Einen großartigen Auftritt lieferte gestern in Hamburg der Singer und Songwriter Niels Frevert und bescherte den Menschen im prall gefüllten Übel&Gefährlich einen unvergesslichen Abend. Unterstützt wurde er dabei von der nicht minder tolleren Paul Dimmer Band. Mit alten und neuen Songs aus dem aktuellen Album „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ zauberte Niels dem Publikum ein permanentes Lächeln aufs Gesicht und auch schon mal die ein oder andere Träne.
Nach kurzer Umbauphase betritt Niels Frevert gegen halb zehn die Bühne. Ein bisschen unsicher wirkt er, wenn er sich so durch die Haare streicht und mit großen Hundeaugen in die Menge schaut und gleichzeitig seine Gitarre stimmt. Das Übel&Gefährlich ist bis oben hin gefüllt und vertritt ein Publikum aller Altersklassen. Niels Musik scheint einfach zeitlos und immerhin kann der sympathische Hamburger ja auch schon auf drei Alben und eine zehnjährige Musikkarriere zurückschauen. Begleitet wird er seit jeher von seiner Band, bestehend aus Stephan Gade (Bass und mit Frevert Produzent der neuen Platte), Tim Lorenz (Schlagzeug) und Stefan Will (Piano).
Nicht nur Niels scheint von Song zu Song sicherer zu werden, auch die anderen Jungs haben spätesten beim dritten Lied ein permanentes Lächeln um den Mund und spielen mit ganz viel Leidenschaft. Während Niels am Anfang noch sehr wehleidig wirkt und diese Stimmung auch perfekt auf die Zuschauer überträgt, wenn er seine Lieder singt und dabei so traurig guckt, dass man ihm am liebsten aufmunternd auf die Schulter klopfen möchte, scheint auch er seine Freude über das zahlreiche Erscheinen und den großen Applaus nicht mehr verbergen zu können.
Mit Ansagen hält sich Niels eher zurück, wenn er dann doch mal etwas erzählt, versucht er sich zu entschuldigen, dass er das nächste Lied noch nicht so gut spielen kann und macht dann natürlich doch alles richtig. Ach Niels, sei doch nicht so bescheiden. Aber gerade das macht ihn dann auch wieder so sympathisch.
Der frühere Sänger der Nationalgalerie schlägt sich seit einigen Jahren solo durchs Leben, schreibt Songs, die so wahr sind und so schön dahergesungen kommen, dass man ihn einfach gern haben muss, den Niels.
Zwanzig Lieder präsentiert er Hamburg an diesem Abend. Darunter Klassiker wie „Du musst zuhause sein“ und „Seltsam öffne mich„, aber auch starke Songs vom neuen Album, z.b. „Ich möchte mich gerne von mir trennen“ oder „Niendorfer Gehege„, ein Song über alte Freundschaften.
Es tut so gut dich wiederzusehen/ ’n bisschen komisch, in den Arm zu nehmen/mein Freund, ich geb ein aus/was willst du trinken/stell dich zu mir/erzähl breit und lang, wie es dir in der Zwischenzeit ergang/hier ist genug Platz für krumme Gedanken.
Dreimal verlässt Niels die Bühne, dreimal wird er zurückgerufen. Den größten Teil spielt er mit Band, einige Zugaben dann alleine mit der Akkustikgitarre. Bei einem Lied wird auch mal das Akkordeon rausgeholt. Das Publikum ist begeistert und Niels verbeugt sich schüchtern, eher wie ein Ducken sieht es aus, als schäme er sich selber für so viel Lob.
Sogar Kollegen wie Olli Schulz befinden sich unter den Zuschauern. Und als es dann doch irgendwann vorbei ist, tritt man in die lauwarme Nachtluft hinaus und denkt sich, dass man doch heute eigentlich nirgendwo anders hätte sein wollen, als hier.
ach ja.. :-)
Das mit dem „Das nächste Lied müssen wir noch üben“ bezog sich darauf, dass das nächste Lied „Der Typ, der nie übt“ war. Kleiner Scherz also.
Wehleidigkeit hat der Konzertbeginn für mich überhaupt nicht ausgestrahlt.
Mir hat es auch sehr gut gefallen. Ein toller Abend.