Erster Gedanke: Och nö. Nicht schon wieder ein elektronisches Debütalbum. Das hatten wir doch jetzt schon zur Genüge. Während ich mich aber weiter informierte und die Musik hörte, war ich schnell eines Besseren belehrt. Jesse Rose setzt sich mit House Music auseinander seit er 14 ist, hatte bei vielen Remixes die Finger im Spiel, Ist zweifacher Labelvater und veröffentlicht „What Do You Do If You Don’t?“ nun als erstes Resümee seines Schaffens.
Erwähnenswert hierbei ist, dass Jesse Rose bei all seinen Experimenten der House Music ein neues Gesicht gibt: Das hier ist nicht mehr minimal, das ist nicht 4 to the floor und nicht retro. Es ist vielmehr eine Mixtur aus all dem, neuerdings als „Figdet House“, also „Zappel House“ bezeichnet. Und das trifft den Nagel ziemlich gut auf den Kopf – Es handelt sich um experimentelle Musik, aber sehr gut tanzbar. Clubmusik gepaart mit Broken Beats, treibenden Sounds und sogar souligen Hymnen und Afropop-Anleihen.
Wie es bei dieser Art Musik nachvollziehbar ist, sind Texte auf „What Do You Do If You Don’t?“ eher rar gesät. Aber wenn Mister Jesse Rose sich durchringt und das Mikrofon unter die Menschen bringt, dann nur in die Hände der Prominenz. Bei zwei Tracks hat er die Kollegen von Hot Chip für sich gewinnen können und auch David E Sugar unterstützt den Song „Miss Taker“ mit seiner Stimmgewalt. Und was dabei textlich resultiert, muss sich wirklich nicht verstecken. Kritik an der Szene, in der man sich selbst bewegt, ein gewagter Schachzug:
„City Boy, I think you miss the point again.
You’re looking wild, but underneath I know you’re thin.
Country girl, I think you miss the point again.
Changing your hair colour daily
doesn’t change the mess you’re in!“
Alles in allem ist „What Do You Do If You Don’t?“ ein gelungenes Debütalbum, was angesichts des Hintergrunds auch kein Wunder ist. Nichts desto trotz: Die Konkurrenz auf dem Markt ist immens. Und während sich einige vergleichbare Acts auch noch wunderbar zuhause anhören lassen, produziert Jesse Rose extrem auf den Club spezialisierte Songs – Aber genau da dürfte der gewünschte Funken dann auch in Sekundenschnelle überspringen. Und das ist doch, worauf es letztendlich ankommt.
VÖ: „What Do You Do If You Don’t?“ erscheint am 06.02.2009 auf Dubsided.