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Kettcarfahren in der Mensa

Ob es daran lag, dass ?Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen? in den Trendcharts auf Rang Zwei lag oder daran, dass die neue KETTCAR Platte so dermaßen gut ist, dass sich die Hamburger Schüler, die Hardcore Kids, die betrunkenen Proleten, die Punkrocker mit Ché-Shirt und die Kord-Sakko Studenten auf sie einigen können, dass das Konzert vom Jungen Theater in die Zentralmensa der Göttinger Universität verlegt wurde, weiß ich nicht. Sicher ist aber, dass in die Mensa mehr als 1000 Menschen hineinpassen und das ist für eine Stadt wie Göttingen schon mal ganzschön viel.
Was ist da los? Eine Hamburger Band, welche gerade ihr zweites Album auf dem eigenen Label rausbringt landet auf dem Visions-Cover, spielt fast überall vor ausverkauften Häusern und wird von allen und jedem abgefeiert.
Ohne Zweifel haben KETTCAR mit ihrer neuen Platte die Latte für deutschsprachigen Pop in diesem und den folgenden Jahren mal wieder unerreichbar hoch gelegt. Man muss sich nur mal die ganzen Bands anschauen, die nach der Veröffentlichung von ?Du und wie viel von deinen Freunden? im Jahre 2002, mit deutschsprachiger Popmusik hunderttausende von Platten verkauft haben. Juli und Silbermond sind da nur die Speerspitze.
Erfolg haben auch KETTCAR. Vielleicht verkaufen sie nicht so viele Platten wie die genannten Bands, aber das wird ihnen wohl auch egal sein, denn schließlich singen die Besucher bei den Konzerten so ziemlich jeden der ihrer Texte Wort für Wort mit. So auch in Göttingen.
Nachdem die Vorband TCHI, welche mit schlechten Songs und noch schlechterem Sound aufgetreten waren, die Bühne verlassen hatte machte sich Aufregung im Publikum breit. Jeder versuchte einen guten Platz, möglichst direkt vor der Bühne zu bekommen. Nach dem Umbau gingen die fünf gut gelaunten Popmusiker auf die Bühne und stellten sich vor. Als wüsste niemand wer hier jetzt musizieren würde.
Gestartet wurde mit dem Opener der neuen Platte. ?Deiche brechen richtig oder eben nicht? singt Sänger Markus in dem Song. Dass der Deich hier schon nach den ersten Akkorden gebrochen war, war klar. Es wurde gesprungen, mitgesungen, applaudiert, geschrieen und gelacht. Das Publikum war so bunt gemischt, wie man es selten auf Konzerten sieht. Nicht ganz unähnlich dem Publikum eines ÄRZTE Konzerts, aber ohne die uniformierte Bekleidung in Ärzte-Bandshirts.
Das Programm, welches KETTCAR zum Besten gaben, war eine absolute gelungene Mischung aus den Hits der alten Platte und den neuen Songs, die schon jeder Anwesende zu kennen schien. Als dritten Song spielte man den perfekten Popsong in seiner schönsten Ausgeburt. ?Balkon gegenüber?. Eine Strophe, ein Refrain, Schluss. Perfekt.
Kaum eine andere Band schreibt so runde, in sich perfekte Popsongs wie KETTCAR. In Verbindung mit den nachdenklichen, mit tollen Zitaten gewürzten Texten macht wohl die Popularität der Band aus, aber sicher auch die gute Live Darbietung.
Kein Song, der gewünscht war, wurde ausgelassen. Teilweise holte Markus die Akkusitk Gitarre raus und lenkte so die Tränen in die richtigen Bahnen. Alle Bekannten waren dabei. Niemand wurde vermisst. Es war ein großes Wiedersehen aller. ?Balu? der Bär war da, ?Stockhausen, Bill Gates? und ?Santanas Daumen? sowieso und der Nachbar vom ?Balkon gegenüber? natürlich auch. Getroffen haben sie sich alle an den ?Landungsbrücken?, die heute in der Uni Mensa zu sein schienen. Es wurde der ?Academy? gedankt, ?ausgetrunken? und dann glücklich nach Hause gegangen. Für jeden Fan hätten KETTCAR gut und gerne ?48 Stunden? spielen können, aber unglücklich war dennoch niemand, wusste man doch, dass man soeben ein absolut großartiges Konzert einer wirklich sympathischen Band miterleben durfte.
Beim nächsten Mal werden sicherlich wieder alle dabei sein um ihre alten Freunde wiederzutreffen. Zum Abschied winkte schließlich ?Balu? persönlich.

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