Neulich beim Konzert. Eine junge Band aus Hamburg spielt zwischen zwei Band, die gar nicht so recht zu ihnen passen wollen, in einer Location die ihren Soundbedürfnissen nicht gerecht werden kann. Nihiling sind Debütanten und tun ihre ersten größeren Schritte. Das was sie den anderen Bands an diesem Abend voraus haben, ist die Zurückgenommenheit ihrer Protagonisten. Sie lassen die Musik sprechen und pressen ihren intensiven Sound in die kleine Location des Bielefelder AudiMin und schaffen ein Gefühl uferloser Atmosphäre. Ganz so wie auf ihrer Platte: M(e)iosis.
Tatsächlich ist die Soundfrage bereits nach einem pochendem Intro und dem Opener Mothgate abgehakt. Gleich drei Gitarren verschmelzen zu einem kraftvollen Sound und Gorka Morales glasklare Stimme bahnt sich den Weg aus den Boxen. Seine variable Stimme funktioniert an vielen Stellen der Songs wie ein weiteres Instrument. Das Isis-Shirt das Morales an besagten Abend trägt ist allerdings trügerisch. Seine Band ist keine von diesen zähen progressiven Postrockbands, die ihre Sound-landschaften Minuten lang aufbauen, eskalieren, und langsam wieder verebben lassen. Nihiling sind da direkter, oftmals auch harmonischer, wenn auch die Ausbrüche nicht minder intensiv sind. Die jungen Hamburger haben sicher eine Weile gebraucht, um auf diese Weise zusammenzufinden. Die Platte ist ein in sich geschlossenes Werk, das jedem Song genug Raum zur freien Entfaltung bietet. Jedes Instrument unterwirft sich dabei in jeder noch so kleinen Nuance dem Gesamtsound. Und die Songs sprechen ihre eigene Sprache. Ansagen gibt es auch live übrigens kaum. Den Vergleich zu den Postrockern von Oceansize müssen sich Nihiling allerdings gefallen lassen. Es ist die Art und Weise, wie eingängige Momente von instrumentalen, beinahe epischen Momenten abgelöst werden und die Nähe zum Gesangsstils eines Mike Vennart, der ebenso wie Morales zwischen Flüstern, Hauchen, großen Gesten und wütenden Ausbrüchen taumelt. Live erinnern diese Ausbrüche beinahe an die inbrünstige Intensität eines Craig B. (Aereogramme) . Auf M(e)iosis allerdings geht dieser Aspekt, sehr zum Bedauern, leider unter. Nichtsdestotrotz steht die Qualität der Songs der Hamburger ausser Frage. Vielmehr sei hier ein Kompliment ausgesprochen. Ein Kompliment dafür, dass sich fünf junge Menschen derartig ihren Kompositionen verschreiben, dass sie das Prädikat „reife Songs“ verdienen.