The Jersey boys are back! Ganze vier Jahre liegen zwischen dem Release des erfolgreichen Konzeptalbums „The Black Parade“ und der neuen Veröffentlichung. Mit „Danger Days: The True Lives of The Fabulous Killjoys“ meldet sich My Chemical Romance nun aber endlich mit gewohnt sorgsam gestalteten Programm zurück. Frei nach dem Motto: Dunkelheit ist ja sowas von 2006, in der Zukunft gibt’s Farbe.
Keine neue Erkenntnis ist es, dass My Chemical Romance zu ihren Alben auch eine adäquate Welt erschaffen. Doch bevor es so weit kommen konnte, lagen dem Kollektiv einige Steine im Weg. Nach dem Ausstieg von Drummer Bob Bryar, verbleiben die restlichen vier Mitglieder vorerst ohne festen Percussionsten. Trotzdem haben sie sich an die Arbeit gemacht, ein Album zu konzipieren, das zwischenzeitlich fast komplett verworfen wurde. An seine Stelle tritt nun aber ihr lang erwartetes vierte Studioalbum. Doch My Chemical Romance wären nicht sie selbst, wenn sie es bei der bloßen musikalischen Darbietung beließen. Ob man es nun als Konzeptalbum betrachtet oder nicht, eine Rahmenhandlung gibt es jedenfalls. Das postapokalyptische Kalifornien im Jahre 2019 ist Schauplatz für die Gefechte zwischen der Gang der Killjoys (die Alter Egos der Band) und den Better Living Industries (BL/ind).
Ein weiterer maßgebender Charakter bestimmt das Intro: Die Rolle des Radiomoderators Dr. Death Defying leitet das fast einstündige Hörerlebnis ein. Die Leadsingle der 15 Tracks Na Na Na (Na Na Na Na Na Na Na Na Na) zeigt neben ihrem plakativen und irreführendem Titel nämlich einen sozialkritischen und politisch motivierten Text. Der Videoclip hierzu bietet außerdem den ersten Teil der zusammenhängenden Musikvideos.
Auf die übliche Qualität von MCR ist Verlass. Doch vier Jahre bieten viel Zeit für Veränderung. My Chemical Romance erscheinen experimentierfreudiger, sie machen sich neue Instrumente und elektronische Klänge zu eigen. Die Lyrics von Leadsänger Gerard Way zeigen sich weniger andächtig, mal sehr gesellschaftskritisch und komplex, manchmal simpel, aber immer passend in ihrem Ganzen. Unübersehbar durchscheinende Themen betreffen den Aufruf zur Selbstverwirklichung und den Appell, Mut zu fassen, um die richtige Richtung einzuschlagen.
Die zweite Singleauskopplung zeichnet sich vor allem durch ihren hymnenhaften Refrain aus und befasst sich mit den zuvor genannten textlichen Motiven: Sing it out, boy they’re gonna sell what tomorrow needs / Sing it out girl, before they kill what tomorrow brings / You’ve got to make a choice, if the music drowns you out / And raise your voice, every single time they try and shut your mouth.
Bevor Dr. Death Defying das Programm beendet, dürfen sich noch einige Highlights in die Tracklist einreihen, darunter das rockige „DESTROYA“, eine der ruhigeren Nummern „S/C/A/R/E/C/R/O/W“ sowie das nostalgische „The Kids from Yesterday“.
Mit „Danger Days: The True Lives of The Fabulous Killjoys“ schafft das Quartett ein Konglomerat, bei dem auf den ersten Blick noch vieles im Dunkeln verborgen bleibt. Sie zeigen ein neues Gesicht, doch der Kern von My Chemical Romance bleibt stark. Definitiv ein Album, dem mehrmaliges Hören gebührt, um das volle Potential zu erkennen.
VÖ: „Danger Days: The True Lives of The Fabulous Killjoys“ erschien am 19.11.2010 via Warner Music.