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Misses Next Match – Ob Festzelt oder Großraumdisko

Misses Next Match - Ob Festzelt oder GroßraumdiskoIndie, Electro, Pop. Dies und noch mehr bunte Stilmerkmale verbinden Misses Next Match laut eigenen Angaben in ihren Songs. Misses Next Match – das sind drei junge Herren aus dem hessischen Kassel, die es mittlerweile in das schöne Hamburg verschlagen hat. Mit „Ob Festzelt oder Großraumdisko“ erschien Ende Mai diesen Jahres das Debütalbum dieser aufgeweckten Dreier-Formation.

Durchgehend eingängig erweisen sich die zwölf Stücke, die es auf das erste Album geschafft haben. Ein treibender Bass in Kombination mit schlichten Schlagzeugrhythmen bilden dabei zumeist die rohe Grundstruktur der Songs. Dazu gesellen sich immer wieder elektronische Beats und Frickeltöne, sodass jene Verquickung von Rock und Electro entsteht, die seit einigen Jahren Hochkonjunktur in der hiesigen Popmusik feiertt. Die elektronischen Töne unterstreichen jedoch meist nur Grundstruktur der Songs und wagen sich selten auf Ton angebendes Kompositionsfeld hinaus. Sie fungieren bei Misses Next Match so durchgängig als aufpeppendes Beiwerk.

Zwischen diese tanzbaren Electro-Popmusiken streuen Misses Next Match auf „Ob Festzelt oder Großraumdisko“ mit Songs wie „Grab ein Grab“ oder „Und wenn wir durch die Hölle gehen“ immer wieder ruhigere Indie-Nummer im Singer-/Songwriter-Stil, sodass die KettcarOlli-SchulzClickClickDecker-Assoziationen beim Zuhören nur so wuchern. Dann wird der sonst zumeist übersteuerte / verzerrte Gesang von Enter Thetainment plötzlich ganz fragil und dünn. Man singt über wohlig warme Alltagsmelancholie, dann wieder rotzig über kleine und große Probleme. Der Titel der Platte jedoch verweist schon darauf, dass es sich in der Mehrheit aber um tanzbare Musik handelt. Titel wie „Ein Gespür“ oder „Achtung Achtung“ strotzen nur so vor Energie. Dabei darf eine gute Portion (Electro-)Punk-Attitüde nicht fehlen.

Ein besonderes Highlight, wenn nicht sogar das Highlight der Platte ist wohl der Abschluss. Hier holten sich Misses Next Match die „umherschweifenden Produzenten“ Knarf Rellöm und DJ Patex ins Boot. Zusammen coverte man den Talking-Heads-Hit „Psycho Killer„. Knarf gerät dabei wie gewohnt ins textliche Fieber und verleiht so dem Originaltext ein anderes prosaisch-psychedelisches Gesicht. DJ Patex versetzt die Hörer mit ihrem hypnotischen Gesang dann vollends in Trance. Dass das Ergebnis dann allerdings mehr nach Rellöms letzter Scheibe „Move Your Ass And Your Mind Will Follow“ klingt, soll hier nicht weiter stören.

Alles in allem klingt das Debüt dieser Formation ungestüm und roh. Zu ambitioniert um als Lo-Fi-Trash abgestempelt zu werden, zu konventionell um als Entdeckung zu gelten. Man weiß noch nicht so richtig, wohin es hier gehen soll, wohin es hier gehen wird. Der ironisisch anmutende Titel der Platte verweist deshalb – ob gewollt oder ungewollt – auf die durch popkulturellen Eklektiszismus fehlende stilistische Eigenprägung der Band. Diese Platte ist kurzweilig und gutes Mittelmaß.

Ob Festzelt oder Großraumdisko“ erschien am 22. Mai 2009.

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