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Los Campesinos! – We Are Beautiful, We Are Doomed

Das ging schnell! Aber zu früh gefreut, das zweite Album der Los Campesinos! ist gar nicht ihr zweites Album, haben sie angeblich auch nie behauptet. Von „We Are Beautiful, We Are Doomed“ soll es laut einer Pressemitteilung weder Nachpressungen noch Singleauskopplungen geben. Bei zehn Stücken mit einer guten halben Stunde Spielzeit, die sich kaum vom Debut der Waliser unterscheiden, könnte man hier von limitiertem Bonusmaterial reden – oder von Resteverwertung solange der Hype noch anhält..

Unverkennbar haben Los Campsinos! seit der Entstehung von „Hold On Now Youngster“, dem für Furore sorgenden Erstlingswerk der Jungspunde, nicht all zu viel Zeit zum Verschnaufen und Reflektieren gehabt. Die Stücke auf „We Are Beautiful…“ knüpfen munter an die Muster der Vorgänger an. Laut und frech, aufgekratzt, manchmal ein bisschen hysterisch und auch mal nervig sprüht einem hier also ein weiteres musikalisches Feuerwerk der jungen Unbändigkeit und guten Laune entgegen, für das so mancher depressiver Singwriter insgeheim bestimmt gerne seine Tränensäcke geben würde.

Fröhliches Harmoniegehopse und Instrumentengewitter untermalen das unverwechselbare Kontrastspiel der beiden Stimmen von Aleksandra (lieblich) und Gareth (hektisch kieksend), die man manchmal leider meint, schon mal genau so gehört zu haben. Doch natürlich haben die quirligen Campesinos auch ein wenig experimentiert und ihren Stil verfeinert. Neben heiterem Glockenspiel und frechen Chorausrufen (ganz groß im Titelsong!) bedient man sich nun auch der Stimmverzerrung, wartet in „Way To Make It Through The Wall“ mit ungewohnt harten Gitarren statt quietschigen Soli auf, wobei man dann wahrscheinlich am besten vom bereits beschworenen Tweexcore oder sogar -rock redet. Überraschend ruhig und ab der dritten Minute schon fast mit folkig zu beschreiben, entfaltet sich die Ballade „Heart Swells/Pacific Daylight“ als vorletztes Stück bevor „All Your Keyfabe Friends“ den Hörer nochmal mit allen stilistischen Registern einzulullen versucht.

Textlich genügt ein Blick auf die Tracklist, um zu erahnen, dass auch auf dieser Scheibe wieder das moderne Leben mit all seinen Tücken im Zentrum steht. Einen Titel wie „Documented Minor Emotional Breakdown“ könnte man eigentlich als Über-Kategorie für das gesamte Los Campesinos!-Schaffen stehen lassen. Besonders ist auch diesmal wieder die Textdichte, die wunderbar absurd von Klassenkämpfen und Klingeltönen, Bettwäsche mit Wasserspeier-Muster, Blutspende und Jobs als Modell für Fußfetischisten erzählen oder auch mal fast anrührend werden wie in „It’s Never That Easy Though, Is It? (Song For The Other Kurt)“:

As if I walked into the room to see my ex-girlfriend
Who by the way, I’m still in love with
Sucking the face of some pretty boy
With my favourite band’s most popular song in the background
Is it wrong that I can’t decide which bothers me most?
In the forefront of my mind it’s the thought
Not of you underneath, but me coming out looking worse

„We Are Beautiful, We Are Doomed“ hat zwar keine Probleme an den typischen Campesinos-Sound anzuknüpfen und ihn zumindest stellenweise weiterzuentwickeln, doch muss man hier ohne den erfrischenden Überraschungseffekt und die Originalität des Debuts auskommen. Für ein zweites Album hätte wahrscheinlich wirklich etws mehr Abstand gefehlt, die Scheibe zeigt dennoch, dass den Walisern nicht an Substanz und eigenem Stil fehlt, aus dessen Quelle man sich bestimmt noch über viele findige Liedschöpfungen freuen kann.

Als besonderes Extra liegem diesem Gegen-Album ein 30-Seitigen Magazin mit Songtexten und zusätzlichen Beiträgen von Kollegen wie Xiu Xiu, Grandaddy oder Menomena, eine DVD-Dokumentation und ein Poster bei.

VÖ: 27.10.2008

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