„Ich geh einen Schritt vor, mach zwei zurück“ heißt es im Stück „Weg von hier“ auf dem neuen Album von Max Herre. So in etwa kann man sich den Ideenfindungsprozess, der hinter „Ein geschenkter Tag“ steckt vorstellen. Max Herre tauscht dabei Beats gegen Gitarren und Singer Songwriter-Elemente und macht damit ein Album, das man so gar nicht vom ehemaligen Freundeskreis Frontmann erwartet hätte.
Etwa drei Durchläufe des neuen Albums „Ein geschenkter Tag“ hat es gebraucht, bis ich die Genialität des Albums erkannt habe. Nach dem ersten Hören war ich etwas enttäuscht, weil so richtig nach Max Herre klingt das nicht. Oder vielmehr: nicht nach dem was man so erwartet hätte. Es wirkt sehr weich gespült, anstatt Beats und freche Sprüche ist hier alles sehr sentimental und tiefgründig. Schiebt man aber mal die Erwartungen, die man an ein neue Max Herre Album hat beiseite und lässt sich auf den neuen Stil ein, geht das Album sehr, sehr tief. Mit Akustikgitarre und seiner unverkennbaren Stimme lässt Max Herre sein Image als Player zurück und schafft etwas ganz Neues.
„Es ist nicht das, was man sagt, es zählt, was man dabei fühlt“
Unter diesem Zitat – ebenfalls aus „Weg von hier“ – könnte man das Album bestens zusammenfassen. Max Herre entwirft diesmal in seinen Liedern keine Geschichten, er schafft etwas Allgemeingültigeres, in dem sich jeder wiederfinden kann. Mal traurig, mal sentimental aber im Großen und Ganzen sind die 13 Lieder immer optimistisch. Eins der Highlights des Albums ist „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein„, eine Cover-Version des Udo Lindenberg Lieds, welches auf dem Album „Alles klar auf der Andrea Doria“ von 1973 zu finden ist. Max‘ Stimme passt perfekt zu diesem Klassiker und auch die Geschichte an sich ist heute, 20 Jahre nach dem Mauerfall, wieder aktueller denn je.
„Geschenkter Tag“ ist eins der wenigen Lieder, bei dem es etwas flotter zu geht, welches gleich gute Laune macht und furchtbar eingängig ist. In die gleiche Richtung geht auch „Er sagt sie sagt„, das am ehesten an den Stil des ersten Max Herre Solo-Albums erinnert. Das Album wurde live im Studio innerhalb von nur einer Woche eingespielt, zusammen mit alten Weggefährten wie Sékou und Clueso. Mal wurde „Ein geschenkter Tag“ simpel, dann wieder sehr aufwendig mit ausgefallenen Instrumenten ausgestattet.
Wer sich auf „Ein geschenkter Tag“ einlässt, vielleicht über den eigenen Schatten springt, dem Album Zeit und Ruhe gibt, wird darin viel für sich persönlich finden können.
Max Herre – „Ein geschenkter Tag“ ist am 18. September bei Four Music / Nesola erschienen.
Max Herre live sehen:
03.11.2009 Ulm – Theatro Club
04.11.2009 Wien – Porgy & Bess
06.11.2009 München – Muffathalle
07.11.2009 Leipzig – Spiegelpalast i.d. Kongresshalle
10.11.2009 Osnabrück – Rosenhof
11.11.2009 Hamburg – Grünspan
15.11.2009 Dortmund – FZW
16.11.2009 Frankfurt am Main – Mousonturm
17.11.2009 Stuttgart – Mozartsaal
19.11.2009 Stuttgart – Mozartsaal
22.11.2009 Berlin – Babylon
24.11.2009 Oldenburg – Kulturetage
25.11.2009 Erfurt – Stadtgarten
29.11.2009 Köln – Gloria Theater
30.11.2009 Köln – Gloria Theater