Jonah Matranga live sehen war ein Wunsch, der mir schon seit über einem Jahr im Kopf rumgeisterte. Passt also ganz gut in den Kram, dass er natürlich zum vor kurzem erschienenen Solo-debüt auch unsere Landen bespielt. Also nur noch eine Stadt in der Nähe raus suchen…hm…Bielefeld. Bielefeld…gibts das wirklich?
Man verzeihe mir den Verschwörungs-Witz, und ja: das beschauliche Städtchen gibts wirklich. Es ging erstmal Richtung Innenstadt, sollte das Konzert doch nicht wie eigentlich erwartet im Falkendom stattfinden, sondern „in einem Zirkuszelt hinter der Nicolaikirche auf dem Weihnachtsmarkt“. Und auch noch um 17.00 Uhr – seltsame Vorzeichen, Ungewissheit, was das bringen wird.
Doch alle Befürchtungen sind umsonst, kein billiges Zelt incl. typischem Weihnachtsmarktpuplikum erwartet einen, nachdem man sich erst einmal über jenen hinter die Kirche gekämpft hat, sondern ein kleines schmuckes Zirkuszelt, das tagsüber wohl zur Kinderbespassung taugt. Jedenfalls ist es eher klein und gemütlich, der versprochene beheizte Zustand wollte sich allerdings nicht so richtig einstellen.
Macht aber auch nicht wirklich etwas, denn Jonah ist ja da, um einem das Herz zu wärmen..klingt kitschig? Ja mag sein, aber irgendwie hat er das einfach an sich. Doch erst einmal Ian Love. Eben jener ist ein leicht kauzig wirkender New Yorker, der ebenfalls vor kurzem sein Solodebüt auf Arctic Rodeo Recordings veröffentlich hat und gleichfalls Jonah beim aufnehmen dessen Album behilflich war. Passt also rein daher schonmal gut zusammen. Und auch so passt der sympathische Kerl gut in das kleine Zelt, mit ruhiger Stimme zu angenehmen Gitarrenklängen erfreut er das geneigte Puplikum um mittendrin mit einem Gitarrensolo aufzuwecken, ungewöhnlich aber cool.
Nach ein paar Liedern kommt dann Jonah ganz unauffällig auf die Bühne, der nette Backroundsänger von nebenan quasi und unterstützt Ian angenehm unaufdringlich, da das andersrum später genauso funktionieren sollte (mit dem kleinen Unterschied, dass Herr Love besser an der Gitarre, und Herr Matranga besser am Gesang zu sein scheinen) die perfekte Künstlerkombination.
Nach weiteren zwei Liedern, die er wieder solo darbietet verlässt Ian Love die Bühne dann, kurze Pause, die Spannung steigt. Als es dann losgeht ist man fast überrascht, den genauso unaufgeregt wie er eben noch Ian unterstützte ist er auf der Bühne erschienen, um sich die Gitarre umzuschnallen und loszulegen. Auf seine ganz eigene Art und Weise, die vielleicht viel mit Offenheit und Begeisterungsfähigkeit zu tun hat, vielleicht aber auch mit einer gewissen Philantropie, gewinnt er das entspannt auf klapprigen Holzstühlen sitzende Puplikum sofort für sich. Er spielt ein paar Songs vom neuen Album, aber auch viele alte – aus den diversen Bands und Soloprojekten, die er davor hatte. Natürlich auch Lukewarm, ALLYSON, Living Small und Bitte ein Kuss. Oft gibt es vor jedem Song eine kleine Geschichte, manchmal bricht sie auch mitten in den Song hinein.
Es geht um vergangene Beziehungen, darum wie es ist zu touren, aber auch darum, dass man immer das tun sollte, wo einem das Herz nach steht. Und das Singen das ist, wonach ihm das Herz steht, merkt man deutlich, wenn er flüstert „love will find a way“ oder wenn er sich bei „There is a Summer. It’s all the time for everyone of us!“ fast ins Schreien steigert. Er variiert gern, auch durch den Abstand zum Mikro, oder knieend unverstärkt singend, fast schon ein bisschen zuviel Abwechslung.
Trotz Kirchenglocken bleibt auch die Zugabe nicht verwehrt, man möchte auch einfach nur sitzen bleiben, das Mikrofon streikt, dann halt ohne. Doch dann ist es zuende, raus, über den Weihnachtsmarkt, der immer noch überfüllt ist.
Ich heisse Jonah, ich bin glücklich.
Ich heisse Jonah, ich bin glücklich.
Ich heisse Jonah, ich bin glücklich.
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