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Lesung: Sarah Kuttner in Hamburg (28.10.2009)

Sarah Kuttner war bereits vor kurzem im Rahmen ihrer Poetry-Slam Tour im Uebel&Gefährlich in Hamburg. Jetzt fand sie sich einige Monate später erneut dort wieder. Gleicher Ort, aber ganz anderer Anlass. Die als Fernsehmoderatorin bekannt gewordene Berlinerin hat im Zuge ihrer Lesereise bei uns Halt gemacht, um aus ihrem aktuellen Buch „Mängelexemplar“ vorzulesen.

In den letzten Jahren fand man Sarah immer mal wieder lesend auf Bühnen wieder, denn mit ihren beiden Kolumnensammlungen ist sie auch schon durch die Lande getourt. Aber „Mängelexemplar“ ist ihr erster Roman und handelt von einer jungen Dame mit einer ausgewachsenen Depression. Viele scheinen ziemlich unbehelligt an das Buch herangegangen zu sein, denn als ich das Uebel&Gefährlich kurz vor Beginn betrat, saß das Publikum bereits trinkend und fröhlich lachend im bestuhlten Ballsaal des Clubs. Doch Sarah warnte im Vorhinein: ‚Wer jetzt wie immer Halligalli, Videoeinspieler und Witze erwartet, sollte den Saal besser wieder verlassen…‘

Ganz so dramatisch, wie das jetzt klingt, war es dann natürlich letztendlich doch nicht. Sarah plauderte zum Warmwerden erst einmal über den bisherigen Verlauf ihrer Tour und dass sie es immer wieder schön finden würde in Hamburg, da die Stadt ihren Humor versteht; was wohl nicht überall der Fall wäre. Als sie sie während des Lesens in einen Versprecher hinein geriet und anstatt „autogenes Training“ immer wieder „autonomes Training“ sagte, konnte auch sie selbst das Lachen über ihren charmanten Versprecher nicht mehr unterdrücken. Zum Running Gag während der gesamten Lesung wurde das Problem mit den Verkaufsexemplaren ihres Buchs. Sarah hatte keine im Gepäck und musste daher eine Buchhandlung bitten, so viele „Mängelexemplare“ wie möglich ins Ue&G zu schicken. Die Bücher wurden einem Taxifahrer anvertraut und sollten eigentlich schnell die Location erreichen. Das endete allerdings in einem Fiasko und es wurden schon fleißig Ideen aufgebaut, was denn ein Taxifahrer mit 50 Büchern anstellen wollen würde, als er dann doch endlich den Club erreichte.

Aber neben all den Witzeleien ging es natürlich hauptsächlich um den Roman „Mängelexemplar“. Sarah nahm sich an die 1 1/2 Stunden Zeit, daraus vorzulesen, doch musste leider trotzdem noch einige Parts weglassen. Nichts desto trotz sollte die Handlung auch für jeden, der das Buch noch nicht gelesen hat, nachvollziehbar gewesen sein. Das Hamburger Publikum war in der Lage, aufmerksam zuzuhören und Interesse zu zeigen. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Protagonistin, Karo Herrmann, realistisch skizziert ist und sich so jeder Anwesende in die Situation hineindenken konnte. Zudem sprach die Lesende sehr lebendig, so dass man gerne hinhörte. Was allerdings schade war, ist, dass Sarah beim Vorlesen kaum einen Blick ins Publikum geworfen hat. Aber gut, das wird eine Sache der Konzentration gewesen sein. Man will sich ja nicht verhaspeln.

Insgesamt war ein unterhaltsamer und lockerer Abend. Es fand Interaktion statt, während der Lesung und auch danach – Das Publikum durfte Journalist spielen und Fragen stellen. Sogar noch für Autogramme und Fotosessions hat Sarah sich Zeit genommen. Trotz des ernsten Themas des Buchs verließen alle mit einem Lächeln den Stahlbunker und auch Frau Kuttner betonte, dass das Publikum es geschafft hätte, ihre schlechte Laune vom Nachmittag zu vertreiben. Happy End, sozusagen. Ob dies auch für die Protagonistin des Buchs der Fall ist, kann jeder selbst erforschen – Sarah Kuttner ist noch für einige Termine mit dem „Mängelexemplar“ auf Tour.


Hier unsere Rezension zum Buch.

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