Die Zyniker unseres Landes jubeln. Max Goldt ist wieder da und er hat ein neues Buch im Gepäck. Nach seinem letzten Triumph „QQ“ bringt er nun „Ein Buch namens Zimbo“ heraus. Wie immer handelt es sich dabei um eine Sammlung seiner aktuellsten Kolumnen (2007-2009) aus dem Satire-Heftchen Titanic. Das entzückende Gelb, das den Umschlag schmückt, sollte einen nicht in die Irre führen, denn der Untertitel warnt bereits: ‚Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird.‘
Menschen, die Goldt schätzen, wissen natürlich, was das zu bedeuten hat. Keinesfalls handelt es sich um einen bitterernsten Aufsatz, sondern vielmehr um ein Aufzeigen der kleinen Dilemmas des Lebens. Dies ist nur deswegen schwer zu ertragen, weil man sich als Betroffener fragt, warum man erst dieses Buch lesen muss, um auf all das gestoßen zu werden. Max Goldt schafft es immer wieder, die Dinge auf Papier zu bringen, die der absurde Alltag mit sich bringt und schweift dabei auch gern einmal in eine Fantasiewelt ab, an der man gerne teilnimmt.
Das Besondere an Goldt ist sein Schreibstil. Die Verliebtheit in die deutsche Sprache, jedes Wort en detail überdacht und so zusammengebaut, dass jeder mit gleicher Einstellung zum Leben unweigerlich zum Schmunzeln gebracht wird. Ein Extrakt aus dem Kapitel „Kleine grammatische Notiz“:
„Ich saß neulich in einem recht feinen Restaurant, und da es kein asiatisches war, fragte der Kellner beim Abräumen des Tisches nicht ‚Hat smek?‘, sondern stellte mir die großartige, rätselhafte, ja faszinierende Frage: ‚Waren Sie zufrieden gewesen?‘ – Was hätte man darauf erwidern sollen? Hätte ich eine mißratene Mahlzeit hinter mir gehabt, wäre es mit einigem Recht möglich gewesen zu antworten: ‚Bevor Sie mir ihren widerwärtigen Fraß vorsetzten, war ich in der Tat zufrieden gewesen.‘ Doch ich hatte gut gespeist. Hätte ich also sagen sollen: ‚Ja, ich war zufrieden gewesen und bin es jetzt, nach dem Essen, noch immer.‘? Mit einer solchen Antwort hätte ich den Kellner möglicherweise verwirrt, ihm das Gefühl gegeben, er hätte es mit einem Gast zu tun, der sich mit unverständlichen Espritleistungen ins Zeug legt. Also sagte ich einfach: ‚Ja.‘ „
Noch mehr als in seinen Veröffentlichungen zuvor regt Max Goldt sich hier über die Sprache auf, die gedankenlos passiert. Imbissbudendeutsch, Kleinkindgeplapper und ausgelatschte Sprichwörter sind Themen, die ihn auf die Palme bringen. Der Leser nimmt daraus eine Menge mit und wird sich in den nächsten Gesprächen, die er führt, immer wieder an die Weisheiten von Goldt erinnert fühlen. Doch trotzdem sollte man dies für sich behalten. Denn merke: ‚Zitiere nie Max Goldt zum Scherz, denn er spürt wie du den Schmerz.‘ Und das ist auch gut so. Gott nennt man ja schließlich auch nicht beim Namen.
VÖ: „Ein Buch namens Zimbo“ erschien am 18.09.2009 auf Rowohlt Berlin.