Startseite » Martha Wainwright – Sans Fusils, Ni Souliers, à Paris

Martha Wainwright – Sans Fusils, Ni Souliers, à Paris

Martha Wainwright hatte schon immer mit dem Schatten ihres Bruders Rufus zu kämpfen. Das Talent liegt in der Familie, aber oft wurde ihr unterstellt, keinen eigenen Weg zu befolgen, sondern lediglich in die Fußspuren ihres großen Bruders treten zu wollen. Mit „Sans Fusils, No Souliers, à Paris“ nimmt sie nun aber eine ganz eigene Abzweigung: Französischer Chanson, Coversongs von Édith Piaf.

Ich war ein wenig spektisch, als ich von diesem Vorhaben hörte. Schließlich sind die Songs nun schon einige Dekaden alt und Madame Wainwright ist bisher kaum auf chanson-esquen Pfaden unterwegs gewesen. Aber alle Sorge ist vergessen, wenn man in das im Konzert-Rahmen aufgenommene Album reinhört. Der erste Song, „La Foule“, lässt uns durch französische Gassen tanzen und diese positive Grundstimmung soll sich fast das ganze Album über halten. Selbst die dunkleren Songs wie „Le Brun et le Blonde“ zaubern ein Lächeln auf die Lippen. Man fühlt sich in eine verrauchte Eckkneipe gezerrt und sieht Martha förmlich mit einem Glas Rotwein am Klavier vor sich. Auch herzergreifende Balladen wie „Adieu mon Cœur“ und das verrückte, geschwinde „Le Metro de Paris“ wurden mit ins Programm genommen, sodass sich eine wirklich schöne Mischung aus der Vielfalt der Legende Édith Piaf ergibt. Alteingesessenen Piaf-Fans wird es sicherlich schwer fallen, hier mit voller Begeisterung zuzuhören, da ihr sehr eigener Gesangstil nur schwer zu erreichen ist. Aber wer sich im Klaren darüber ist, dass Martha nicht kopieren will, sondern der Geschichte ihre eigene Note verleiht, kann das Album in vollen Zügen genießen.

Man könnte nun natürlich wieder den Zeigefinger heben, da auch Rufus Wainwright schon einmal ein Coveralbum veröffentlichte, mit Songs von Judy Garland, das ebenfalls live aufgenommen wurde. Aber das kann man ebenso gut getrost sein lassen. Martha’s Hommage ist gut gelungen und ein solches Album ist in der Familie Wainwright bisher auf jeden Fall einzigartig.


VÖ: „Sans Fusils, Ni Souliers, à Paris“ erschien am 04.12.2009 auf Coop.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: