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Leila – Blood Looms And Blooms

Von dem nichtssagenden Namen Leila und dem überaus kitschigen Albumcover zunächst abgeschreckt, erwartete ich beim ersten Einlegen dieser Platte nicht allzu viel. Doch sollte mein erster Eindruck aufgrund der wundervollen Klänge sofortig zunichte gemacht werden: Leilas drittes Album „Blood Looms and Blooms“ ist nicht nur stilistisch beeindruckend, sondern auch besonders vielschichtig und farbenfroh. Da passt sogar das irritierende Cover noch ins Konzept!

„Tell me your secret, I’ll never forget it.“

Dass die in Persien geborene und in London aufgewachsene Leila Arab mit der Ausnahmekünstlerin Björk befreundet ist (und auch schon mit ihr auf Tour war), merkt man dem musikalischen Schaffen der 37jährigen Musikerin auch auf jeden Fall an. Dass so etwas Spuren hinterlässt, ist selbstverständlich. Doch was das aktuelle Album hauptsächlich beeinflusste, waren familiäre Ereignisse. So verstarben innerhalb von kurzer Zeit sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater. 7 Jahre waren vergangen seit der letzten Platte und durch diese einschneidenden Erlebnisse wurde es Leila dann schlagartig klar, wie wichtig ihr die Musik – ihr zu dem Zeitpunkt einziger Orientierungspunkt – wirklich ist.

So ist „Blood Looms And Blooms“ ein Album geworden, mit welchen Leila den Schmerz bewältigen konnte und welches zeitglich eine wahnsinnige Entwicklung in ihrer Musik darstellt. Und es ist mehr als passend, dass das Album auf WARP veröffentlicht wird, wo schon Acts wie Autechre, !!!, Aphex Twin oder Gravenhurst ihre Platten untergebracht wussten. Leilas Musik ist ein Mix aus all dem, was man auf WARP so wiederfindet. Grundsätzlich elektronische Musik, ähnlich dem psychedelischen „Unmusik“ – Ansatz bei Autechre, allerdings noch weitaus greifbarer! Das ist schon allein durch den Einsatz von Vocals und klassischen handwerklichen Musikinstrumenten wie Gitarre, Bass, Klavier und auch stellenweise Schlagzeug, begründet. Davon abgesehen findet man auch noch eine Unmenge anderer, auch durchaus exotischer, handwerklicher Instrumente, die aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würde. Aber die am Computer generierten Teile lassen eben deutlich das Label, auf dem die Platte heimisch ist, heraushören.

Für die Vocals hat Leila bei diesem Album für eine Menge Featured Artists gesorgt. Terry Hall der Band Specials lieh dem Lied „Time To Blow“ seine einlullende Stimme. Und Martina Topley Bird, die einigen noch von Trickys „Maxinquaye“ bekannt sein könnte, greift bei den Songs „Deflect“ und „Why Should I?“ zum Mikrofon.

Auch ein Cover findet sich hier wieder: „Norwegian Wood“, eine abgewandelte Version des gleichnamigen Beatles-Songs. Leila verlieh dem Song Flügel, er ist in ihrer Umsetzung noch einiges ungezwungener und freier als das Original. Was nicht heißt „besser“, um Himmels Willen, den Beatles das Wasser zu reichen, soll erstmal jemand schaffen. Aber das Cover ist auf jeden Fall avantgardistischer und dahingehend auch atmosphärischer.

Insgesamt eine lobenswerte Platte, die mich wirklich positiv überraschte. Wer an anderen WARP-Releases Gefallen findet, der wird auch beim Kauf dieser Scheibe sicherlich nichts falsch machen. Außerdem, ernsthaft: Jemand, der mit Björk eine Bühne und den Segen der Freundschaft teilt, kann doch eigentlich gar nichts Schlechtes produzieren,oder?


VÖ: „Blood Looms And Blooms“ erscheint am 04.07.2008 auf WARP.

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