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Im Gespräch mit Papa Roach

paparoachtitelKurz vor der letzten Show in Deutschland letzten Jahres trafen wir die Bandmitglieder, Tobin und Jerry von Papa Roach in Wiesbaden. Die Band feierte im vergangenen Jahr ihr 20 jähriges Band Jubiläum und kann auf großen Erfolg auf der ganzen Welt zurück blicken. Wir von Mainstage wollten das natürlich genauer wissen.

 

 

Ihr feiert dieses Jahr euer 20. Jubiläum. Was habt ihr gemacht? Party hard?

Tobin: Wir waren unseren Papa Roach Fans nahe.

Jerry: Yeah!

Tobin: Ich mein wirklich, die Fans haben es für uns wirklich besonders gemacht, weil sie uns Bücher usw. gemacht haben, sie haben es dokumentiert z.B. mit Bildern von uns mit den Fans. Es ist einfach verrückt zurückzublicken wie wir verdammt jung waren und das lustige, sie waren auch jünger und sind jetzt älter geworden. Die Leute, mit denen wir als Fans und Freunde aufgewachsen sind, die Leute von der Crew haben uns mit zurückgekommen, haben mit uns in Erinnerungen geschwelgt. Aber abgesehen davon haben wir nicht wirklich was besonderes gemacht.

Jerry: Wir feiern jede Nacht!

 

Wie würdet ihr eure musikalische Entwicklung von Anfang bis jetzt beschreiben?

Tobin: Also der Anfang war…

Jerry: Der Anfang war wirklich schlimm.

Tobin: Ganz am Anfang waren Jerry und ich nicht mal in der Band.. Das müsste so ’93 gewesen sein.

Jerry: Yeah.. Ich bin erst etwa einen Monat, nachdem die Band gegründet wurde dazugekommen und das auch nur, weil sie keinen Gitarristen hatten.

Tobin: Es war verkrampft, sehr funky. Es war wie dieses funk, punk, spastische bescheuerte, trippy, hippy Dingens, was da abging. Viele Einflüsse von Bands wie den Red Hot Chili Peppers, Mr. Bongo, Faith No More und so weiter. Und im Laufe der Zeit wuchs das Ganze, während wir alle lernten besser zu spielen, Songs zu schreiben und etwas mehr Melodie in die Sounds zu bringen, die gereifter klangen. Unsere Einflüsse waren wirklich von Hard Rock, Metal über Funk bis Hip Hop, quasi alles was wir zu dem Zeitpunkt so mochten und immer noch mögen. Ich meine,ich bin in die Band gekommen als ich 16 war. Ich habe vorher schon ne Menge mit den Jungs gespielt, aber wir waren einfach nur ein paar Kids, die zusammen in einer Garage Musik machten. Wir fingen als Garagenband an und spielten Shows in irgendwelchen Bars und Pubs oder wo auch immer wir konnten, weil es Spaß gemacht hat und wir die Musik lieben und ihr unsere Leidenschaft gehört. Erst war es nur unser Ausweg und es wurde dann zu etwas wie, als würde es unser komplettes Leben verschlingen. Und es ist wirklich unsere wichtigste Leidenschaft seit wir einen Plattenvertrag haben. 1999 haben wir unseren Plattenvertrag gekriegt. Wir waren alle sehr jung und haben nicht mit alldem gerechnet. Es war wie ein wahr gewordener Traum, ein Segen und bis heute versuchen wir einfach nur die beste Band zu sein, die wir sein können, originell sein und wisst ihr, die Chemie zwischen uns vier ist einmalig und wir haben einfach Spaß an dem, was wir tun und wir machen einfach weiter, vielleicht noch weitere 20 Jahre!

 

Aber heute Abend, wenn ihr hier im Schlachthof spielt ist es doch um ein Vielfaches größer als vor 20 Jahren. Spielt ihr immer noch aus den selben Gründen, mit der selben Liebe wie vor 20 Jahren? Liebt ihr es heute immer noch zu spielen, wie ihr es vor 20 Jahren in den kleinen Pubs etc. getan habt?

