte kommen, sind keine dummen Leute. Die sind mündig und können selber überlegen und mit dem Song machen, was sie wollen. Ich sag das mit einem großen Vertrauen. Und trotzdem gibt es Songs, die einen anderen Charakter bekommen, wenn es alle Leute mitsingen und da muss man dann schon mal anders damit umgehen. Aber eigentlich mache ich das ungern, weil das eine große Beschneidung der Sache wäre, die man machen möchte. Und es ist ja auch Musik für Erwachsene. Wenn ein 8jähriger das verstehen müsste, wäre das vielleicht noch etwas anderes.

Mainstage: In „Generation Youporn“ gibt es Zeilen wie „Mit dem Auto ins Fitness-Studio, um da Rad zu fahren“. Es klingt ein bisschen wie eine Anklage an die Dummheit deiner Generation.

Faber: Nein, das soll es nicht sein. Eigentlich genieße ich diese Widersprüchlichkeit, ich finde das auch ziemlich witzig. Manchmal hat das auch Auswüchse, die sehr gefährlich sind, dann ist es schwierig. Aber ob jetzt Leute mit dem Auto ins Fitness-Studio fahren-ja, das ist halt dumm. Aber auch irgendwie sweet. Und mir auch ein bisschen egal. Man sollte halt schauen, dass man selber gut mit seiner Umwelt umgeht. Oder es wenigstens versucht.

Mainstage: Du bist ein aufmerksamer Beobachter, nicht nur was politische Themen angeht. In „Das Leben sei nur eine Zahl“ reflektierst du die Social-Media-Welt, die zumindest bei den Jüngeren zum Alltag gehört. Da heißt es: „Liegst du mir auch am Herzen, drück unterm Bild auf dieses Herzchen“. Sehr lustig. Jedem, der Instagram nutzt, wird das bekannt vorkommen. Bist du jemand, dem Likes wichtig sind?

Faber: Ja, ich denke das kann man fast nicht mehr abstellen. Es gibt aber Leute, die mehr darauf setzen. Unter den Leuten, denen da eher egal ist, gehöre ich denen, die es sich auf jeden Fall angucken: das haben so und so viele Leute gesehen. Aber ich lebe jetzt nicht unbedingt dafür. Du wirst halt so erzogen, das geht schnell.

Mainstage: In „Du hast meinen Segen“, übrigens eines meiner Lieblingslieder, singst du „Weil du im Kreis 4 wohnst und dich für gefährlich hältst“. Erklär das mal einen Deutschen, der Zürich nicht kennt. Was ist der Kreis 4 für eine Wohngegend?

Faber: Der Kreis 4 ist ein bisschen wie Kreuzberg oder Neukölln hier in Berlin. Es hat noch eine verruchte Seite, ist aber auch sehr hipp und es ist damit auch schon wieder ein Statusding da zu wohnen.

Mainstage: Klingt nach Gentrifizierung…

Faber:…ja klar. Berlin ist da ja da eine Vorzeigestadt für solche Entwicklungen.

Mainstage: Hast du noch einen Tipp aus der Schweizer Musikszene für mich? Was sollte man sich mal anhören?

Faber: Es gibt da so viele gute Sachen. (überlegt) Black Sea Dahu haben gerade eine neue EP herausgebracht. Die ist sehr gut.

Mainstage: Die sind gerade viel in Deutschland unterwegs.

Faber: Ja, voll. Mit denen war ich übrigens mal auf der Schule.

Mainstage: Echt? Langsam hab ich das Gefühl, jeder der in der Schweiz auf der Schule war, macht irgendwas mit Musik.

Faber (lacht): Nein. Das war zwar schon eine offene Schule, was Musik angeht, aber das war mehr die Szene, die die Musik hervorgebracht hat.

Mainstage: Gut. Da hören wir mal rein. Vielen Dank für das Gespräch!

Faber: Gern. Danke auch.

 

Faber Tourdaten 2020:

„PROMOTOUR 2020“ 
28.02.20 Hannover, Capitol 
29.02.20 Leipzig, Haus Auensee 
01.03.20 Hamburg, edel-optics.de Arena 
03.03.20 Berlin, Columbiahalle 
05.03.20 Köln, Palladium 
06.03.20 Wiesbaden, Schlachthof 
07.03.20 Stuttgart, Liederhalle (Beethoven Saal) 
09.03.20 Wien (AT), Arena  (AUSVERKAUFT)
11.03.20 München, Tonhalle 
12.03.20 Zürich (CH), X-TRA (AUSVERKAUFT)
13.03.20 Zürich (CH), X-TRA (ZUSATZSHOW) 
12.08.20 Wien (AT), Arena Open-Air (ZUSATZSHOW)

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