Mit „Airplanes And Sparrows“ bringen die Rostocker von Microstern bereits ihr zweites Album heraus. Warum man dies aber als Neustart ansehen kann, wird schnell deutlich: Aus einem Künstler hinter dem Namen werden fünf. Und aus 90% Arbeit am PC daheim werden 90% Arbeit im Studio. Dass das Änderungen in der Musik mit sich bringt, ist einleuchtend.
Klar findet man hier noch immer die elektronischen Anteile, Stefan Streck, der vorher das Projekt Microstern allein trug, ist immer noch mit Laptop, Gesang und Gitarre beschäftigt. Aber durch die vier neuen Bandmitglieder Nele Schröder (Vocals, Keyboard), Torsten Borchert (Guitars), Martin Druckrey (Bass, Percussion) und Jan Schneider (Drums, Percussion) hat sich das Spektrum der Möglichkeiten noch ausgeweitet. So wurden die Ideen zwar noch immer in Heimarbeit erarbeitet, aber im Proberaum dann zu richtigen Songs umfunktioniert. Die elektronischen Samples erinnern an Bands wie The Notwist, oder finn.. Die Rockelemente wie Bass, Gitarre und Schlagzeug sind stets passend eingesetzt. Manchmal ganz weggelassen, manchmal laut und hektisch hochgepowert und manchmal einfach nur unterstützend im Hintergrund. Und um dem Album die gewisse Größe zu verleihen, wurden auch noch Streicher und Bläser eingesetzt, um an manchen Stellen das Album wirklich pompös wirken zu lassen und Spannung zu erzeugen (so z.B. im Song „Perfect Taste“). Ein musikalisches Highlight stellt der Song „Der Elektrische Reiter“ dar. Abwechslungsreich und mit einer Melodie, die sofort hängenbleibt. Toller Basslauf und fesselnder Refrain!
Die textliche Grundidee des Albums entstand auf Reisen, so dass jeder Track für sich eine Geschichte zu erzählen hat. Auch der Albumtitel „Airplanes And Sparrows“ entstand nicht ohne Grund. Das sind schließlich die Sachen, denen man auf Reisen begegnet: Autos, Züge, Flugzeuge – und eben auch Spatzen! Diesem Verreisen-Prinzip sind auch die – trotz teilweise deutscher Namen immer englischen – Texte angepasst. So heißt es im Lied „Der Elektrische Reiter“:
Waiting at the station.
I can’t stop watching into the train.
I can’t take my eyes of the railway.
Hochpoetisch ist dies nicht, aber die Musik in Kombination mit den Texten löst wirkliches Fernweh aus. So liegt über den Stücken eine Melancholie, der man sich nur schwer entziehen kann. Futter fürs Kopfkino. Stefan Streck selbst sagt, dass dieses Album für ihn eine Art Fotoalbum wäre. Jedes Lied lässt sich einer bestimmten Stimmung zuordnen.
Aber bei aller Schönheit der Platte gibt es trotzdem eine Sache zu bemäkeln: Der Gesang. Wenn man sich dran gewöhnt hat, kommt man gut damit zurecht, aber am Anfang ist es ungewohnt. Die Stimme ist stark elektronisch nachbearbeitet, so dass man den Gesang quasi immer „doppelt“ hört. Auch beim Lied „Ahee“, welches Stefan nicht allein singt, sondern mit Kundan Lal zusammen, wurde dessen Stimme bearbeitet. Das scheint zum Konzept dieses Albums zu gehören. Wie gesagt, eigen, aber eben auch einzigartig.
Das Album wird auf Kasabi Tunez erscheinen. Auch das ist kein Zufall. Kasabi Tunez ist das Label vom Supershirt Hendrik Menzl. Supershirt und Microstern hatten schon öfter zusammengearbeitet (Remixe, etc.). Ob sich das Album auch live bewährt, wird man dieses Jahr noch feststellen können. Zum Beispiel auf dem Immergut-Festival. Wir sind gespannt!
Der Supershirt-Remix vom Song „Perfect Taste“ ist hier zum Download freigegeben.
VÖ: „Airplanes And Sparrows“ erscheint am 11.04. auf KasabiTunez.