Vierkanttretlager ist eine dieser Bands, die wir seit den ersten Schritten begleiten. Wir haben sie live gesehen vor einer Handvoll Zuschauern und haben ihre erste EP hoch und runter gehört. Dann ging alles ganz schnell. Eine Tour als Support von Casper und plötzlich sind die in alle Munde. Und wir freuen uns für sie, denn ihr Debütalbum „Die Natur Greift An“ hat die Aufmerksamkeit wirklich verdient!
Vierkanttretlager gehen im Prinzip den Weg weiter, den mit ihrer „Penzion Kanonir“ EP eingeschlagen haben. Es ist Indierock mit deutschen Texten, allerdings dieses Mal professioneller produziert als die EP. Dennoch ist das Gefühl beim Hören das Gleiche. Vierkanttretlager schaffen mit ihrer Musik die Gratwanderung zwischen Wehmut und Aggression. Während die Texte einem immer wieder das Gefühl vermitteln, dass diese Generation mit so viel zu kämpfen hat, so kommen sie doch immer wieder auf eine Klarheit zurück, die ihresgleichen sucht. Sänger Max führt einem mit Bildsprache die Gründe vor Augen. Die Musik zu diesem Szenario ist dabei wunderbar abwechslungsreich. Von polterndem Schlagzeug und rasenden Gitarren in „Schluss Aus Raus“ bis hin zur himmelhohen Streicherbegleitung und Chören in „Gib Dem Leben Keinen Sinn“ ist alles dabei.
Doch gibt es bei all der Liebe eine Kleinigkeit, die einen faden Beigeschmack hinterlässt: Der gesprochene Text „In Jedem Seiner Milden Blicke“. Man hört es sich einmal an und dann nie wieder. Anders als die anderen Songs, die man in Dauerschleife hören möchte. Dieser Track unterbricht den Hörfluss, das wäre nicht nötig gewesen.
Alles in allem kann man aber nur einen positiven Schlussstrich ziehen. Die Musik von Vierkanttretlager ist ein formvollendeter Abgesang auf die Jugend. Der Soundtrack zum Kampf gegen das Erwachsenwerden. Und zeitgleich die klare Erkenntnis, dass man sich gegen die Zeit nicht wehren kann. Und das alles verpackt in so ehrlicher Musik, wie man so schon lang nicht mehr gehört hat. Ja, sie sind Gold. Auch in dem Punkt haben Vierkanttretlager Recht behalten.
VÖ: „Die Natur Greift An“ erschien am 27.01.2012 auf Unter Schafen.