Es ist ja nun eigentlich nur noch einige Tage hin, bis das neue, dritte Album von Ja, Panik erscheint. Aber bevor das passiert, sollte man es nicht verpassen, einige Worte zum Erstlingswerk „Ja, Panik“ zu verlieren. Die Idee ist sogar nicht einmal so verkehrt, denn nachdem das zweite Album „The Taste And The Money“ letztes Jahr bei uns erschien, kam vor kurzem erst das Debüt aus Österreich zu uns herüber.
„Ja, Panik“ ist das Debütalbum von (zu dem Zeitpunkt noch) vier Mittzwanzigern, die den Alltag, seine Verstrickungen und die Gesellschaft, die sich nörgelfrei mit ihm abgibt, satt hatten. Was zunächst so anmutet, als ob eine weitere Indierock-Band plattgetreten Pfade erobern will, entpuppt sich als eines der besten Alben, die mir jemals zu Ohren gekommen sind. Am Sound kann es nicht liegen, schließlich hat das Quartett alle Songs in Heimarbeit in der gemeinsamen WG eingespielt. An besonders interessanten musikalischen Ideen kann es auch nicht liegen, denn vor Ja, Panik haben schon zig andere Bands mit elektrischen Gitarren, Bass, Schlagzeug und Klavier versucht, dem Hörer ans Herz zu greifen. Woran liegt es dann? Das Geheimnis dieser Band lässt sich schwer entschlüsseln, aber es lässt sich einfach nicht dementieren, dass sie eine Atmosphäre erzeugen, die uns zwingt, hinzuhören und die die Füße unweigerlich zum Wippen bringt.
Aber Musik und mysteriöses Können hin und her, wofür man diese Band nicht nur mag, sondern wirklich schätzt, sind die Lyrics. Sänger und Texter Andreas Spechtl durchschaut Begebenheiten des Lebens mit einer Feinsinnigkeit, die sonst nur Bands wie Tocotronic oder Blumfeld vorweisen. Er analysiert und beklagt. Er versagt, aber resigniert nicht. Er gibt dem Hörer die Gewissheit, dass man doch nicht allein ist mit diesen Gedanken, die einem durch den Kopf wandern.
„Ich habe heute Abend so manche Variation durchschaut.
Schon seit Wochen hab ich mein Leben in Kartons verstaut.
Sie sind wie vertraute Musik an fremden Plätzen.
Wir schätzen den Moment, weil er uns vorwärts bringt.
Und wir schätzen Prävention, weil sie uns alte Lieder singt…“
Alles in allem eine so gelungene Platte, dass man am liebsten jeden zwingen möchte, sie sich zuzulegen. Aber so bleibt an dieser Stelle nichts übrig, als eine ehrlich gemeinte Empfehlung auszusprechen, zumindest mal reinzuhören, wenn man der Musik der Hamburger Schule und ähnlichen Vertretern nicht abgeneigt ist. Und ein Motto kann man mitgeben, dass sich nach dem Hören der Platte unweigerlich im Kopf festgesetzt hat: „Lebe wild, lebe gefährlich“ – Und dann kann er wieder losgehen, der Kampf gegen den bitteren Alltag, der mit dieser Musik im Ohr gleich viel leichter fällt…
VÖ: Am 27.03.2009 bei BROKENSILENCE.
sehr schöne rezension von einer der wichtigsten deutschsprachigen bands derzeit. ich fand übrigens die zitierte zeilen damals (kenn das album ja jetzt schon sehr lange) auch am berührendsten.