Tobin: Ob wir heute aus den selben Beweggründen spielen? Ja man! Ich liebe es mein Instrument zu spielen, wisst ihr, ich liebe es mit den Jungs zu spielen. Und ich liebe es zu touren, ich meine diese Dinge, die länger andauern, wie alles, was man über eine längere Zeit und immer und immer wieder macht. Irgendwann wird es schwieriger und man muss einfach daran arbeiten, dass es immer wieder etwas frisches und neues und aufregendes ist, sonst kann es unehrlich und wirklich schwer werden. Eins der größten Opfer, dass wir bringen ist, dass wir so selten Zuhause sind, wie ihr wisst haben wir alle Familien, wir alle haben Kinder, es ist also wirklich schwer. Ich meine, es gibt einen Grund warum wir tun, was wir tun und unsere Fans und die Weise, wie es Leute beeinflusst und die Weise wie wir uns auf der Bühne fühlen während wir sehen, wie die Menge ausrastet… Dadurch wissen wir, dass das ist, was wir zu tun haben und glücklicherweise haben wir die Unterstützung unserer Freunde und Familien, die das verstehen. Aber es ist die selbe heftige Intensität die uns erwischt hat, als wir kleine Kids waren und wir in diesen Punk Rock Bars gespielt haben, es ist immer noch das selbe Gefühl von der Minute an, in der wir den ersten Song anfangen. Ich meine, es ist wahrscheinlich nichtmehr dieses „Oh mein Gott, ich kann es kaum erwartet, ich bin so aufgeregt“- Gefühl, aber es ist wie eine Art Schalter, wie ein automatisches Ding, das einfach passiert. Wie ein Adrenalinstoß genau in dem Moment wenn die Musik anfängt.

 

Von „Infest“ bis „The Connection“ habt ihr eine erstaunliche, musikalische Entwicklung vollzogen. Habt ihr überhaupt noch Bock die Songs vom ersten Album zu spielen, die euch ja doch stark mit diesem Nu-Metal Ding verbinden?

Jerry: Wir spielen ja immer noch Zeug von „Infest“. Ich denke es sind sogar 4 Songs von „Infest“ in unserem Set. Ich denke was mit uns passiert ist folgendes: Wir spielen einen Song, abgesehen von unseren großen Hits wie „Last Resort“, „Between Angels & Insects“ usw., die spielen wir fast immer. Die anderen Songs spielen wir für eine Weile und dann haben wir einfach keinen Bock mehr drauf oder es kommt was Neues dazu und wir spielen für eine Weile was anderes. Und dann irgendwann geht irgendeiner von uns zurück und hört sich älteres Zeug von uns an und meint „Hey, das ist eigentlich voll cool, wir sollten das mal wieder spielen“. Und dann nehmen wir einen alten Song, verändern etwas dran, damit es uns Spaß macht ihn wieder spielen. Das ist quasi wie es bei uns läuft.

Etwas hat sich aber nie verändert. Auch auf dem neuen Album scheinen mir die Lieder eine pessimistische und düstere Grundstimmung auszudrücken. Hat sich das einfach so ergeben oder ist es Teil eurer Idee von Rockmusik?

Tobin: Der ganze Anlass für die Stimmung auf dem Album ist folgender: Jacoby war von seiner Frau getrennt und versuchte trocken zu werden, weil er tief in einer alkoholischen Depression steckte, also mussten wir die Musik schreiben während er den ganzen Scheiß durchmachte und wir versuchten einfach nur für ihn da zu sein, wir konnten aber einfach keinen Weg finden um sein Leben besser zu machen also sagten wir ihm einfach „schreib auf, was du fühlst“ und das wurden dann die Songs auf „The Connection“.

 

Werden also wieder positivere Sachen auf dem kommenden Album sein?

Tobin: Vielleicht. ;)

 

Was war euer Highlight in den letzten 20 Jahren?

Jerry: Es ist wirklich schwer darüber nachzudenken, weil es einfach so viele Momente sind und es ist einfach alles verwaschen, aber wir haben großartige Sachen gemacht. Shows an Orten wie Brasilien oder an zufälligen Orten wie Russland und Polen und so weit zurück. Ich mein, was wir erst kürzlich in Deutschland mit diesen paar Shows gemacht haben. Wir reden jeden Tag darüber wie viel Spaß wir auf der vergangenen Tour in Deutschland hatten, weil die Shows alle großartig waren und einfach einer der besten Fans sind, die wir überhaupt haben. Einfach großartige Shows und wir freuen uns wirklich darauf nächstes Jahr wieder zu kommen und das ganze nochmal zu machen! Es ist wirklich kein Witz und es ist definitiv einer unserer Lieblingsorte zum auftreten. In den Top 3!

 

Was wäre denn euer Platz 1?

Jerry: Ich weiß es nicht wirklich. Lateinamerika hat ein bestimmtes Feuer an sich, wenn wir dort spielen und UK ist auch ziemlich gut.

Tobin: Wir werden ja sehen, was passiert, schließlich fahren wir da morgen hin, aber genau jetzt ist Deutschland ganz oben.

 

Könnt ihr kurz was über die Szene in Vacaville, Kalifornien sagen? Habt ihr Zeit hin und wieder auf kleinen Wohnzimmer-Shows oder Hinterhof-Partys vorbeizuschauen? Oder alles nur noch Corporate Rock?

Jerry: Wir leben nichtmehr da.

Tobin: Aber ich erinnere mich daran wie es war, als wir in den 90ern dort aufgewachsen sind. Es ist einfach wie die meisten Kleinstädte. Es gibt ein paar Bars, und einen cooleren Spielort, so ne Art Begegnungsstätte wo wir auch ein paar Shows gespielt haben und es gab ne Menge Parties und sowas bei denen wir aufgetreten sind. Wir machten unsere eigenen Flyer und verteilten sie in der ganzen Stadt und bewarben unsere eigenen Shows, spielten in den Häusern von Freunden und machten all das Zeug, was Teenager nunmal so machen wenn sie wild und verrückt sind und versuchen ihre Musik voranzubringen und jeder einfach nur Spaß haben will. Es war einfach cool, weil es genau zwischen San Francisco und Sacramento liegt. Wir spielten also an den Wochenenden in San Francisco oder Sacramento. So haben wir langsam ein Gefolge aufgebaut und unsere Szene ist auf diese Weise einfach gewachsen.

 

Welchen Sound zieht ihr euch privat und im Nightliner rein? Eher die Klassiker oder gebt ihr auch den Kids eine Chance?

Tobin: Manchmal hören wir Prince, manchmal hören wir ELO [Anm. d. Red.: Electric Light Orchestra], manchmal hören wir Hall & Oates, manchmal hören wir Metal, manchmal hören wir Hip Hop. Gestern z.B. hatten wir eine Hip Hop Nacht. Ich mein, es ist einfach von der Stimmung abhängig. Wenn die Leute getrunken haben, ist es oft Metal weil sie einfach „grr“ sein wollen, aber manchmal ist es einfach „wir wollen eine Band hören, die wir wirklich mögen“. Und Newcomer? Wir hören Nachts eher selten Newcomer, das ist eher was für tagsüber.

Jerry: Z.B. so kurz bevor wir auf die Bühne gehen um uns zu motivieren. Dann hören wir häufiger so Punk-Rock und Metal Zeug von irgendwelchen neuen Bands da draußen. Sowas wie.. ich glaube eins der neuen Alben war von Bring Me The Horizon und da gibt es ein paar Freunde, die wir in UK mit auf Tour nehmen, die heißen Middle Class Rut. Außerdem hören wir die Bands von unseren Freunden, hören auch Leute mit denen wir aufgewachsen sind, Bands wie die Deftones. Da gibts auch diese Band aus Schweden namens Blindside, die sind wirklich gute Freunde von uns und wir jammen wirklich gerne zu deren Musik. Es gibt auch diese Band Zuhause aus Los Angeles, ne Punk-Rock Band die heißt The Bronx, die wir verdammt gern hören. Wir hören auch ne Menge Metal wie Meshuggah und Gojira, was auch immer wir in unsere Playlist reinpacken. Wir haben auch eine Oldscool Punk-Rock Playlist die wir ab und zu hören mit allem von Minor Threat, Bad Brains, Bad Religion und so weiter.

 

Hört ihr auch deutsche Bands?

Tobin: Beatsteaks!

Jerry: Ich mag Kraftwerk. Ich mag deutsche elektronische Musik.

 

Wie sieht es bei euch Privat aus? Engagiert ihr euch in Projekten oder sonst irgendwie? Habt ihr weitere musikalische Pläne außerhalb der Band? Pläne für die Zukunft?

Tobin: Also unser Plan für die Zukunft ist erstmal ein neues Album zu machen und im Februar gehen wir in Las Vegas wieder ins Studio. Und wir wollen das Album noch im nächsten Jahr [2014] rausbringen und dann wieder nach Deutschland kommen. Aber im Allgemeinen sind wir so viel beschäftigt und sind so viel auf Tour, dass wir einfach nur Zeit mit unseren Familien verbringen wollen, wenn wir Zuhause sind. Wir machen nie wirklich lange Pause und machen dann die ersten großen Schritte und versuchen einfach den Ball weiter rollen zu lassen. Wir konzentrieren uns dabei auf Papa Roach, während wir alle unsere eigenen musikalischen Ideen haben, die wir durchführen wollen.

 

Vielen Dank an Pirate Smile Promotion für die Organisation und Thomas Eger für die Unterstüzung.

 

Papa Roach Interview in WiesbadenJacoby Shaddix – Jerry Horton – Tobin Esperance

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