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Nick Hornby – Juliet, Naked

juliet_nakedNach pubertierenden Teens, die Kinder bekommen und potentiellen Selbstmördern beschäftigt sich Nick Hornby erneut mit einem Thema, dass ihn einst zu dem gemacht hat, was er heute ist: Musikern und Fans. In seinem sechsten Roman mit dem Titel „Juliet, Naked“ steht das Paar Duncan und Annie, die seit 15 Jahren zusammen in einer englischen Kleinstadt leben, sowie der amerikanische Singer Songwriter Tucker Crowe, dessen letzte Veröffentlichung schon über zehn Jahre zurück liegt, im Mittelpunkt.

Duncan ist ein angesehenes Mitglied einer Online Community, die sich mit Tucker beschäftigt, und nennt sich selbst ‚Crowologe‘. In der festgefahrenen Beziehung zwischen Annie und Duncan ist Tucker immer präsent, so fahren die beiden in ihren Ferien auch in die USA, um vermeintlich wichtige Orte aus Tuckers Leben zu besuchen. Vom Musiker selbst gibt es seit Jahren kein Lebenszeichen, bis plötzlich eine neue CD mit Demo- und Akustikversionen von Tucker Crowes Hit Album „Juliet“ auftaucht. Duncan ist sofort Feuer und Flamme, Annie ist hingegen ganz anderer Meinung und veröffentlicht auf der Internetseite eine kritische Rezension zur Platte „Juliet, Naked„. Kurze Zeit später bekommt sie daraufhin eine E-Mail von Tucker Crowe höchstpersönlich, der ihre Kritik gut findet und mit seinem Album selbst nicht zufrieden ist. Annie kann es zuerst gar nicht glauben und weil sich das Paar kurz darauf trennt, nachdem Duncan eine Affäre mit einer Kollegin beginnt, erzählt Annie Duncan auch nichts von der aufstrebenden Mail-Freundschaft zu Tucker und der immer größer werdenden Zuneigung.

Das Buch wurde aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, man erfährt so also aus allen Perspektiven Insider-Informationen, zum Beispiel über das geheimnisvolle Verschwinden von Tucker Crowe nach einem Konzert. Besonders amüsant ist, dass alles, was sich die ‚Crowologen‘ über die Jahre über ihren Star zusammengebastelt haben, falsch ist und Tucker in Wahrheit ein ganz anderes Leben führt. Dieser hat sich gerade von seiner xten Freundin getrennt und lebt allein zusammen mit seinem kleinen Sohn Jackson in den Staaten. Als seine älteste Tochter, die in England lebt, eine Fehlgeburt erleidet, entscheidet sich Tucker, nach Europa zu fliegen um sich in diesem Zug auch mit Annie zu treffen.

Zu Beginn des Buches ist alles sehr gut durchdacht und es macht großen Spaß es zu lesen, in der Mitte fängt es an sehr konstruiert zu wirken und das Ende ist auch nicht wirklich überraschend, wenn auch offen. „Juliet, Naked“ beginnt qualitätsmäßig bei „High Fidelity“ und endet in der Mittelmäßigkeit von „How to be good„. Die Charaktere sind erneut sehr typisch für Nick Hornby ausgefallen, etwas skurril, aber immer liebenswert. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass Nick Hornby der Fan- und Internetwelt perfekt den Spiegel vorhält und er immer am brillantesten ist, wenn es um eins seiner Lieblingsthemen geht. Niemand schreibt so leidenschaftlich und zugleich wahr über Musik. Aber auch Sätze wie „Durch die ständige Wiederholung wurde die Lüge immer wahrer, so wie ein Weg wirklich ein Weg wird, wenn nur genügend Leute darüberlatschen“ sollte man sich mit einem Text-Marker anstreichen.

Nick Hornby – „Juliet, Naked“ ist am 03. September bei Kiepenheuer & Witsch zum Preis von 19,95 € erschienen.

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