Die Open Air Festivalsaison neigt sich langsam aber stetig dem Ende zu und wir blicken auf einen ereignisreichen Sommer zurück. Wer nicht genug von Festivals, Campingplatz und Live-Konzerten bekommt und den schönen Erinnerungen gerne hinter her hängt, für den ist das Buch aus der Feder von Simone Bauer genau das richtige: In „Matsch-Memoiren“ erzählt die 23-jährige Münchenerin 33 Festival-Geschichten jeglicher Art. Wir haben mit ihr über ihr Buch, Musik und Festivals im Allgemeinen gesprochen.
Simone, auf wie vielen Festivals warst du in diesem Jahr?
Simone: Um ehrlich zu sein waren es nicht so viele wie die Jahre zuvor – ich war mit dem Buch auf Radiotour, das hat viel Zeit gefressen. Ich war aber stets über die Digitalspartenkanäle dabei – oder habe meine Freunde danach ausgequetscht.
Was war dein persönlicher Festival-Moment 2013?
Das Taubertal war sehr surreal – ich habe dort für „taff“ gedreht und wir waren mit einem bei Sixt gemieteten Auto mit Neuwagenduft unterwegs. Sich über die „Romantische Straße“ zu navigieren – oder noch schlimmer, über den Berg und die Brücke an der Bühne, vorbei an Fans der besten Band der Welt, die uns komisch anguckten, fühlte sich wirklich verrückt an. Das Jahr davor kam ich im Shuttlebus angegondelt, war traurig und habe Radiohits mitgesungen.
Welche Band, die du vielleicht vorher gar nicht so kanntest, hat dich am meisten um gehauen?
Simone: Das Reeperbahnfestival werde ich wohl nicht schaffen – das fällt in die Oktoberfestzeit -, aber mein Geheimtipp dort ist jetzt schon Gloria. Eine relativ neue Band mit Mark Tavassol und Klaas Heufer-Umlauf, die so tolle Stücke machen, dass es einen völlig aus der Bahn wirft.
Was hörst du im Moment am liebsten und auf welche neue Platte freust du dich aktuell am meisten?
Simone: Ich habe gerade eine ziemlich arge Wombats-Phase, eigentlich höre ich unterwegs auf meinem mp3-Player nur noch „A Guide To Love, Loss and Desperation“ im Wechsel mit „This Modern Glitch“. Morgens, zum Wachwerden, höre ich zurzeit ganz gerne die neue Thees-Uhlmann-Platte, die ist perfekt für lange Nächte und frühe Morgen. Auf „Loud Like Love“, die neue von Placebo, freue ich mich immens – gerade habe ich den Teaser zu „Scene Of The Crime“ gehört, das hat wirklich großes Potential für den nächsten Herzschmerz.
Wie kamst du dazu ein Buch über Festival-Geschichten zu schreiben?
Simone: Ich hatte sehr große Festivalvorfreude in einem sehr kalten, dunklen Winter. Und da mir selbst so viel passiert ist oder mir noch Geschichten von Freunden und Bekannten in den Ohren nachklangen, habe ich mir überlegt, das es doch ganz lustig wäre, die zu sammeln. Mein Verlag fand das glücklicherweise auch.
Nach welchen Kriterien hast du die Schreiber ausgewählt?
Simone: Geschrieben habe ich sie tatsächlich alle selbst, aber ich habe immer versucht, den Sprachstil des jeweiligen Protagonisten aufzufangen und eine Variation an Erzählstilen zu haben. Die Geschichten basieren auf Interviews, die ich im letzten Jahr geführt habe – im Café, am Telefon, im Chat. Aber hauptsächlich im Café. Das war oft eine Reunion mit Freunden, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte – sie fanden es toll, in Erinnerungen zu schwelgen, und ich habe gerne zugehört.
Mir war wichtig, Festivals fast jeden Genres vertreten zu haben – erzählt von Menschen verschiedenster Altersgruppen und Herkunft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei war mein Wunsch auch Bands zu befragen, Roadies, Menschen hinter den Kulissen. Und ich wollte auch die weniger schönen Seiten von Festivals beleuchten: Diebstähle, Verletzungen, Naturgewalten.
