In die imaginäre Schublade Singer/Songwriter aus den vereinigten Staaten Amerikas, die guten, gehören natürlich Elliott Smith, Conor Oberst und auch Sufjan Stevens. Wer da oft – vollkommen zu unrecht natürlich – vergessen oder übersehen wird: Kevin Devine aus Brooklyn.
So richtig verstehen mag man es ja immer nicht, wenn man Resonanz und Qualität der letzten Alben miteinander vergleicht. Und dann gleich darauf an die Country Eskapaden der sonst ebenfalls ziemlich genialen Bright Eyes denkt. Nun gut.
Das Konzert ist für 20.30 angesetzt, recht früh also, und wie erwartet finden sich zu diesem Zeitpunkt auch eher weniger Gäste ein. Seltsamerweise ändert sich das in der nächsten Viertelstunde doch recht schnell und schon um viertel vor Neun beginnt Jenny Owen Youngs ihr Set.
Eben jene tritt weitaus unscheinbarer auf, als ihre myspace zunächst vermuten lässt, wandelt in ihren Ansagen zwischen Zurückhaltung und dem Versuch unbedingt irgendwie Kontakt zum Publikum aufnehmen wollen. Ihre Songs wirken sympathisch und bleiben weitgehend brav, auch wenn dann schonmal in einem Lied das wohl bekannteste 4 Letter Word an die 26 mal vorkommt.
Obwohl es dem Großteil der geneigten Zuhörerschaft nicht zu missfallen scheint ist nach einer guten halben Stunde Schluß. Ein paar Minuten später dann Mr. Devine, erst einmal allein mit Akustikgitarre – und gleich stellt es sich ein, das wohlige Gefühl, Geschichten erzählt zu bekommen, sympathische down-to-earth stories von nebenan. Guys With Record Collections sei hier gesagt, auch wenn er das leider nicht spielen wird.
Nach zwei Liedern dann das dazukommen der Goddamn Band, bestehend aus Mike am Bass und Mike am Schlagzeug (waren das früher nichtmal mehr?), und mir fällt nur ein, dass ich selten eine so druckvolle und klangvolle Soundkulisse bei einem Singer/Songwriter hören durfte. Der Anfang von Burried By The Buzz, wow. dab dab dab. Die nächste Stunde wurde dann auch gefüllt mit den meist eher lauteren Sachen (wenn man das so sagen kann) der letzten beiden Alben, und vor allem auch einer Menge Spaß.
Man merkte deutlich, dass es Freitag Abend ist, und die Band bei bester Laune, so dass Kevin mehrmals betonen musste, nüchtern zu sein. Da wurde gewitzelt, ohne sich allzusehr anzubiedern, und in den Pausen oft irgendwas kurz angecovert. Mal mehr (Radiohead – den ganzen Song), mal weniger ernst (Michael Jackson – solang bis sie vor Lachen nicht mehr konnten). Überhaupt endeten diverse solche Versuche in schallenden Lachen, was zwar zur allgemeinen Stimmung gut passte, leider aber den ruhigen Songs etwas die Grundlage nahm. Vielleicht auch deshalb kein Probably, kein Snow-Faced-Girl und leider, leider kein Protest Singer.
Schwer verkraftbar, entschädigt wurde man – nachdem die Mikes nach guten 90 Minuten wieder hinter die Bühne verschwanden – durch eine weitere halbe Stunde Kevin Devine solo. Als dann kurz vorm Refrain in This Box Is Empty ein lautes Bämm kommt statt leicht lauterer Gitarre ist sowohl Publikumn als auch Kevin erstmal komplett überrascht, doch auch das Aufbegehren der Technik kann diesen Mann und diesen Abend nicht zerstören.
Die Fotos dieses Abends findet ihr hier, ausserdem noch welche aus Frankfurt.