Der Pianist Nils Frahm ist ein facettenreicher Künstler. Ob er sich ein Studio mit Ólafur Arnalds, Peter Broderick oder wie bei seiner letzten Veröffentlichung mit Anne Müller teilt, stets zeigt der Berliner welche Schönheit man mit einem ach so alten Instrument erzeugen kann. So geschehen auch auf seiner heute erscheinenden Auskopplung „Felt“.
Felt ist mal wieder kein gewöhnliches Klavieralbum. Nicht nur, was die Arbeit mit den Tönen angeht, unterscheidet es sich von herkömmlichen Klavierplatten. Auch die Aufnahmeform war eine andere: Am frühen Morgen oder in der Nacht entstanden die zarten Klänge in Frahms Studio in Berlin. Aus Rücksicht stattete er sein Instrument mit Filz aus und entdeckte durch diesen Umstand eine völlig neue Art von Klang, gedämpft, aber dafür unmittelbar nah und schön. So fern und anders von seinem letzten Solorelease „The Bells“, das 2009 erschien und in einer alten Berliner Kirche vertont wurde.
Zuweilen fühlt es sich an, als säße man im Korpus des Tasteninstruments fest, ganz nah an den kleinen Hammern und Saiten, die die Mechanik des Klaviers ausmachen und die Klangwelten produzieren. Ein intimes Unterfangen, das sich durch die mit eingefangenen Hintergrundgeräusche – atmen, reden, der knarrende Holzfußboden – noch mehr so anfühlt, als wäre man mittendrin. Die Aufnahmen wirken sehr persönlich, natürlich und keinesfalls künstlich rein. Die Liebe zum Detail, die mitschwingende Emotionalität und seine anmutende Art mit den Tasten umzugehen, machen Felt zu einem unkonventionellen Klangerlebnis zwischen Dur und Moll.
Nils Frahm ist ein Klavierkünstler sondersgleichen, das beweist er wieder einmal mit seiner Klangwelt aus neun Tracks auf Felt. Kopfhörer auf und eintauchen.
VÖ: „Felt“ erscheint am 7. Oktober 2011 via Erased Tapes Records / Indigo.