Es gibt nicht viele Bands, für deren Konzert man größere Strecken gerne auf sich nimmt. Und es gibt noch weniger Bands für deren Konzerte man dies mehr als einmal macht. Jonah Matranga gehört definitiv dazu.
Wer nun meint: Jonah Matranga aber ist doch keine Band, sondern Singer/Songwriter: Ja, ist er. Und ja, er hat auch schon diverse Bands (Far, New End Orginal, Gratitude) und Soloprojekte (Onelinedrawing) durch. Seit drei oder vier Jahren tritt er nunmehr nur noch unter seinem Namen auf und scheint mit der Bandgeschichte abgeschlossen zu haben, heute trägt er ein T-Shirt mit the only person in my band is me.
Wieder Bielefeld, wieder Falkendom, diesmal aber auch wirklich im Falkendom, nicht im Weinachtsmarktzelt wie noch vor einem Jahr. Dennoch liegt der Beginn wieder im Spätnachmittag, die ganze Show ist als Matinee angekündigt und schließt eine Singer/Songwriter Woche ab. So treten vor Jonah noch Ron Diva aus Bielefeld und Anna Rikje Rosenthal aus Berlin auf. Ersterer als klassischer Singer/Songwriter, der ein wenig britisch aussieht, aber auf deutsch singt. Sehr ruhig, nicht im besonderen abwechslungsreich aber ganz nett.
Anna Rikje Rosenthal macht sonst eher elektronisch beeinflussten Indiepop und müht sich ausnahmsweise nur mit Akustikgitarre bewaffnet durch ihren zweiten bad-hair-day-in-a-row. Auch das geht in Ordnung, ohne weiter zu begeistern.
Kurz nach halb Sieben kommt dann Jonah in gewohnt unprätentiöser Manier auf die Bühne des leider nur mittelgut gefüllten Falkendoms, bedankt sich artig bei Vorbands und Veranstalter und beginnt. Stimme und Gitarre, mehr nicht, mehr braucht man auch nicht. Was sicherlich nur für wenige Künstler gilt, aber hier gilt es. Egal ob in seinen Soloprojekten geschrieben, oder für die Band komponiert, die Adaption auf die akustische Variante funktioniert bei fast jedem Song. Liegt sicher auch daran, dass er meistens solo auftritt. Allerdings erinnert man sich auch gern an Labelkollege Ian Love, den Support vom letzten Jahr, der Jonah auch teilweise unterstützt hat, was durchaus gut klang.
Auch Matranga selbst erinnert sich an seinen Zeltauftritt when I saw this tent I thought that could be the worst show ever and in the end it was one of the best (frei zitiert). Was gleich geblieben ist: es scheint keine Setlist zu geben, sondern nur einen großen Zettel mit vielen, vielen Songs, die er auch gerne alle spielt. Schon nach dem dritten Song fragt er ins Publikum, ob es Wünsche gibt. Ab und an gibt es die, und er spielt sie dann auch immer. Das einzige, was er nicht spielen würde, so meint er zwischendurch, sind die Songs, die er mit 14 geschrieben hat, obwohl, einer davon sei eigentlich ganz gut, und dann gibt es auch diesen zu hören.
Jonah Matranga zuhören, heisst auf seltsame Weise glücklich werden, und sei es nur für 90 Minuten. Seine Lieder enthalten sogut wie immer genau den richtigen Aspekt Persönliches, um eine wohlige Wärme entstehen zu lassen, er bringt genau den richtigen Moment Emotionalität mit, um echt zu sein und hat eine Energie, wie man sie nur selten sieht. Man merkt das, wenn er vorsichtig in das Mikro singt, einen Schritt zurück geht und lauter wird manchmal schreit, aber das Mikro dazu nicht braucht.
Die eh schon kaum vorhandene Distanz zum Puplikum bricht er in der zweiten Zugabe, legt Gitarre beiseite, lässt das Mikro auf der Bühen stehen und setzt sich auf deren Kante um näher am Publikum zu sein, singt ganz leise, unverstärkt.
Hier gibt es Bilder.