Es gibt ja viele Musikacts, die sich das Experimentieren auf die Stirn geschrieben haben. Wie wäre es mit Disco, Krautrock, gepaart mit House, auf Grundlage von electronischen Beats? Diese Kombination ist mit Sicherheit nichts Neues – Jedoch in den meisten Fällen ein misslungener Ansatz. Umso schöner also, dass Munk jetzt mit seinem bereits zweitem Album „Cloudbuster“ zeigt, wie man es richtig macht.
„Come on, bring it on!“
So beginnt der erste Track. Und er ist umwerfend! Er nennt sich „Live Fast! Die Old!“ und legt damit ganz nebenbei eine Maxime der derzeitigen Jugendkultur zugrunde. Und niemand geringeres als eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Italiens, Asia Argento, Tochter des bekannten Horror-Regisseurs Dario Argento, haucht dem Hörer hier die anfangs erwähnten Zeilen ins Ohr. Asia hat schon öfters mit Musikern zusammengearbeitet, zuletzt mit Bands wie Placebo oder Antipop. Und jetzt eben mit Munk. Der Track ist sehr free-jazzig, ohne dabei die Electro-Fahne zu sehr hängen zu lassen.
Auch abgesehen von Asia Argento lesen sich die Namen, die Mathias Modica aka Munk bei diesem Album unter die Arme griffen, äußerst flüssig: Klaus Lemke, Regisseur und kreativer Kopf hinter vielen 70er Jahre-Filmproduktionen aus Hamburg. Auch Busy P, Chefkopf von Ed Banger, hat seine Finger bei dieser Platte im Spiel und will auch bald einen eigenen Remix zu einigen Songs heraushauen. Und, last but not least, griff Matty Safer von der Band The Rapture auf diesem Album zum Bass. Munk selbst kommt übrigens aus München, das kann bei all der Internationalität ja schnell mal untergehen.
Man merkt schon am Namedropping, dass sich dieses Album nicht auf einen Stil reduzieren lässt. Es ist sehr vielschichtig, man hat stellenweise das Gefühl, dass Munk in der Lage ist, alles in seiner Musik unterzubringen, was auf den Plattentellern der letzten 3 Generationen lag. Der Track „Interludus #1“ z.B. beginnt mit einem wabernden elektrischen Gitarrensound, auf dem eine Männerstimme summt, ganz dem Rock’n’Roll angelehnt. Kurz darauf pumpt sich dann ein Four-To-The-Floor-Beat ins Lied, nur um sich dann der Popmusik, dem Klavier und einem poppigen Refrain hinzugeben. Unglaublich, was hier alles kombiniert wird. Und das Besondere daran: Es wirkt nie unmelodisch oder unpassend.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ironie in der Musik. Das witzigste Lied vom Album dahingehend ist der Song „No milk“, wo eine Alienstimme gelangweilt aus den Boxen mault, über Milch und Lemonade labernd, auf einer simplen Bassline und der erkenntnisreichen Feststellung am Ende: „Fuck milk.“
Zum Schluss noch ein schönes Zitat aus dem Pressetext zur Platte, geschrieben vom Kollaborationspartner Klaus Lemke:
„Was interessiert Sie an Musik? Musik ist für die Gefühle da, die man woanders nicht unterkriegt. Und: Dass man in der Musikszene keine Punkte abgezogen bekommt, nur weil man ein bisschen doof ist.“
So weit so gut. Ob doof, oder nicht, ob Krautdisco oder Hipelectric, ob Pop oder was auch immer: Tolle Platte, Munk! Nicht zuletzt wegen dem neonfarbenen, augenschädigenden CD-Muster. New Rave, was? Ach nein, wir wollten ja Schluss machen mit den Kategorisierungen. Come on, bring it on!
VÖ: „Cloudbuster“ erscheint am 30.05.2008 auf GOMMA.