Es war mit Sicherheit eines der schönsten Alben im Jahr 2010: „Beauty“ von Kraków Loves Adana. Jetzt wird der Nachfolger „Interview“ veröffentlicht. Deniz Cicek und Robert Heitmann begründen den Titel damit, dass der Entstehungsprozess einem Frage-Antwort-Spiel gleich kam. Oder anders: Der Auseinandersetzung mit der eigenen Person.
Wie schon beim Debütalbum lässt sich gar nicht so recht verorten, wo der Zauber herkommt, der dieser Musik innewohnt. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die sich zu einem beeindruckenden Ganzen zusammenfinden. Es ist schon Popmusik, aber in seiner reduziertesten Form. Die Gitarre mit allen denkbaren Effekten und ein Schlagzeug tragen die Stücke und eine Vielzahl einzelner Sounds schwirren drum herum. Dabei fungieren Melancholie und Düsternis stets als Konstante.
Nicht zuletzt trägt zur Stimmung der Gesang von Deniz Cicek erheblich bei. Ihre Stimme ist so dunkel und mysteriös, dass man sich ohne Umwege in diese Parallelwelt entführt fühlt. Der Trick ist weiterhin, dass der Hörer permanent mit DU angesprochen wird. Es führt kein Weg drum herum, dass man diese Texte auf sich selbst projiziert und sich seine Gedanken dazu macht. Man wird in die Tiefen der eigenen Gedanken geführt. Dieses Album hat es also wirklich verdient, als Hörerlebnis bezeichnet zu werden.
Kraków Loves Adana machen mit diesem zweiten Album alles richtig. Der Teufel steckt im Detail, wie man so schön sagt. Oder anders: Eine Schande, wer dieses Album nicht mit guten Kopfhörern genießt. Sonst geht vermutlich eine ganze Menge der Atmosphäre flöten, die in den Songs steckt. „Interview“ ist kein Album, zu dem man sich bewegen möchte und auch keins zum entspannten nebenher hören. Es ist Musik, die zum Nachdenken anregt. Und dies schaffen nicht viele Bands in einer solchen Intensität.
VÖ: „Interview“ erschien am 24.02.2012 auf Clouds Hill Ltd.