Freitag Abend in Kassel, bigmouth strikes again. Wer sich durch den Schnee kämpft, und das tun glücklicherweise so einige, sieht diesmal die Burgenländern/Wienern/Berlinern Ja, Panik sowie PEER aus Berlin konzertieren.
Relativ pünklich, wie so oft im Schlachthof, beginnen PEER als Support. PEER sind eigentlich peer mit Band, und Peer (Göbel) kennt der geneigte Musikfreund entweder von Mobilé, oder von Undertube, oder von Soma, oder natürlich eben als peer (solo).
PEER spielen natürlich viele peer Lieder, die manchmal ein wenig zu bemüht in die Breite gezogen klingen, manchmal aber auch die ein oder andere neue Facette bekommen.
Sie spielen ihren Indie/Rock/Pop mit Hingabe und ein wenig ausgelebtem Dillentantismus, der an den der frühen Tocotronic erinnern könnte, beweisen allerdings in jedem Stück ein gutes Auge für die ihnen eigene „melancholische Großartigkeit“ (so Johannes von ampl:tude). Die Ankündigung, dass es bald ein Album geben wird, lässt aufhorchen und Freude aufkommen. Wer das nicht mag, ist selber Schuld.
Als Ja, Panik die Bühne betreten verdichtet es sich zunehmend und der Schlachthof ist (mit Ausnahme der ersten Reihe) gut gefüllt. Was zu erwarten war, gab es doch in den letzten Monate für kaum eine deutschsprachige Band (sagt man das in diesem Falle so?) so viel Aufmerksamkeit und Lob wie für die fünf Österreicher (und das zu Recht). Wer sie noch nicht kannte, wurde mit der Single Alles hin, hin, hin schier überwältigt. Anderen, bereits wissenden, erschien the angst and the money nur als logische Fortsetzung zu the taste and the money.
Für Christian Ihle vom taz Popblog ist the angst and the money „das beste deutschsprachige Album seit Jahren” (was man so sehen kann, kommt aber auf die Anzahl der Jahre an), und Ja, Panik finden für ihn „einen dritten Weg für Pop in deutscher Sprache” – und auch live meint man leicht zu verstehen, was er damit meint. Einem nicht allzu leicht zu durchschauendem Konzept folgend, immer leicht verkünstelt, leicht verkopft (man befreie dieses Wort bitte von seiner Belegung), kritisch und doch anschmiegsam erscheinen die Lieder, mal laut sich selbst verausgabend, mal ruhiger, verzweifelter.
Es ist ein angenehmer Abend, mit einem guten, wenn auch nicht überragendem Konzert. Das was ihr drittes Album in so vollendeter Form schafft bleibt in Konzertform manchmal irgendwo hängen. An manchen Stellen kommt der Sound einfach nicht an das Album heran, ob das nun an Mischer/Venue/Band liegt vermag man nicht zu sagen. Auch die Distanziertheit der Band verwirrt manchmal mehr als das sie ins Bild der sich konzeptiert Gebenden passt.
Wer die Promomaschine mit solch einem Manifest versorgt weckt natürlich auch einiges an Erwartungen. Auch die Mischung der Alben (bzw. derer Songs) untereinander muss nicht gefallen, macht es andererseits anderen wahrscheinlich gerade. Sagt einem zumindest der Blick ins zufrieden aussehende Publikum.
Weitere Bilder des Abends gibt es hier.