Welche ist deine persönliche Lieblingsgeschichte im Buch?
Simone: Ich mag die Geschichte meiner guten Freundin Claudia sehr gerne, weil sie so verrückt ist! Sie war mit einer wirklich guten Crew unterwegs, die sich alle in Superheldenshirts kleideten und so zur Justice League wurden. Zugegeben, sie haben ernsthaft Dosen auf die Straße vor Rock im Park betoniert, aber sie waren dennoch die Justice League!
Du erzählst in deiner Taubertal Geschichte sehr persönlich über Liebeskummer und die Liebe zu Placebo, gab es dabei wenigstens ein Happy End?
Simone: Meine Liebe zu Placebo hat auf jeden Fall ein Happy End, dieses Jahr bin ich noch das ein oder andere Mal zu einem Konzert mit tollen Menschen unterwegs und auf diese Erfahrungen freue ich mich schon sehr. Und, wie gesagt, das neue Studioalbum lässt mein kleines Fanherz auf jeden Fall höher schlagen! Was den Jungen aus der Geschichte betrifft – damit habe ich abgeschlossen. Ich arbeite mich daran zwar noch ein bisschen ab, was mein neues Buchprojekt betrifft – aber hauptsächlich, weil es natürlich immer einfacher ist, über etwas zu schreiben, das man kennt, und gebrochene Herzen sind nun mal meine Kernkompetenz.
Du hast nicht nur die „üblichen verdächtigen Festivals“ dabei sondern zum Beispiel auch eine Geschichte über das Horex gegen Porsche Rennen 1988 oder ein Open Air der Schürzenjäger von 1993, wie bist du an diese Geschichten gekommen?
Simone: Als sich herumsprach, an was ich gerade arbeite, kamen viele Freunde und Bekannte zu mir und meinten: „Mir ist übrigens folgendes passiert …“ So hörte ich auch von den beiden oben genannten Geschichten.
Was planst du für die Zukunft, wird es einen zweiten Teil der Matsch Memoiren geben?
Simone: Genug Geschichten hätte ich auf jeden Fall! Die Leute kommen nämlich immer noch gerne zu mir und erzählen. Ansonsten habe ich ja gerade schon angeschnitten, dass ich wieder an einem Roman schreibe. Ich hoffe außerdem, mehr in diese Sache „Fernsehmachen“ hineinzurutschen. Ich bin auf jeden Fall für neue Projekte immer offen – Hauptsache, mir wird nicht langweilig!
Du bist 23 und hast neben den Matsch Memoiren bereits zwei Jugendbücher veröffentlicht, welche Tipps kannst du jungen Leuten geben, die ebenfalls vom eigenen Buch träumen?
Simone: Tatsächlich sind es ein Jugendbuch („Alkoholfrei“, Schwarzkopf & Schwarzkopf) und zwei Chick-Lits („Ganz entschieden unentschieden“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, sowie „Isarvorstadt“, Unsichtbar). Es war ein sehr langer Weg, bis es zur Veröffentlichung meines Debüts kam. Das Wichtigste ist: Dranbleiben und nie aufgeben – und an sich arbeiten. Mit 14 habe ich nur aus Spaß Geschichten für Freunde geschrieben, mit 16 die ersten Kurzgeschichten veröffentlicht, mit 18 habe ich mit dem Musikjournalismus angefangen. Als dann mit 19 meine Kurzgeschichte in einem richtig, echten Buch – „Frühlingsflattern“ – veröffentlicht wurde, da war das einfach der Wahnsinn für mich. Ab da war ich dann im Kontakt mit meinem Verlag und wir haben gemeinsam versucht, die richtige Idee für mein erstes Buch zu finden. Ich überarbeite meine Ideen kontinuierlich und ich bin im ständigen Austausch mit Leuten, deren Arbeit ich sehr schätze. Es ist wichtig, Feedback auch anzunehmen und ganz viel auszuprobieren.
Liebe Simone, Danke für Deine Zeit und noch ganz viel Erfolg für die Zukunft!
„Matsch-Memoiren“ von Simone Bauer ist bei Schwarzkopf & Schwarzkopf zum Preis von 9,95 Euro erschienen, ISBN: 978-3-86265-244-0