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Kings Of Leon – Mechanical Bull

Mit „Supersoaker„, melodisch, pulsierend und eingängig, meldeten sich Kings Of Leon vor einigen Wochen zurück. Inzwischen gab es auch die neue Platte, „Mechanical Bull, hinterher und mit ihr 10 weitere Tracks, die „Good vibrations all over you“ verbreiten. Vor dieser Band gibt es kein Entkommen, zum Glück!

Kaum zu glauben, dass Kings Of Leon vor genau 10 Jahren mit „Youth Young Manhood“ auf der Bildfläche aufkreuzten, und einen mit Songs wie „Molly’s Chamber“ oder „Wasted Time“ glauben ließen, man stünde unter senkender Sonne mit vier Langhaarigen in einer dreckigen Garage in Tennessee. Auch „Aha Shake Heartbreak“ (2004) und „Because of the Times“ (2007) fühlten sich so an. Erst ihre letzten beiden Platten ließen diese Attitüde etwas hinter sich, beschwörten mit „Sex On Fire“, „Use Somebody“ oder „Radioactive“ neue Zeiten der Followill-Sippschaft herauf.

„Mechanical Bull“ aber, das sechste Studioalbum der Südstaatler, hat wieder was von den vergangenen Zeiten, die man doch auch vermisst. Ihre erste Single „Supersoaker“, die in zeitgemäßer Instagrammanier daherkommt, ist dabei nur ein Vorreiter für die vielen, fast in Vergessenheit geratenen Polaroidbilder, die man in den Songs der neuen Platte entdeckt.

Da wäre „Wait For Me„, bei dem sich schon in den ersten 20 Sekunden die Haare aufstellen, weil man gewohnte, pulsierende Kings of Leon-Gitarrengriffe erkennt, die man von Only By The Night , Come Around Sundown & Co. kennt. Nachdem sich Intro behutsman eingeklampft hat, erklingt die Stimme von Sänger Caleb Followill, der von vermeindlich überstandenem Liebeskummer erzählt, darum fleht, auf ihn zu warten, und es ward um einen geschehen (ja, auch um die männlichen Zuhörer)!

Genauso geschehen ist es um einen mit „Family Tree„, der ganz andere Seiten auf der Platte aufzieht. Es ist ein Titel, der sich bis zur 70. Sekunde hochschaukelt und sich letztlich in eine funky Südstaaten-Square-Dance-Nummer entlädt. Wie Caleb so singt, „I am your family tree/I know your A-Z/ This is a secret proposition lay your hands on me/Not gonna talk about darlin‘, its so neighbourly“, ist man versucht in einen zweistimmigen Kanon einzusteigen, um danach der Worte Taten folgen zu lassen.

Eine ähnliche Magie hat auch „Don’t Matter“, das sich mit seinem beschwörerischen, tiefen und schmutzigen Gitarrenspiel, dem unbändigem Getrommel und gerade-raus-Lyrics („I can fuck or I can fight, it don’t matter to me“) wie ein Queens of the Stone Age-Song nach vorn spielt.

Doch der beste Track der Platte ist unumstritten „Temple“, in dem nicht nur Jared und Matthew Followill mit dem Tempo spielen, sondern auch Caleb Followill einmal mehr mit den Höhen und Tiefen seiner Stimme. Vielleicht nicht mal nur der beste Track dieser Platte.

Was einem schnell bewusst wird ist, dass „Mechanical Bull“ eine seltsame Aura umgibt – eine, die einen unmerklich gefangen nimmt, die einen Textzeilen vor sich her summen lässt, obwohl man, wehleidig an die alten Zeiten zurückdenkend, dachte, der Funke würde niemals überspringen. Die neue Platte der Südstaatler schafft aber genau das, nämlich einen in die alten Tage der Kings Of Leon zurückzutragen. Dabei tun sie nicht nur uns etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Männer, die wieder Jungs sein dürfen, weil sie sich für 11 Tracks jugendlich-leichtsinnig in die Musik fallen lassen, von der wir seit 10 Jahren nicht lassen können.

„Kings Of Leon are the ex you can’t for get about“, das hat der NME ganz richtig erkannt. Wie die Jugendliebe, die man auf dem Jugendzeltplatz auf Usedom kennengelernt hat, die einem immer mal wieder über den Weg läuft, die einen in Gedanken in vergangenen Tagen schwelgen lässt, die einen aber auch daran erinnert, dass es besser so ist wie es ist, vor der es schlichtweg kein Entkommen gibt. Zum Glück nicht! „It’s a beautiful war“, würden die Kings Of Leon es vielleicht selbst nennen, „something that’s worth fighting for“.

 


VÖ: „Mechanical Bull“ erschien am 20.09.2013 via Sony Music.

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