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Murder – Stockholm Syndrome

Oh wie fein, eine Band aus Dänemark (ja, aus Dänemark – auch wenn der Titel zunächst anderes vermuten lässt). Man bekommt ja eher selten die Gelegenheit etwas Besonderes von dort zu hören, im Vergleich mit dem musikalischen Output der Nachbarländer. Wobei das ja nichts über die Qualität aussagt, also: Spannung, erstmal (mit murder).

Kleiner Tip gleich zum Anfang: unbedingt das Cover mal in größer angucken, schonmal Kandidat für das Cover-des-Jahres. In Schwarz/Weiß stehen Jacob Bellens und Anders Mathiasen vor einem, als hätten sie gerade geheiratet, das ganze erinnert stark an einen Dogma Film. Die sich daraus ergebende Spannung muss natürlich gleich mit einem Einlegen der CD gelöst werden.

Und was man hier zu hören bekommt hat erstmal nichts mit Krimispannung zu tun, nichts mit Mord, nichts mit Geiselnahmen. Ruhig ist es, akustisch, fast nur Gitarre. Murder scheinen zumindest zunächst vor allem aus einem zu bestehen: der faszinierenden Stimme Jacob Bellens.

Da fühlt man sich plötzlich ganz stark an den Mann in Schwarz erinnert, und auch wenn Vergleiche natürlich böse und unnötig sind, der späte Jonny Cash ist hier mehr als präsent, wenn es darum geht die Stimme zu charakterisieren. Pure Melancholie, mit einem stets vorhandenem düsteren Touch, die man auch in den – teils abstrakten, teils wie beiläufig wirkenden – Texten wiederfindet.

careful // careful // others are eating // feeding the bombshell // mystic // sun ra // something for pleasure // what I cannot tell // swept me // off my // feet for a minute // cold my heart be still // so much // bigger // hands on the pavement // closer on the kill

Musikalisch wird dem dann zumindest teilweise entgegen gewirkt wenn sich – von Freunden der Band oder auch befreundeten Bands gespielt – Cello, Kontrabass, Posaune, Banjo und noch weiteres Instrumentarium zum Gitarrenspiel dazu gesellt. Hier mag man sich dann vielleicht vielleicht an Nick Drake erinnert fühlen. Nett arangiert, keine Frage, aber wie hier vielleicht schon durchklang – neu oder ungehört ist das nun nicht gerade.

Zentrum der Musik ist eben der bereits erwähnte, sehr charakteristische Gesang, der das Debüt des dänischen Duos definiert. Debüt? Oh mist, so gern hätte ich diesen Satz so stehen gelassen, aber bei näherem Hinsehen stelle ich fest, das stockholm syndrome gar nicht das Debüt ist. Doch zumindest kann man es so ansehen, denn seit one year from now it`s my birthday scheint sich nicht nur die Besetzung, sondern auch die Musik eklatant verändert zu haben.

Wenn man sich nun auf murder einlassen mag, sollte man dies auch mit dem Willen zum Zuhören tun, sich der Faszination dieser tiefen, düsteren Stimme hingeben. Einfaches Nebenbeihören lässt stockholm syndrome schnell eintönig erscheinen.

VÖ: 25. Januar 2008
http://www.myspace.com/murderdk

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