Startseite » Matula – Kuddel

Matula – Kuddel

Matula - KuddelIch sah Matula zum ersten Mal letzten Dezember. Sie spielten eine von einem meiner besten Freunde organisierte Show gemeinsam mit den befreundeten Labelkollegen Kurhaus, begleitet vom befreundeten Labelchef. Und wenn ein Bandmitglied neben dir steht, Bier trinkt und erzählt, dass er sich von seinem Teleshoppingjob hat krank schrieben zu lassen, um mit seiner Band auf Tour zu gehen, dann sind diese Jungs schnell auch irgendwie deine Freunde. Freunde, die nun ihre erste Platte veröffentlichen.

Matulas Debüt heißt Kuddel, auf dem Cover prangert hinter einem Boxer ein Leuchturm. Und auch der Sound der Kieler ist kühl und nordisch – Gitarren werden nicht verzerrt, das Schlagzeug hat keine Ansprüche, sich gegen diese zu profilieren, Sänger Tobbe und Buster sind nicht Axl Rose. Matula geht es um die Texte, die kleinen Geschichten, die sie dir als Freunde erzählen.
„Neuer Tophit / Die Angst feat. Das Leben / Und keiner kauft es / Aber wir kriegen es geschenkt“
erzählen sie etwa in Agenda S.C.H. Die Angst ist dabei manchmal eine allgemeine (wie in 4,8 Milliarden, welches den zunehmenden Identitätsverlust anprangert), aber meistens die persönliche. Es geht über die Liebe, das Hinfallen, das Aufstehen, den Sinn. Ja, emotional ist das, aber nennen wir es besser cleveren Deutschpunk oder alternativ Kettcar minus Alter und Pathos. Ein gutes Gespür für Pop muss man den vier Jungs ein wenig überrascht auch eingestehen.
„Egal ob hin oder her / Ich will keins davon mehr“ (Jongleure)
Wie hier liegt über allen zehn Songs ein eher depressiver Grundton, den jedoch auch jedes mal der kleine Funken Hoffnung erhellt (selbst im Instrumentaltrack).

Generell ist Kuddel sehr homogen, sind die Songs sich ziemlich ähnlich. Dabei ist es Auslegungssache, ob man Matula damit Langeweile unterstellen will oder ihnen anerkennt, dass ihnen die Texte wichtiger sind als der Sounds. Auch wegen der Homogenität ist es schwer, Highligts heraus zu fischen – vielleicht Fluppe auf Ex, in dem die beiden Sänger ihr Können beweisen. Aber letztendlich bleibt die Erkenntnis: Kuddel ist ein persönliches Album. Keins für die Jahreslisten, sondern eines, was dich zum nachdenken anregt und dir rund 48 mal den Tag den Anstoß gibt, den Kopf oben und Richtung Sonne zu halten, wie der Boxer auf dem Cover. Ein Album vom Freunden.

„Mitten im Winter / Ein Schauer warmer Regen / Und mittendrin stehen wir“ (Das paar warme Handschuhe)

 

VÖ: 26.03.2007

Wir freuen uns über deinen Kommentar: