Da sich die bunten Frühlingsblüher nur schwerlich aus dem Boden kämpfen, schlagen Moritz Krämer und seine Musiker auf dem Debüt „Wir Können Nix Dafür“ auch eher zarte Töne an aber überraschen mit ausgereiftem Instrumentarium und wunderbar ehrlich-alltäglichen Texten.

Moritz Krämer arbeitet eigentlich an verschiedenen Theatern u.a. als Komponist und musikalischer Leiter und ist dem ein oder anderen als Support von G. z. Knyphausen bekannt. Jener machte ihn durch sein Cover von „Mitbewohnerin“ zum Mitstreiter. Damals hatte Moritz Krämer seine kleine feine EP „Ich kann nix dafür“ auf Tour dabei. Alles rein akustisch – doch nun, auf seinem Debüt „Wir können nix dafür“ sind jene und neue Stücke mit Band ausgearbeitet, hört man Streicher, Piano, klingt alles voller und mit noch mehr Seele. Dabei wirft er uns nicht den Heullappen hin, sondern singt mit Charme, Ironie und einem großartigen Alltagsauge aus verschiedenen Perspektiven; mal aus Sicht eines Mannes, der von seinem Balkon aus die Welt sieht; mal von einem Spatz, der den Süden sehen wollte und die anderen Spatzen doof findet. Dann steht die kleine Nichte vor einem, mit verrotzter Nase, den Haaren im Gesicht, mit ihren großen braunen Augen. Moritz’ Texte sind nahezu Regieanweisungen mit all den Details.

In das wunderbare Kopfkino wird durch das kurze „Ich und du“ eingeführt, ein Szenenschnitt. Danach die beinahe Detailbeschreibung des Kindes beim Album-Titelgeber „Wir können nix dafür“. Und immer wieder, wenn man genau hinhört und die Ohren spitzt, wunderbare Kontrabasszupfer und lockerleichte Swing-Klänge wie in „Nichts Getan“. Wie das mit den Zeilen über eine plattgefahrene Katze zusammenpasst? Reinhören!

Hier und da schlichen sich dann doch noch Vergleiche ein, erinnerte grad „Hinterher“ an ein Song, dem auch Nils Freverts Stimme geschmeichelt hätte. Und genau diese Nils-Leichtigkeit hat „Wir Können Nix dafür“, nicht die melancholische Traurigkeit des G. v. K. – wunderbar mit Streichern und kleinen Dingen, die man erst nach und nach entdeckt, mit schmunzelschönen Zeilen, die man erst nach mehrmaligem Hören entschlüsselt und erkannt hat. Diese frühlingsleichten Klänge wird Moritz Krämer auf seiner Frühlingstour in die offenen Ohren spielen. Und vorher dieses Kleinod genießen!
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“Wir Können Nix Dafür” erscheint am 04.03. auf Tapete Records