„Ein Leben kann in Ordnung sein – ich brauch die Ordnung nicht„, das ist ja mal eine klare Ansage. Für sein drittes Solo Album hat sich Pascal Finkenauer durchweg düstere Themen ausgesucht, vielleicht als musikalische Vergangenheitsbewältigung. Schon am Cover und dem Titel kann man sehen, wo es hingehen soll. Er trifft mit Musik und Text voll ins Schwarze und veröffentlicht mit „Unter Grund“ sein bisher bestes Album.
Die meisten, die Pascal Finkenauer nur durch seine Zusammenarbeit mit Fettes Brot kennen, sind am Anfang über seine eigene Musik etwas irritiert. Sie ist sperriger, nicht so glatt geschliffen wie Fettes Brot und verwendet eine ganz andere, rauere Sprache. Aber diese ist es, die bei Pascal Finkenauer im Vordergrund steht. Die Sprache kombiniert mit Pascal Finkenauers einzigartiger Stimme, die einen schon vor Jahren beim ersten Hören in den Bann zog. Einen Zugang zu den ersten beiden Finkenauer Alben bekam man oft erst nach wirklich eingängigem Hören. Bei „Unter Grund“ fällt einem dies viel leichter. Vielleicht, weil man sich schon an seinen Stil gewöhnt hat, vielleicht aber auch… ja, woran liegt es eigentlich? Ich kann es nicht benennen, ist aber so.
Mit „Ich blicke an dir vorbei“ beginnt das Album gleich mit einer ganz großen Nummer. Im Pressetext heißt es, dass vor dem ‚drüber weg kommen‘ das ‚damit umgehen‘ steht, aber dass man dafür erstmal wieder aufstehen müsse. Besser kann man den Inhalt des Liedes nicht beschreiben. Sich selbst in den Arsch treten, sein Leben wieder in die Hand nehmen, egal wie groß der Verlust auch war, optimistisch sein und wieder anfangen zu leben. Von „Ich blicke an dir vorbei“ waren schon die Jungs von 1000 Robota so begeistert, dass sie es bereits auf ihrem Album veröffentlichten. „Unter Grund“ ist dagegen schon fast eine Art Punk-Nummer, zu der man auch mal richtig abtanzen kann. Und wenn er von „bodenloser Frechheit“ singt, freut man sich schon wahrhaftig darauf, diese Darbietung beim Bundesvision Song Contest zwischen den ganzen nichtssagenden Pop-Sternchen zu sehen.
Und ich will lichterloh brennen damit ich leuchte wenn es dunkel ist
und ich will, dass ihr mich seht, wenn ich aus geh
„Verdammt Sein“ ist ein Lied, das einen noch nach dem zigsten Mal hören begeistert. „Ich will einen Rausch, der keine Mittel braucht“ heißt es auch in dem Song, der mal wütend und mal ganz sanft rüber kommt.
Im Gegensatz zu „Beste Welt„, welches Pascal Finkenauer live mit Band aufgenommen hatte, war „Unter Grund“ eine Ein-Mann-Produktion. Alles wurde von Pascal Finkenauer selbst geschrieben, komponiert und eingespielt. Lediglich bei der Produktion bekam er Hilfe von DJ Exel Pauly (Fettes Brot) und Swen Meyer (Tomte/Kettcar).
Alle Songs sind ziemlich kurz, der längste ist genau 3.30 Minuten, aber man braucht hier keine epischen Themen, alles was gesagt werden muss, wird gesagt. Zwölf Lieder in 35 Minuten, die einem zum Nachdenken anregen. Wie war das früher im Deutsch Leitungskurs? Was will uns der Autor damit sagen? Pascal Finkenauer ist bestimmt nicht leicht zu verstehen, aber je mehr Zeit man sich für seine Musik nimmt, umso einfacher versteht man das Thematisierte. „Unter Grund“ ist mal laut, mal leise, aber immer sehr nachdenklich. Und mit Abstand das beste Album, das Pascal Finkenauer je aufgenommen hat.
„Unter Grund“ von Pascal Finkenauer erscheint am 06. Februar auf Pascal Finkenauer Tonträger.
Ein Interview mit Pascal Finkenauer findet ihr hier.