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Jet // 22.09.09 // Hamburg, Docks

JetEs gibt in der weltweiten musikalischen Landschaft tatsächlich Gruppierungen, die mittels eines einzigen Songs größmögliche Aufmerksamkeit erregen, um anschließend wieder so umgehend zu verschwinden, wie sie zuvor auf der Bildfläche erschienen sind. Diesem „One-Hit-Wonder“ Phänomen fielen die australischen Jet nicht zum Opfer, auch wenn den meisten Hörern die zweite Single des Debüts wohl am Nachhaltigstem im Gedächtnis präsent sein dürfte: „Are You Gonna Be My Girl“. Allerdings stellte die Formation um die Cester-Brüder im Hamburger Docks eindrucksvoll unter Beweis, dass sich ihr Schaffen keinesfalls auf diese eine Komposition beschränken lässt.

Es ist trotzdessen bewundernswert, welch bombastischen Streifzug oben genanntes Stück nach wie vor durch Radio- sowie Fernseh-Stationen, durch Diskotheken, aber vor allem durch das Bewusstsein und Kehlen unzähliger Menschen beschreitet. Unnötig zu erwähnen, dass Jet einen Song dieses Kalibers höchswahrscheinlich nicht mehr schreiben werden. Aber ehrlich gestanden, sind Bands die ausschließlich das altbewehrte Konzept verfolgen reichlich öde- von Innovation ganz zu schweigen. Und so finden wir uns beschwingt im Docks ein, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, da die Australier mit „Shaka Rock“ kürzlich ihr drittes Album veröffentlicht haben.

Den Auftakt des Abends bestreiten die Mainzer Auletta. Was offensichtlich in derAuletta deutschen Szene und besonders auf Festivals immer größeren Anklang findet, weiß uns nicht wirklich zu überzeugen. Die Darbietung, insbesondere die von Sänger Alex, wirkt selbstgefällig und unangemessen überheblich. Ein Stil, der sich in seinen Komponenten überreichlich Anleihen bekannterer Bands wie Mando Diao oder Franz Ferdinand einverleibt. Diese Mixtur scheint jedoch bei dem, noch sperrlichen, Publikum auf positive Resonanz zu stoßen. Und so wird gar rhythmisch mitgeklatscht- ein Privileg, das nicht vielen Vorbands zu Teil wird. Die nachfolgende Hauptband wird übrigens während der gesamten 30 Minuten keines Wortes gewürdigt.

Während des 45-minütigen Umbaus füllt sich der Innenraum des Kiez-Clubs beträchtlich. Die hochgelegene Empore bleibt zwar am heutigen Dienstag geschlossen und dennoch ist das Auditorium zählenmäßig nun angemessen. Um 21.15 Uhr betreten Jet schließlich zu den Klängen von Hans Albers „Auf Der Reeperbahn Nachts Um Halb Eins“ die abgedunkelte Bühne und eröffnen mit „Get What You Need“ vom Debüt-Album „Get Born“. Die Songs des Erstlings werden im Verlauf des Abends Jetals unumstößliches Fundament des Konzerts dienen. Es folgt „She’s A Genius“ vom Neuling. Sänger Nic Cester ist bereits zu Beginn des Auftritts den Jünglingen von Auletta einen Schritt voraus, wahrt die Etikette und begrüßt höflich das Publikum. Ohnehin ist der Zustand sämtlicher Bandmitglieder angenehm überraschend. Die Musiker wirken vital, ausgeruht und spielfreudig. Kaum zu glauben, dass sie nach Veröffentlichung von „Get Born“ im Jahr 2003 aufgrund einiger Alkohol Eskapaden sowie einigen Experimenten mit unter das Beteubungsmittelgesetz fallenden Substanzen einige Zeit pausieren mussten. Heute trinken alle, außer Nic Cester, der sich eine Flasche Rotwein gönnt, maßvoll Bier. Im Übrigen genießt Cester sein Tröpfchen nicht proletenhaft direkt aus der Flasche, sondern stilecht aus einem Glas. Ein augenscheinlicher Reifungsprozess hat offensichtlich statt gefunden. Dazu erscheint die Band in geordneter Garderobe. Der Sänger trägt ein weit ausladenes, schwarzes Hemd zu ausgewaschener Röhrenjeans.

Musikalisch ist diese Entwicklung ebenfalls zu spüren. So präsentiert die Band einen ausgewogenen Querschnitt ihres Gesamtwerks. Die Songs von „Shine On“ wirken eher bedächtig, sofern im Falle Jet überhaupt davon die Rede sein darf. Nic Cester und Cam Muncey trennen sich abwechselnd von ihren elektrischen Gitarren und greifen zur akustischen Variante dieser. Früh erklingt das durch Pianist Loui eingeleitete „Look What You’ve Done“ an dessen Ende Cester bereits das Tambourin erhebt und erahnen lässt, welches Stück nun folgen dürfte. In den vordersten Reihen skandieren einige junge Männer den Namen der Band aus voller Kehle und selbst verständlich brandet Jubel auf, als Bassist Mark Willson mittels des unverwechselbaren Riffs den letzten Zweifel darüber ausräumt, dass jetzt nicht „Are You Gonna Be My Girl“ ertönen könnte. Ein kurz geschriehenes „yeah“. Die Meute vor der Bühne setzt sich in Bewegung und natürlich singt das Publikum lauthals mit. Alles andere wäre bei diesem Song auch verwunderlich.

Einige Bands liefen Gefahr, ihren größten Erfolg bereits inJetmitten des Sets zu verbrennen. Nicht so Jet. Die Australier vermögen es, die Schlagzahl permanent hoch zu halten. „Take It Or Leave“, eine Symbiose aus donnerndem Schlagzeug, schreienden Gitarren und Sängern, eingestreutem Piano sowie einem groovenden Bass, lässt die Füße weiter zucken.

Nach einer Stunde verabschiedet sich das Quintett, wie zu Beginn äußerst höflich. Der überschwängliche Jargon weicht klaren Worten und es ist spürbar, das Band und Publikum noch nicht bereit sind, auseinander zu gehen. Anstatt „Zugabe“-Rufen, schallen laute Jet-Sprechchöre durch das Docks. Den Musikern darf somit zu einer bestechenden Weitsichtigkeit gratuliert werden, hatte man doch im Jahr der Gründung -2001- den kurzen Namen vor allem aus diesem Grund gewählt.

Selbstverständlich kehren die fünf Herren nochmal zurück, um zunächst drei weitere Songs zu intonieren. Bei „Put Your Money Where Your Mout“ singt Schlagzeuger Chris Cester dermaßen inbrünstig, dass schon allein dieses Stück das heutige Erscheinen im Docks rechtfertigt. Darüber hinaus fehlt noch ein Song aus dem breiten „Get Born“-Repertoire: „Get Me Outta Here“ soll eigentlich den Schlusspunkt markieren, da die Band sich jedoch begeistert von der herrschenden Atmosphäre zeigt, entschließen sich Jet spontan mit „Times Like This“ von „Shaka Rock“ ein weiteres Stück zu spielen.

Letztendlich ließen die Australier schlicht keine Wünsche offen und bescherten äußerst intensive 80 Minuten. Erfrischend vorgetragene Musik, so wie es dem Stil der Band entspricht. Wir sind begeistert von derart unbändinger, energetischer Spielfreude. Ein großartiger Abend in der Hansestadt, an den wir gerne und lange zurück denken werden.

Jet

Die Bilder des Abends findet Ihr demnächst hier.

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